Interview: | LACRIMAS PROFUNDERE |
Titel: | Kernfindung in der Isolation |
âIch kämpfe seit Ăźber 25 Jahren fĂźr diese Band und ich mĂśchte damit nicht aufhĂśrenâ, bekennt sich Leadgitarrist Oliver âOllyâ Nikolas Schmid betont loyal zu Lacrimas Profundere. Als einzig verbliebenes GrĂźndungsmitglied bei den bayerischen Dark Rockern weiĂ der Langmähnige schlieĂlich genau, wovon er redet.
Und dass derlei nicht nur hehre Lippenbekenntnisse sind, davon kĂźndet das neue Album âBleeding The Starsâ - mit dessen ânostalgischerâ Stilistik vor allem auch Fans der frĂźheren Alben beglĂźckt werden kĂśnnen.
âEs ist eben auch bei mir wie bei Musikern insbesondere dieses ânicht erwachsen werden wollenâ, wovon man nicht mehr loskommt. Trotzdem werden die Zeiten, wie ganz richtig angemerkt, nicht einfacher. Man wird zugeworfen mit Musik, will es bald schon gar nicht mehr alles hĂśren, wie auch bei Serien. Da weiĂ man doch schon gar nicht mehr, was man anschauen soll. FĂźr mich entwertet das die Kunst. Eine Platte ist fĂźr mich ein Gesamtwerk mit dem man sich beschäftigen muss. Durch das bloĂe Nebenbei-hĂśren verliert die Musik ihren inneren Wert, die intensive Erfahrung, welche ein Album eigentlich sein sollte.â
Genau in Zeiten wie diesen ist es fĂźr Olly noch wichtiger, so sagt er, sich selbst zu fragen, welches Alleinstellungsmerkmal man als Band noch hat.
âAlso haben mein Bruder Christopher und ich versucht unsere Wurzeln wieder zu entdecken. Wir wollten dabei zurĂźckgehen zu dem, warum wir Ăźberhaupt damit begonnen haben Musiker sein zu wollen. Wir wollten unsere Musik wieder ausschlieĂlich fĂźr uns selbst schreiben, uns immer noch nicht verbiegen oder mit einem Auge auf erfolgreichere Bands schielen. Nur fĂźr den Fall, dass dies auch nichts bringt, kann ich die Limited Edition des Albums als eine Art Wertanlage empfehlen. Liegt dem Box Set doch neben der Bonus-CD usw. auch ein Teil unseres originalen BĂźhnenbanners bei, der uns acht Jahre bei jeder Show begleitet hatte, und welchen ich letzten Sonntag, bei brĂźtender Hitze zusammen mit meinem Vater in 500 gleiche Teile zerschnitten habe.â
âBleeding The Starsâ stellt diesmal also, und das beileibe nicht nur mit dem âNeu-Startâ-Faktor, etwas Besonderes in der Band-Diskografie dar.
Und Olly wird umso nervÜser, je näher der Release rßckt, so bekennt er.
âAber hallo, unglaublich sogar. Ehrlich gesagt bereits seit Ende März, als die erste Single âFather Of Fateâ an den Start ging. Da hier die Resonanz aber so Ăźberwältigend ausgefallen ist, auch durch den Support den wir von Rock Antenne und Spotify bekommen haben, bin ich etwas entspannter geworden. Unser Label hat jedoch ganze drei Vorabsingles angefordert, so dass ich jetzt mit der zweiten Single âLike Screams In Empty Hallsâ erneut âdurch die HĂślleâ geheâ, platzt es lachend hervor.
