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Interview: KNIFE
Titel: Herzrasen auf Schweißlachen

Ihr räudig-giftiges Blackened-Speed-Metal-Gebräu schenken sie seit 2019 mit rotzigster Inbrunst aus, was letztes Jahr mit dem zweiten Album „Heaven Into Dust“ für wilde Zügellosigkeiten im erfreuten Genre sorgen konnte. Aktuell lassen es die vier hessischen Knallbolzen, bekannt für ihr Punk-Faible, mit dem Live-Werk „Live Leather Hounds“ krachen.

Wie Sänger Vince Nihil berichtet, wurde die Band ja zu Corona-Zeiten aus der Taufe gehoben und konnte daher zu Beginn gar nicht live auftreten.

„Das gab uns einerseits die Möglichkeit uns auf andere Dinge zu konzentrieren, andererseits hatte es allerdings auch dafür gesorgt, dass das Verlangen live zu spielen immer größer wurde. Als es dann wieder möglich wurde zu zocken, ging es dann – dank unseres feinen Bookers Husky – in die Vollen und wir spielten so oft es ging. Unsere Musik gehört einfach auf die Bühne, egal ob Festival oder Club. Es gibt bei uns nur ‚full power‘. Als die ‚Evil Obsession‘-Tour 2023 dann immer näher rückte, überlegten wir, ob es nicht cool wäre, diese besondere Sache mitzuschneiden. Live-Recordings sind immer coole Momentaufnahmen. Ich stehe ohnehin auf solche Sachen, wie z.B. die ‚Live At Eindhoven’-EP von Testament. Ich denke, solche Releases sind für die Diehards einfach eine großartige Sache, alternative Versionen der bekannten Songs, ohne Netz und doppelten Boden.“

Für die Musiker von Knife war es schon richtig großartig, so bestätigt Vince, mit Sodom, einer Institution im Metier, die sie selbst seit vielen Jahren abfeiern, auf Tour zu gehen.

„Für uns als kleine Band war es wahrlich eine Ehre, mit so einer einflussreichen Band die Bühne zu teilen. Wenn ich das damals auf der Metalbörse geahnt hätte, als ich mir die ‚Persecution Mania‘ von Tom Angelripper habe signieren lassen. Vermutlich hätte ich mich ausgelacht und mir den Vogel gezeigt. Und zack – auf einmal stehen wir vor voller Hütte auf einer großen Bühne und lassen die Leather Hounds von der Kette und können im Anschluss auch noch die kultige Witchhunter-Setliste genießen. Killer. Ganz allgemein gab uns die Tour die Möglichkeit neue Hörer zu erreichen, die uns bis dato vielleicht noch nicht kannten, da wir musikalisch, wenn auch eher weitläufig, ja die gleichen Maniacs ansprechen. Aber nicht nur das, auch die Chemie auf der ‚Evil Obsession‘-Tour stimmte. Soulburn sind super Typen und mit Imha Tarikat hatten wir auch eine Menge Spaß.“

Tiefer zu Sodom, Tom und dem ja wirklich sagenhaften Werdegang dieser verdienten Pioniere und globalen Inspiratoren aus dem Kohlenpott befragt, ist von dem Vokalisten zu erfahren:

„Ich bin wie erwähnt ja schon seit so einigen Jahren Fan - Sodom sind eine extrem bodenständige Band, eine Eigenschaft, die ich generell an den Menschen aus dem Pott schätze. Ich denke, dass Sodom von den großen deutschen Thrash-Bands auch die beständigste sind. Da gibt es keine Kompromisse. Tom ist, und wird es vermutlich auch bleiben, immer noch der Dude, der damals zu den Klängen von Tank oder Venom auf die Idee kam, eine Band zu gründen. Diesen Spirit verströmen Sodom wie kaum eine andere Band. Diese Beständigkeit zeichnet Sodom aus und man hat auf der Tour auch gespürt, dass die Leute genau so etwas brauchen. Old-School-Metal ohne irgendwelchen Firlefanz. Aber selbstverständlich stehen wir auch auf die anderen Thrash-Heroen. Es ist schon cool, dass wir, im weitesten Sinne, zu dieser von Sodom, Kreator, Living Death etc. geprägten Szene gehören.“

„Live Leather Hounds“ ist eine betont und bewusst roh gehaltene Ladung. „Ja, für audiophile Perfektionisten ist so eine EP natürlich nichts. Ich persönlich finde sie spitze. Unsere Idee, die Live-Energie einzufangen ist uns meines Erachtens sehr gut gelungen. Ich hoffe, dass die Leute bei der Live-Version von ‚I Am The Priest‘ einen Pit im Wohnzimmer starten. Die Version ist so wild. Wir sind vier Metalheads, die schnellen, räudigen Metal spielen. Ich denke, das Feeling verströmen die Live-Versionen perfekt.“

Als Sodom-Support hat den vier Knife-Rabauken vor allem Freude bereitet, wie im Weiteren zu erfahren ist, jeden Abend vor einem ausrastenden Publikum zu spielen.

