Interview: | KREATOR |
Titel: | Gereifte Individualisten |
Diese 1982 noch unter dem Namen Tormentor gegründete Essener Kultband hat schon eine erstaunliche Entwicklung vollzogen. Sie kann heute als Paradebeispiel für einen wirklich eisernen Willen und metallischen Idealismus der reinsten Ausprägung aufgeführt werden.
Jetzt steht die Veröffentlichung der achten Platte an. „Violent Revolution“ hört sich an wie eine ebensolche und zementiert den Status der Elite-Lärmer erneut kräftig aus. Zwölf gefährliche Knochenbrecher-Tracks sind darauf für die musikalischen Ewigkeit konserviert worden; diese werden wie immer dominiert von Sänger Milles einmaligem Organ und entfesselten kreischend-jaulenden Leadgitarren wie in alten Tagen.
In den Gehirnen der damalig schwer von Slayer und Venom beeinflußten jugendlichen Metalheads fand damals keine Ruhe mehr statt: Eine eigene Combo mußte her. Die wurde schnell ins harte Leben gerufen und so entstanden die legendären Demos „Blitzkrieg“ (1984) und das 1985er „End Of The World“-Tape, die einstigen Vorbilder in Sachen Härte und Kompromißlosigkeit schon recht bald hinter sich lassend.
So sind Kreator, benannt nach einem Walddämon in der nordischen Sage, die seit jeher sehr unbeugsamen und vor allem musikalisch enorm eigenständigen Kohlenkinder aus dem Ruhrpott, mit den Jahren zu einer der unantastbare Ikonen der einheimischen Thrash Metal-Szene geworden.
Man kann Kreator auch getrost in einem Atemzug mit vergleichbaren Dreschflegeln wie Sodom oder Destruction nennen, ohne sich das Maul zu verbrennen.
Zusammen bilden diese Kapellen so etwas wie die unheilige Dreifaltigkeit des deutschen Thrash Metal.
Sie infizierten Mitte der 1980er den ganzen Erdball mit bis dato nicht vernommenen musikalischen Härtegraden.
Ganze Legionen von Nacheiferern wurden von ihnen auf das Nachhaltigste beeinflußt.
Es gab kein Zurück und eine noch bis heute andauernde Schlacht um den Thron der Härtesten hat bis jetzt noch nicht ihr Ende gefunden.
Bandgründer und Sänger Miland ‚Mille‘ Petrozza malträtiert auch schon von Anfang an die Saiten bei Kreator.
Der Vollblutmetaller ist Halb-Italiener und hat dementsprechende Hitze im Blut:
„Wir sind nun an einem Punkt angelangt, wo wir die eher experimentelle Phase der Bandgeschichte definitiv hinter uns gelassen haben“, beginnt ein hörbar gut gelaunter Mille den Dialog. Er gewährt einen Einblick in die Historie seiner Thrash Metal-Band. „Unser 1985er Debüt `Endless Pain` war rein für den Untergrund gedacht. Wir wußten ja damals noch gar nicht, ob wir überhaupt noch eine zweite Platte machen werden. Aber die Reaktionen waren schier überwältigend.“ Also ging es gleich weiter in die Vollen. „Mit dem ein Jahr später erscheinenden Nachfolger `Pleasure To Kill` fanden wir dann schon erstmals internationale Beachtung, was uns enorm bestärkte. 1987 veröffentlichten wir `Terrible Certainty`.“
Auch dieses Meisterwerk des roh-brutalen Metal verzückte globale Fanscharen wie selten eines zuvor. „Extreme Aggression“ brachte zwei Jahre darauf „den internationaler Durchbruch im Untergrund für Kreator.“ Danach wurde erst einmal so richtig ausgiebig getourt. Die Jungs genossen es enorm, „der Welt da draußen endlich mal so richtig einzuheizen.“
Das konnten sie noch ausgiebiger, als nach dem 1990er Werk „Coma Of Souls“ einige „ausgedehnte Touren“ auf dem Spielplan standen. Die Essener gönnten sich keine Ruhe. 1991 erschien dann „Renewal“, engl.für Erneuerung. Auf diesem Album lebten Kreator zum ersten Mal in ihrer Karriere „breite Einflüsse aus der Industrial- und Gothic-Szene aus.“
Dies gipfelte in der „Griesgrämigkeit vieler bisheriger Anhänger und zog Aussagen wie Stilbruch oder Verrat“ nach sich. Mille fügt an: „Dabei war es noch nicht einmal ein richtiges Experiment, sondern nur eine normale Weiterentwicklung.“
Nach „Renewal“ gab es laut Mille erst mal große Probleme mit der alten Plattenfirma, welche dann auch 1992 erstmals gewechselt wurde. Drei Jahre später kam dann mit „Cause For Conflict“ wieder eine Kreator-Scheibe raus, die es in der Tat verdammt in sich hatte. „Cause For Conflict“ war voller Wut, Aggression und Frustration, was dem damaligen Gefühl innerhalb der Band auch voll entsprach, wie mein Gesprächspartner wissen lässt.