âDie Wartezeit ist unendlich, man fĂźhlt sich wie der Jugendliche, der endlich den 18. Geburtstag herbeisehnt um mit den Kumpels bis fĂźnf Uhr morgens um die Häuser zu ziehen. Etwas ähnliches schwebt mir am Release-Tag vor, auch, wenn wir an dem Datum das Schlichtenfest in Ottobeuren headlinen und am 27.07. in Weinheim eine besondere Special Release Show mit fast allen Songs aus dem Album spielen werden. Trotzdem werdet ihr mich irgendwo zwischen Ottobeuren und Weinheim in einem Pub um 5:00 Uhr morgens antreffen kĂśnnen. Prost.â
âI Knew And Will Forever Knowâ, der Opener des Albums, hĂśrt sich sehr viel organischer und vor allem auch âschlĂźssiger' an als so einiges aus der jĂźngeren Vergangenheit von Lacrimas Profundere. Olly: âDanke fĂźr die Blumen. Ja, als ich dieses Doom-Riff geschrieben hatte, wusste ich sofort, dies kann nur den ersten Song des Albums geben, zeigt es doch auf wundervolle Art und Weise, auf welche Reise man sich sogleich begeben wird. Sobald man die ersten Minuten hĂśrt, ist es bereits zu spät und man kommt nie wieder davon los, versprochen. Diese Neuausrichtung wollte ich bereits bei der âAntiadoreâ vollziehen, es war aber damals nicht umsetzbar, auch vor allem weil Rob ein ganz anderer Sänger als Julian ist. Jetzt war die Zeit reif und ich bin froh, auch wenn es nicht einfach war, diese harten Entscheidungen der Neubesetzung zu fällen, es letztendlich getan zu haben und mich fĂźr âI do it my wayâ nach Frank Sinatra entschieden zu haben. [lacht]
Die âechteâ Melancholie, ohne Extreme, ist wieder voll da. Olly frohlockt dazu in regelrechter VerzĂźckung:
âAlso, ich wusste, wir haben hier etwas ganz Besonderes geschaffen. Diese ungekĂźnstelte Melancholie lag fast magisch Ăźber dem gesamten Schaffensprozess. Mit jedem Song, der fertig wurde, dachten wir nur âwow, wie sollen wir da nur bloĂ noch eins draufsetzenâ - aber dann kam der nächste ⌠ich hatte ein- oder zweimal wirklich Tränen in den Augen, weil es mich so krass gepackt hat. Wie beispielsweise im Chorus von âA Sleeping Throneâ.â
Was dem Axeman auch sehr im Gedächtnis geblieben ist, so berichtet er, war die Zusammenarbeit mit Chris âThe Lordâ Harms, seines Zeichens Sänger und Gitarrist von Lord Of The Lost sowie mit Tobias SchĂśnemann alias Allen B. Konstanz von The Vision Bleak beim Titel âBreathing Soulsâ.
âDer Song greift als Thema den Umgang mit unserem Planeten auf. Als dann plĂśtzlich unser Produzent âKohleâ [Kristian Kohlmannslehner, u.a. Powerwolf, Eskimo Callboy, Hämatom; A.d.A) meinte, dass dies die traurigste Melodie wäre, welche er je gehĂśrt hätte, war klar, genau so muss das sein.â
In Sachen 'kßnstlerische Selbstverwirklichung' legt Olly grundsätzlich dar:
âJeder hat doch gewisse Dinge im Kopf: die Weltreise, welche er irgendwann mal macht, den Ford Mustang, den er irgendwann mal fährt; ja, vielleicht auch nur, den Balkon endlich zu streichen. Alles wird auf später verschoben und abgewogen, und plĂśtzlich ist es zu spät, die eigenen Träume zu verwirklichen! Das war unsere Triebfeder beim Schreiben der Songs - nämlich die Dinge zu tun, die mir schon lange im Kopf herum schwirrten. Als mein Bruder und ich begonnen hatten die Songs zu schreiben, haben wir uns jeglichen StrĂśmungen komplett verschlossen und ganz einfach das Album erschaffen, von dem wir geträumt haben.â
Lacrimas Profundere sind tatsächlich wieder so hungrig wie in ihren kreativsten Zeiten. Und das ganz im Zeichen der Freude: âWir ziehen alle an einem Strang, jeder hat dieses Feuer und wir haben definitiv SpaĂ, die Musik, die uns so viel bedeutet, zu spielen! Wir haben Freude bei der Anreise, reden Ăźber tausend Dinge, jeder freut sich den anderen wieder zu sehen und auf den nächsten Gig, so, als wäre es sein erster. So auch im Studio - wir verschwendeten keine Zeit mit Diskussionen, weil uns die Kreativität einfach nur so Ăźberrannt hat. Es war ein ganz anderer Vibe, wir waren aufgeregt und voller Energie.â
Die Beteiligten, so Olly weiter, wollten einen neuen Sound finden und neue Erfahrungen machen: âWo wir uns beim letzten Album zu sehr mit unseren eigenen Egos, oder zu vielen verschiedenen Meinungen gegenseitig im Wege standen, hat hier jeder einzelne von uns seinen Teil dazu beigetragen. Daher darf auch unser Produzent Kohle erneut nicht unerwähnt bleiben, hat er uns in seinem Studio doch eine perfekte Atmosphäre geschaffen, stand mit Rat und Tat zur Seite und hat uns dieses Brett von einem Sound verpasst. Tom Porcell hat es durch sein Mastering dann noch geschafft, aus diesem Brett einem ganzen Baumstamm zu formen. Also, jeder einzelne in der Band war definitiv wichtig, um ein Album wie dieses entstehen und klingen zu lassen, und ich hoffe, dieses Team auch in Zukunft beibehalten zu kĂśnnen.â
Auf dem neuen Werk gibt es viel Neues, viel Altes und viel Ăberraschendes zu erleben.