„Wir hatten den dritten Slot, so dass die Leute perfekt aufgewärmt waren. Zusätzlich mussten wir uns richtig reinknien, da Soulburn und Imha Tarikat auch jeden Abend abgerissen hatten, was für noch mehr Energie auf der Bühne sorgte. Die großen Bühnen sind generell immer geil. Klar, die intime und intensive Atmosphäre in einem Club ist ebenfalls mega, aber es ist schon eine feine Sache, wenn man richtig rumrennen kann, um die Leute abzuholen. Aber nicht nur das On-stage-Erlebnis war großartig, auch das ganze Drumherum und die Crews. Das hat alles gepasst und richtig Spaß gemacht.“

Dahingehend um eine oder zwei unterhaltsame Anekdoten gebeten, kommt der Kerl in schelmischstes Grinsen.

„Da gibt es sicher eine Menge. Wir hatten auf jeden Fall eine gute Zeit. Und ein paar leckere Getränke gab es auch! [ lacht herzlich ] Aber abseits vom ganzen Party-Kram, gibt es trotzdem eine coole kleine Anekdote: Nach dem Ende unseres Sets gehe ich in der Regel schnellstmöglich zum Merch, um mit den Leuten abzuhängen. Da kam eine junge Frau zu mir und bat um ein Foto mit mir und ihrer Begleiterin. Wie sich herausstellte, war dies die kleine Schwester und die Heidelberg-Show der ‚Evil Obsession‘ ihre erste Metal-Show überhaupt. Es hat ihr scheinbar gefallen. Das fand ich schon ziemlich cool, da ich daran denken musste, wie ich damals auf meinem ersten Konzert die Jungs von Pro-Pain getroffen habe. Dieses Mal war ich quasi auf der anderen Seite.“

„Metalized Blood“: Ein Desaster-Coversong ist additional auf „Live Leather Hounds“ enthalten, und das auch noch überraschend als Studionummer auf einer Live-Platte - Zungenzeiger Kuschke wird es abfeiern. Und im Lied geben sich tatsächlich die beiden Mikrofonmänner von Desaster und Sacred Steel die kehlige Ehre. 



„Ich hoffe auch, dass es infernalische Zustimmung erfährt. Die Studionummer ist ein kleines Geschenk für die Diehards. Wir covern gerne Klassiker auf unseren Veröffentlichungen. Mit Exciter, Venom und Bathory haben wir bisher nur internationale Künstler durch den ‚Knife-wolf‘ gedreht, jetzt war es an der Zeit, auch mal den einheimischen Helden Tribut zu zollen. Desaster sind, ähnlich wie Sodom, eine beständige, authentische, geile Band und zudem auch noch supernett. Und ‚Metalized Blood‘ fängt genau das ein. Und da auf der Originalversion verschiedene Sänger zu hören sind, dachten wir uns, es wäre cool, wenn wir auch Gastsänger einladen. Mit Sataniac war die erste Wahl schnell getroffen. Und da der Text diese geilen True-Metal-Vibes verströmt, lag es nahe, Gerrit zu fragen, da es vermutlich keine geilere deutsche True- Heavy-Metal-Band als Sacred Steel gibt. Für mich als Fan und Club-Mitglied der Sacred Warriors Of Steel war das Ganze natürlich der Oberhammer. Knife sei Dank gehen immer mehr meiner Fanwünsche in Erfüllung.“



Abschließend möchte der Frontmann noch erwähnen, dass Knife für das neue Frontcover-Motiv wieder mit Timbul von Bvll Metalart zusammengearbeitet haben.

„Er hat wieder ganze Arbeit geleistet. Der Slasher ist zurück. Und ein kleiner Besucher vom Debütalbum hat sich beim neuen Artwork ebenfalls wieder mit eingeschlichen. Ansonsten hoffe ich, dass die Leute Spaß mit ‚Live Leather Hounds‘ haben. Live-Recordings sind ja nicht mehr so gängig, aber für uns war und ist es eine Freude, old-schoolige Sachen rauszubringen. Und wer keinen Bock auf Live-Vinyl hat, sollte sich schleunigst Tickets für die kommenden Festival-Shows und unsere Tour mit der mächtigen Phantom Corporation sichern. Wir sehen uns.“

© Markus Eck, 18.07.2024

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