Interview: | LORDI |
Titel: | Lebendige Kontraste |
Mit dem neuen Album „Monstereophonic (Theaterror vs. Demonarchy)“ präsentieren die 1992 gegründeten, finnischen Horror-Hardrocker teils völlig neue Seiten ihrer ganz speziellen Unterhaltungskunst.
Denn auf diesem sechsten Langspieler entblättert Bandboss, Maincomposer, Kostümdesigner und Vokalist Mr. Lordi mitsamt seiner gruselig ausstaffierten Mutantentruppe auf musikalische Weise teils die bislang modernsten Facetten.
Bassist Ox dehnt die dicken Saiten bei der fünfköpfigen Formation seit 2005. „Obwohl einige der neuen Songs sich merklich von unserem vorherigen Material unterscheiden, sind wir alle sehr zufrieden mit dem Endergebnis. Ich persönlich fühle mich sogar regelrecht glücklich damit. Es war umso härtere Arbeit, als es für uns an die moderner ausgerichteten Kompositionen ging. Schließlich hatten wir das in der Arbeit zuvor so noch niemals gemacht.“
Daraufhin zum Konzept von „Monstereophonic (Theaterror vs. Demonarchy)“ befragt, fängt der Mann an breit zu grinsen. Er freut sich sichtlich:
„Mr. Lordi hatte die zugrunde liegende Idee. Um es kurz zu machen: Die erste Hälfte des Albums birgt traditionelle Lord-Songs im guten alten Stil. Damit sind wir groß geworden. Diese Hälfte ist dementsprechend ‚Theaterror‘ benannt. Die verbleibende andere Hälfte namens ‚Demonarchy‘ ist deutlich härter angelegt und enthält viele neue, überraschende Elemente im Sound. Die ‚Neue Sorte Lordi’, wenn man so will. Die Stücke sind auch länger ausgefallen als sonst. Auf gewisse Weise gestaltete sich das Ganze für mich als ein kleines Abenteuer, weil es zuweilen absolutes Neuland zu betreten galt. Vor allem, weil ich erstmalig in einem Song einen Teils meines Bassspiels mit extraordinärer Schlagtechnik vortrage.“
Leicht ins Ohr gehende Tonfolgen sind den Beteiligten nach wie vor sehr wichtig im ureigenen Gesamtklangbild. „Gute, griffige Melodielinien sind immer schon wie das Basisfundament von Lordi. Und auch, wenn die neuen Nummern ab der Mitte der Platte härter sind, die Melodien sind stets markant involviert. Selbiges gilt übrigens auch für die theatralischen Arrangements, die auch auf ‚Monstereophonic (Theaterror vs. Demonarchy)’ einen großen Teil der Lieder ausmachen. Ohne sie wären wir nicht Lordi“, konstatiert der Rhythmusdiener.
An den neuen Nummern ihres grimmig gestachelten Chefs gewerkelt haben die Musiker einige Monate lang mit Hingabe. Der Tieftöner empfand seinen eigenen Teil des Songwritings als rasch von der Hand gehend, wie er mit Tiefgang in der Stimme resümiert. Zeitgemäße Arbeitsweise:
„Ich nahm meine Riffs einfach kurzerhand auf dem Smartphone auf und sendete sie via WhatsApp an unseren Ober-Lordi. Für uns beide ist das der unkomplizierteste Weg. Er lebt ja ganze 800 Kilometer von mir entfernt. Das Arrangieren und Ausfeilen der Songs sollte dann schon sehr viel mehr an Arbeit mit sich bringen und um einiges schwieriger sein.“
Songtitel wie „Let’s Go Slaughter He-Man“ or „Heaven Sent Hell On Earth“ sprechen erneut eine deutliche Sprache.
Und auch besagte zweite Hälfte folgt einer geheimnisvollen Storyline, so Ox.
„Es geht jedenfalls mal wieder ziemlich krank in den Lyriken zu. Ganz so also, wie man es von Lordi auch gewohnt ist bislang. Tiefer möchte ich nicht darauf eingehen. Die Fans sollen bitte ihre gesamte Fantasie spielen lassen und dabei eine ganz eigene Welt im Kopf zu jedem Stück entstehen lassen.“
Bei Lordi mitzumischen, das stellt für ihn zu 100 % das dar, was er selbst am allerliebsten spielen möchte, frohlockt Meister Ox.
„Daher höre ich unsere eigenen Songs auch anhaltend gerne. Ich liebe diesen Hard Rock-Stil von ganzem Herzen. Hier mache ich was ich machen will. Anders kann und will ich es nicht sagen.“
Apropos, betont lässiger, nicht selten hitverdächtiger Horror Hard Rock mitsamt schaurigen Monstermasken seit so vielen Jahren und kein Ende in Sicht.
Was stellt seiner Meinung nach das Erfolgsgeheimnis seiner originellen Kapelle dar?
„Ich würde sagen, dass es vor allem der einzigartige Mix aus guten Songs und unserem Image ist, dem man eben nicht gänzlich unaufmerksam gegenüberstehen kann.“
Zu gerne entsinnt sich der wackere Griffbrettschrubber auch der vorangegangenen Zeit mit Produzent Nino Laurenne in den Sonic Pump Studios. Power Metaller kennen Laurenne auch von seiner eigenen Band Thunderstone. Ox strahlt über das gesamte Gesicht:
„Mann, da war tonnenweise Spaß und Freude gleichzeitig im Spiel! Die Hälfte der Studiozeit in Helsinki war zwar viel Arbeit angesagt, aber ansonsten unterhielt Nino uns alle mit seinem wirklich wunderbaren Humor. Diese Atmosphäre konnten wir vor allem für die moderner ausgerichteten der neuen Kompositionen optimal gebrauchen. Daher war die ganze Lordi-Mannschaft dort auch über alle Maßen gerne dabei. Für ‚Monstereophonic (Theaterror vs. Demonarchy)‘ kooperierten wir das zweite Mal mit ihm. Und es war garantiert nicht das letzte Mal, da bin ich mir sicher.“
© Markus Eck, 05.09.2016
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