âUnser âGame Of Thronesâ-Album sozusagen, nur mit besserer letzten Staffel! [lacht] Unser Neuer, Julian, hat ein ähnliches Stimmspektrum wie mein Bruder Christopher, welcher ja unser erster Sänger war. Er kann also hoch, ultratief und eben auch wieder sehr hart singen. Wir konnten endlich wieder aus âdem Vollenâ schĂśpfen und haben wirklich alles eingebaut was uns in den Sinn kam. Es gab keine Grenzen, nur vĂśllige Freiheit. Deshalb erschien es uns auch so passend einen der drei Videoclips in Island zu drehen, in einer Natur, die unsere grenzenlose Freiheit und unser GefĂźhl welches wir beim Schreiben und den Aufnahmen empfanden, sehr gut widerspiegelt.â
In gewisser Weise fĂźhlt sich das neue Songmaterial fĂźr ihn sogar schon ziemlich vertraut an, so Olly.
âAber das neue Zeug Ăźberrascht mich eben auch immer wieder. Es ist einerseits typisch Lacrimas Profundere, auf der anderen Seite sind Sachen enthalten, die wir so noch nie zuvor gemacht haben. Jedenfalls taten wir uns wirklich schwer, die Songs fĂźr die drei Vorab-Singles auszuwählen. Ich denke, das ist ein positives Problem.â [lacht]
Als der Dialog zu nennenswerten musikalischen Einflßssen ßbergeht, die in den neuen Stßcken ihre Facetten haben, kommt der Gitarrist ins Schwärmen.
âVor zwanzig Jahren waren meine drei Lieblingsbands Paradise Lost, Anathema und My Dying Bride! Heute sind meine drei Lieblingsbands Paradise Lost, My Dying Bride und Anathema. Also habe ich mich nicht nennenswert verändert, bis auf dass, das ich mit zunehmenden Alter die Reihenfolge manchmal durcheinander bringe.â [lacht]
Bei seiner aktuellen Musik kam und kommt es ihm letztlich am allermeisten darauf an, wie er weiter wissen lässt, sich kreativ restlos dafßr aufgeopfert zu haben.
âWie beschreibe ich es am besten tiefer? Also, ich habe circa einen Liter Kreativität am Tag zur VerfĂźgung, aber seit Beginn der Arbeiten zu diesem Album brauchte ich pro Tag mindestens fĂźnf Liter. In dem Album stecken jetzt circa 600 Liter Kreativität und ich fĂźhle mich doch sehr âausgetrunkenâ gerade, auf der anderen Seite aber auch glĂźcklich und zufrieden. Wie bei allem, was man von Herzen tut, kommt es darauf an, immer alles, was man geben kann, zu geben - egal, wie leer ich mich jetzt auch fĂźhle, es war jeden Tropfen wert.â
Als es an die hauptsächlichen lyrischen Kontexte und Themen des kommenden Albums âBleeding The Starsâ geht, kommt von Olly Unerwartetes ans Licht. âMein Gitarren-Endorser ESP Guitars hat ein Modell fĂźr Gary Holt gebaut, seines Zeichens Gitarrist von Slayer und Exodus, bei welchem fĂźr die Lackierung sein eigenes Blut eingemischt wurde. Diese Idee hat mich nicht losgelassen und zum Cover inspiriert. Es ging sogar soweit, dass ich mir selbst Blut abzapfen und an unseren Coverdesigner - erneut Elton Fernandes - senden wollte, welcher mich aber dann davon abgehalten hatte, wohnt er doch in Brasilien. [lacht] Christopher kam dann mit diesem Universums- und Urknall-Ding an - und so kam letztlich eins zum anderen. Wir haben uns etwas mit der Urknalltheorie beschäftigt und bei jeder Geburt geht es auch mit Blut einher, so sponnen wir uns zusammen, dass die Sterne wohl auch bluten mussten, als das Universum entstanden war, und voilĂ , da war der Titel des Albums geboren.â
Musikmachen ohne Druck und Erwartungshaltung ist sicherlich etwas Angenehmes.
Aber Olly findet es gut, mit Deadlines zu arbeiten, so sagt er.
âSo fordert man sich selbst mehr und nur so entsteht Kunst. Aus unbequemen Situationen. Wenn man unendlich viel Zeit hat, wird man tausende von Takes versuchen, am Ende wird aber nichts Besonderes dabei herauskommen. Es ist wie beim Kochen, wenn man nur wenig Zeit oder Zutaten zur VerfĂźgung hat, muss man kreativer sein als bei einem vollen KĂźhlschrank. Erwartungshaltung ist immer schwierig, so wurden meine persĂśnlichen doch bei fast jedem unserer Alben enttäuscht! [lacht] Wenn man jedoch fĂźr etwas so sehr brennt, dann steht man eben immer wieder auf, schĂźttelt den Dreck ab und wartet wieder voller Vorfreude, wie das neue Material von den Fans aufgenommen wird und hofft erneut, die Leute fĂźhlen endlich diese Kraft, welche unseren Alben innewohnt.â
AbschlieĂend gibt er noch schallend lachend preis, sich bei jedem Gig mit Lacrimas Profundere ungefähr so zu fĂźhlen, als wären sie der Mega-Act, der im Madison Square Garden als Headliner spielt. âWenn die Leute bei unseren Shows ähnlich empfinden, ist alles gut.â
Š Markus Eck, 05.06.2019
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