Mit dem 1997er Release „Outcast“ wurden solcherlei Emotionen wieder etwas nivelliert, was auf dem nachfolgenden Werk „Endorama“ „dann zugunsten eines nochmalig gesteigerten kreativen Horizontes weiter fortgeführt wurde.
Mille geht hierzu tiefer: „Diese Scheibe hat die Fan-Fronten mehr als je zuvor polarisiert.“ Der Mann findet es trotzdem gut, wie er konstatiert.
„Für die Band war es ein sehr wichtiges Album, was wir nicht missen möchten.“
Nun aber ist die Zeit reif für den neuesten Kracher.
„Violent Revolution“ ist ein Geschoß von durchschlagender Kraft und wird viele in den letzten Jahren abgewanderte einstige Fans der Band wieder in die Arme von Kreator treiben. Allein schon das Frontcover: Eine Augenweide. Wir erfahren vom Thrash-Meister: „Mit Andreas Marshall verstehe ich mich blendend.“
Der deutsche Künstler ist schon seit vielen Jahren für internationale Acts als Coverdesigner tätig. Als er von einem neuen Kreator-Album hörte, ließ er schlagartig verlauten, „mit uns zusammenarbeiten zu wollen.“ Mille schloß sich daraufhin „mit ihm kurz“ und die beiden waren sich schnell einig.
Stilistisch gesehen „meinen manche Leute, es würde mehr `back to the roots` gehen.“ Das findet Mr. Petrozza „aber nicht so ganz richtig. Es ist mehr so eine Mischung aus altem Material, alten Stilmitteln und neuen Einflüssen.“ Da hat er Recht. Man könnte fast sagen, obwohl die Band noch niemals wie auf der neuen Platte klang, ist sie doch mehr sie selbst als je zuvor.
Kreator verleugnen zu keiner Sekunde ihre stilistischen Wurzeln. „Höre dir die Scheibe einfach mal genau an und achte auf die Feinheiten der Songs, dann wirst du verstehen, wie ich es meine. Sie ist eine Mischung als alten und neuen Kreator. Aber doch sehr modern verpackt.“ Nach einer zwischenzeitlich eher experimentell ausgerichteten künstlerischen Phase haben sich die Essener Urgesteine nun also endlich selbst gefunden. „`Endorama` war zwar irgendwo ein musikalisches Experiment. Aber kein beabsichtigtes, sondern ist einfach entstanden.“ Bei solchen Sachen „planen wir nicht im Vornherein und experimentieren einfach drauf los, sondern machen die Dinge aus dem Gefühl heraus. Genau so ist auch `Violent Revolution` entstanden.“
Im Nachhinein kann man solche Sachen dann auch als Experiment werten, sie waren laut ergänzender Aussage jedoch nicht so geplant.
Gerade „Endorama“ ist aus einer „komisch anmutenden Lebensphase“ Milles heraus entstanden.
„Ich war einfach eine Zeit lang ein bißchen depressiv.“
Der 33-jährige sieht meine Vermutung, daß Kreator nach einer längeren musikalischen Zurückhaltung nun endlich mal wieder die Zähne zeigen wollen, eher mit Skepsis.
„Ja und nein. Der Titel der neuen Platte hängt eigentlich lediglich mit dem textlichen Konzept zusammen.“
Obwohl „Violent Revolution“ beileibe kein reines Konzeptalbum ist. „Sondern wir versuchen eher vier verschiedene Stimmungen zu reflektieren. Einmal die der totalen Depression, dann merkt das Individuum, daß es mit seiner persönlichen Situation nicht zufrieden ist. Die dritte gipfelt im Tod der alten Persönlichkeit und die vierte ist dann eine Art Wiedergeburt aus dem, was gestorben ist. Das Albumcover wurde deswegen auch so gestaltet, um diesen verschiedenen Stimmungen Rechnung zu tragen. Mit ihm wollen Kreator „die Verbindung von Kultur, Religion und moderner Technologie zu vermitteln. Der Kopf auf dem Frontcover hat ja auch die Haut von mehreren anderen Personen übergezogen, was aus alten aztekischen Überlieferungen über einen Gott basiert, dem man damals Menschenopfer dargebracht hat. Und der sich dann deren Haut übergezogen hat.“
Auf besagtem Bild sind auch noch eine Menge an aztekischen Zeichen in Form von überkreuzten Spitzen zu sehen. „Die hat der Andreas Marshall dann noch dazugefügt. Dies ist das aztekische Symbol für die Erneuerung.“
Auch das Inlay des CD-Booklets ist „so konzeptioniert, daß für jede einzelne Stimmung bestimmte visuelle Collagen zu sehen sind.“ So ist die Band nicht nur den anfänglichen – und dort auch völlig zurecht plazierten Klischees – von Tod, Teufel und Dämonen entwachsen.
Sondern Kreator zeigen sich neuzeitlich auch gleichzeitig als künstlerisch enorm gereifte Vereinigung von Vollblutmusikern mit hohem künstlerischem als auch ästhetischen Anspruch.
© Markus Eck, 07.10.2001
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