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Interview: KATLA
Titel: Wenn der Höllenköter knurrt

Dieses dänische Newcomer-Trio schickt sich an, dem Erdenrund mit einem fies-intensiv dröhnenden Brachial-Mix aus hämisch powernder Sludge-Räudigkeit und ultra-doomiger Tiefe ein paar markante Scharten einzuschleifen. Als klanglich progressiver Aggro-Pflug dient den drei Tattoo-Maniacs das arglistig atmosphärische Debütalbum mit dem programmatischen Titel „Scandinavian Pain“ - pure, fatale Düsternis!

Wenn Musikhören also die eigenen Zähne zum Knirschen bringt, dann liegt das am neuen Output dieser drei Dänen. Doch der abgründige Sludge-Doom-Metal-Dreier bringt noch einiges mehr Fatales fertig, vor allem für zarte Naturen ist da also eher Vorsicht angesagt.

Wie Tieftöner und Giftkehle Theis Roed Stenberg Thorgersen zu erzählen weiß, dreht sich „Scandinavian Pain“ um verdammt düstere Belange und enorm aufwühlende Themenbereiche wie Depressionen und ewige Gier als auch um quälende Scham- und Schuld(gefühle).

„Wir erzählen mit Katla primär tragische Geschichten vom Ende der Welt. Es geht auch um gemeine und perfide religiöse Manipulation, wie in ‚Hunab-Ku‘, was ja nicht nur bei uns hier bekanntlich bis die enorm bewegte Kolonialzeit zurückreicht - und viele diesbezügliche Narben werden auch niemals in so einigen Menschenseelen verheilen. Unser Schlagzeuger Rasmus Bang trommelt der Erinnerung und dem nötigen Gedenken daran grimmig auf den Arsch.“

Die Melancholie, sie ist ebenfalls ein ganz großes Thema im musikalischen Selbstverständnis des raubeinigen Dreiers aus Kopenhagen. Gevatter Thorgersen: „Das symbolisiert der aufgebracht-aggressive schwarze Hund auf dem Cover-Artwork des Albums - das Motiv stammt vom britischen Schriftsteller und Dichter Dr. Samuel Johnson. In der englischen Folklore seiner Heimat gilt der Hund gemeinhin als Überbringer schlechter Omen - und wird darin als ein regelrechter Dämon gefürchtet, welcher den Leuten in der Nacht umherstreifend auflauert und dabei Grusel und Schrecken verbreitet, wo immer er nur kann. Ja, der gefährliche Hund aus der Hölle, ebenso finster und groovig wie unsere Kompositionen.“

Letztere werden von Gitarrist Marc Lennart Christensen auf monolithischen Riffs getragen, die einem in ihrer überschweren Monumentalität wie mächtig rumpelnde Mühlsteine vorkommen.

„Herrlich! Der obskure, abgründige Verzerrungssound seiner Seitenaxt macht uns immer wieder eine wonnige Gänsehaut - damit erschafft Marc verdunkelnde und mythisch bedrohliche Klanglandschaften.“

Auch Drummer Rasmus fühlt sich immens erleichtert. „Ja, wohl die klassische Reaktion, wenn ein Debütalbum endlich fertig ist. Es war aber echt sehr stressig für uns nach der Veröffentlichung der ersten Single. Alles dahingehend fühlt sich dieser Tage irgendwie an wie das Ende einer langen Wartezeit - und jetzt beginnt in gewisser Weise die eigentliche Arbeit. Denn Ende Februar steht für uns eine lange Album-Tournee an. Ich bin schon gespannt, was andere von diesem Werk halten werden.“

Bassist Theis stimmt da voll und ganz zu. „Eine große Erleichterung und ein Ausbruch von Glück. Endlich sind wir an diesem Punkt angelangt - wir haben diese Songs schon so lange mit uns herumgetragen und es ist toll, die Musik endlich loszulassen.“

Zu speziellen Stimmungen und Visionen angesprochen, welche das aktuelle Songwriting beeinflusst haben, lässt Rasmus lässig wissen:

„Es ist kein Geheimnis, dass neben anderen Gefühlen auch vor allem Depressionen das Feuer angeheizt haben, vor allem im lyrischen Bereich, aber auch als Ventil dafür. Wir wollten etwas Neues erschaffen, das aber immer noch 
‚Katla‘esk‘ ist. Und ich glaube, das ist uns gelungen. Außerdem ist es eine Platte, die durch und durch interessant zu hören ist.“

Theis ergänzt: „Wir wollten unbedingt, dass die neuen Songs eine Weiterentwicklung von Katla sind. Und zwar eine, die nicht von der Stimmung der alten Songs abweicht, aber trotzdem etwas Neues beiträgt. Wir haben uns an die Ideen gehalten, die sich gut anfühlten und bei denen es Spaß machte, daran zu arbeiten - und wie Rasmus schon sagte, haben wir am Ende ein Album, das nicht nur aus einem Song besteht, der neunmal wiederholt wird.“

Bei der viehischen Räudigkeit und immensen Verkommenheit des Albums gerät es zur spannenden Vorstellung, wie Katla einen ihrer Songs schreiben, entwickeln und fertigstellen.

Rasmus: „Stellt euch drei Jungs vor, die in einem Keller in einem städtischen Entwicklungsgebiet in Kopenhagen sitzen, Lieder und Texte ineinander hin- und herschieben, ständig spielen und die Verstärker viel zu laut aufdrehen. Wenn man etwas erschafft, von dem man glaubt, dass es verdammt seelenzerfetzend ist und absolut fantastisch klingt, dann besteht eine kleine Chance, dass der Rest der Welt es zumindest okay findet.“

© Markus Eck, 05.03.2025

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