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Interview: MALSAIN
Titel: Songs wie Albträume

2001 im norwegischen Schwarzmetall-Mekka Bergen zunächst noch als Old School Black Metal-Vereinigung formiert, mutierten diese Skandinavier mit der Zeit zu einer derjenigen Bands mit den wahrscheinlich obskursten Dunkelklängen aus diesem Land überhaupt.

Denn die Musik von Malsain wurde immer düsterer, atmosphärischer und gruseliger. „They Never Die“, das aktuelle Debütalbum dieses untoten Pessimisten-Quintetts, erzeugt jedenfalls dermaßen beklemmend paranoide Stimmungsschübe, dass dabei wohl selbst ein frischgebackener Lotto-Millionengewinner manisch depressiv wird.

Also eine ausgemachte Weltflucht-Scheibe für chronische Miesmacher, die da kreiert wurde. Bassist Tenebres, ein unheilvoll dreinblickender Kahlkopf, scheint trotzdem überraschend guter Dinge zu sein.

„Momentan spannen wir gerade für einen Monat aus und machen Urlaub, danach bereiten wir uns für eine Live-Show beim Bergener Metal Festival `Hole In The Sky` vor. Wir haben nämlich die große Ehre, dort als Opener zu fungieren.“

Wie er weiter offenbart, zielen Malsain, im Gegensatz zu vielen ihrer heimatlichen Kollegen, primär nicht darauf ab, „böse“ Musik zu spielen.

„Im direkten Vergleich zum Black Metal steht unser Sound doch eher viel weniger Schwarz da. Wir wollen aber auch sowieso vordergründig obskure und stimmungsvolle Songs machen, voller tiefdunkler Emotionen. Unser Vorhaben ist es, krankhafte und unheimliche Atmosphären zum Leben zu erwecken, wie man sie wohl nur aus den schrecklichsten Albträumen her kennt. Die Angst an sich stellt daher unsere musikalische Hauptkonzeption dar, wir versuchen dabei diese spezielle Art von Emotion lyrisch adäquat zu umschreiben beziehungsweise bestmöglich zu definieren. Obwohl wir natürlich auch die Musik all der norwegischen Black Metal-Bands genießen, stellt dieser Sound doch wirklich nicht unseren zu beschreitenden Pfad dar.“

Und wie der bleiche Viersaitenmann vorgibt, glauben Malsain geschlossen daran, dass Musik, gleich welcher Art und Ausführung, in erster Linie eine ganz spezielle Stimmung erzeugen muss, um wirklich interessant zu sein. Tenebres hierzu:

„Die meisten Hörer wünschen sich wahrscheinlich viel mehr brutales Riffing und mehr Gewalt in der Musik als dies bei uns der Fall ist. Doch wir inszenieren da viel lieber eine monoton anmutende und atmosphärische Klangwelt, erfüllt von Furcht und klaustrophobischen Gefühlen. [Klaustrophobie: Psychisch krankhafte Angst vor dem Aufenthalt in geschlossenen Räumen; A.d.A.] Diese künstlerische Vorgehensweise stellt für uns einfach gesagt einen etwas anderen Weg dar, das Konzept dunkler Musik weiter in die Tiefe zu treiben. Dennoch, man kann nicht sagen, unsere Lieder seien nicht brutal.“

Das Zombie-hafte Horror-Quintett versucht bei seinem Schaffen, sich möglichst wenig von anderen Bands beeinflussen zu lassen.

„In unserer Presse-Info vermarktet unser Label uns als eine ähnliche Truppe wie Khold. Das ist eigentlich auf eine gewisse Weise sehr schade, denn nun denken wahrscheinlich nicht wenige Leute, ohne unsere Kompositionen überhaupt je gehört zu haben, Malsain wären lediglich eine weitere Kopie von Khold.”

Tenebres ergänzt: „Wir beinhalten sicherlich diverse Elemente ihres Sounds, doch würde ich nicht behaupten, dass wir Khold dermaßen ähnlich sind.”

Die Wahrheit ist jedenfalls, so der Kerl weiter, dass Malsain weder Tulus noch den Bandnachfolger Khold je gehört hatten, als die Songs für das Debütalbum „They Never Die“ entstanden.

„Dennoch, wir schätzen Khold als Band. Ich bin der Ansicht, dass ihre Songs mehr barsch nach vorne abgehen, und wir eben dagegen viel atmosphärischer agieren. Um deine Frage aber erschöpfend zu beantworten: Darkthrone und Katatonia waren die beiden Bands, die mich dazu bewegten, Malsain zu starten.”

© Markus Eck, 23.07.2005

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