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Interview: LINGUA MORTIS ORCHESTRA
Titel: Ausgewogene Symbiose

Vor allem für aufgeschlossene und vielseitig interessierte Metal-Anhänger ist es immer wieder interessant zu erleben, wenn aus dem kreativen Kern ihrer Lieblingsbands höchst ambitionierte Projekte entspringen, welche der zeitlosen Klassik oder gar operettenhaften Inszenierungen frönen.

So auch bei den Ruhrpott-Urgesteinen Rage, seit 1986 weitläufig bekannt für ihr vielseitiges und ebenso entwicklungsfreudiges Power Metal-Schaffen. Ein Jahr vor der letzten Jahrtausendwende stieg der aus Weißrussland stammende Victor Smolski als Gitarrist bei der aus Herne stammenden Formation ein, um die Musik der Nordrhein-Westfalen mit seinem beachtlich virtuosem Spiel zu veredeln.

Und was bei Rage ohnehin schon seit Jahren beachtlich innovativ anklang, das bringt Victor als Leiter des Lingua Mortis Orchestra nun mit der neuen Album-Symphonie „LMO“ auf den überaus opulent arrangierten Punkt. 



„Ich war gerade noch in Athen für einen Workshop im dortigen Musikkonservatorium unterwegs und hatte unter Flugverspätung zu leiden“, entschuldigt sich der viel beschäftigte Meister für seine Verspätung, „aber es war sehr schön, mich dort derartig repräsentieren zu können.“ 



Wie der mit sehr sympathischer Attitüde Sprechende nahtlos übergehend darlegt, hatte er die letzten drei Monate ohnehin mächtig viel Stress, um das neue Lingua Mortis Orchestra-Werk in den viel zitierten Kasten zu bekommen. Victor schnauft:

„Vor allem die Produktion war wirklich sehr anstrengend für mich, was aber hauptsächlich an den vielen beteiligten Künstlern lag, mit denen ich möglichst reibungslos zu kommunizieren hatte. Da waren schließlich neben dem ganzen umfangreichen Komponieren und aufwändigen Arrangieren, wofür ich allein verantwortlich war, drei Länder und knapp 100 Musiker im Spiel. Es war eine harte Zeit für mich, aber glücklicherweise hat letztlich alles gut geklappt, wenn ich jetzt Resümee ziehe. Ich freue mich daher schon immens darauf, dieses rundum fantastische Werk den Hörern präsentieren zu können!“



Nachfolgend benennt Victor seine von vielfältiger Organisationsarbeit durchzogene Produzententätigkeit für „LMO“ als eine ihm bislang so unbekannte Erfahrung.

„Eigene Musik zu komponieren und selbst zu spielen, das macht mir wirklich großen Spaß. Ich sehe das daher überhaupt nicht als Arbeit. [lacht] Doch Produzent zu sein, das ist schon etwas ganz anderes. Ich meine, keiner konnte mir ja dabei helfen, alles so passend, so flüssig, so harmonisch und letztlich gänzlich sinnvoll in Einklang zu bringen, aus dem die zehn Lieder der neuen Veröffentlichung bestehen. Die eingeflossenen beziehungsweise letztlich verwendeten Ideen waren zahlreich. Viel wurde eingesungen, sehr viele Instrumente wurden aufgenommen, viele Arrangements wurden eingespielt etc. Darüber den kompletten Überblick zu behalten und alles zu einem homogenen Ganzen zusammenzufügen, um sich dann auch noch zeitgleich über den Sound Gedanken machen zu müssen, das empfand ich als eine wirklich unglaublich anstrengende Tätigkeit.“



Und für Victor, hinter dem das erfolgreiche Zusammenfügen von Abertausenden von Aufnahmespuren liegt, wie er sagt, war es selbst als bekennendem Klassikliebhaber schwierig, die Härte und den Druck des Metal mit der Ästhetik und der Anmut der berühmten antiken Notenmeister in Einklang zu bringen.

„Wichtig war mir dabei, es ausgewogen hinzubekommen. Keiner von beiden Musikstilen sollte das Nachsehen haben“, bringt der Lockenkopf lachend hervor, „ich hatte schließlich eine perfekte Mischung aus Metal und Klassik im Sinn.“


Die Frage, ob es im Fall von „LMO“ also schlussendlich nur Gewinner gibt, kontert das herzliche Multitalent gern mit einer Bejahung.

„Im Klassik-Anteil stimmt beispielsweise der Klang, das Volumen und die Gesänge. Und wo Rage draufsteht, ist andererseits auch Rage drin; soll heißen, der Metal-Sektor der Platte ist auch für Rage-Fans gut geeignet, um gut auf ihre Kosten zu kommen. Wer gut hinhört, der entdeckt sogar ganz deutlich, dass Rage mit Stimme und Instrumenten dabei mitwirkten. Dennoch ist gleichzeitig auch unsere Weiterentwicklung zu erfahren, die das Ganze am Ende zu einer wirklichen ,Metal Opera‘ im wahrsten Sinne des stilistischen Begriffes gemacht hat. ,LMO‘ ist daher alles andere als Hintergrundmusik!“



Und wer sich diesem Konzeptalbum mit der ihm zustehenden großen Aufmerksamkeit hingibt, der nimmt laut Ziehvater Smolski an einer in sich geschlossenen Story teil. Er expliziert:

„Es ist auch auf dieser Ebene schon etwas sehr spezielles, aber auch darin habe ich als verantwortliche Exekutive keinerlei Kompromisse gemacht. Und es ist eine sehr spannende und bewegende Story geworden, die da mit kollektivem Herzblut besungen wird, mehr möchte ich hierzu nicht verraten.“

© Markus Eck, 30.07.2013

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