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Interview: HELLSAW
Titel: Ursprünglichkeit als Leitmotiv

Bassist Aries, auch bekannt als Tieftöner der kampfstarken österreichischen Schwarzmetall-Scharfschützen Sanguis, tat sich vor einiger Zeit mit einem wahrhaft furios aufspielenden Schlagwerker namens Svart zusammen.

Jüngstes Schaffensresultat dieser unheilvollen Übereinkunft ist das frostige Debütalbum „Spiritual Twilight“. Während Sanguis bislang mit „Chaosgate Guardians“ und „Infernum Infinitum“ zwei wahre Hammerwerke von hohen spieltechnischen Gnaden veröffentlichten, so stehen Hellsaw eher in der Tradition stark puristisch ausgerichteten Materials mit betont rustikaler Fußnote.

Weitgehend kompromissloser, vollkommen hasserfüllter und stellenweise spürbar melancholischer Old School Black Metal eben, wie er räudiger, unerbittlicher und grimmiger nicht sein könnte. Mit laut klirrenden Bosheitsmelodien, die einem glatt das Blut gefrieren lassen.

Wer aber nun vorschnell auf primär dumpfe Schepperklänge aus dem Übungskeller spekuliert, der hat sich gründlich getäuscht.

Denn das dynamische Duo aus der Alpenrepublik bietet auf „Spiritual Twilight“ eine erlesene Vielzahl an durchdachten und feinen Kompositionsmomenten. Aries und ich suchten intuitiv den Kontakt, um uns auszutauschen.

„Wir sind seit Anfang an nur zu zweit. Svart am Schlagzeug und ich bin für Gesang, Gitarren und Bass verantwortlich. Die Gründung war um 2001. Gründungsmitglieder waren wir beide. Natürlich hatten wir eine Absicht. Wäre ja sinnlos, eine Band zu gründen und sich dabei nichts zu denken. Ist zwar mittlerweile bei manchen so der Fall, nach dem Motto: `Machen wir eine Band, das ist cool`. Mit Hellsaw gelingt es mir, meinen Emotionen, Eindrücken, Ansichten freien Lauf zu lassen. Die Musik hilft mir das alles zu verarbeiten.“

Bei Hellsaw wird laut Aries viel Wert darauf gelegt, rohen, natürlichen Black Metal zu kreieren. „Der Sound ist roh, die Instrumente werden bei uns niemals sonderlich nachbearbeitet werden, besonders das Schlagzeug, in Form von Trigger-Techniken oder dergleichen. Ich denke, dass schon das richtige Publikum auf uns aufmerksam wird. Da wir Underground-Musik machen, kann ich mir nicht vorstellen, andere Leute darüber hinaus dafür zu begeistern.“

Aries bekundet, dass es ihm sehr viel bedeutet, eine Band wie Hellsaw zu haben und mit Svart zusammenarbeiten zu können.

„Wir stehen ja nicht nur im Proberaum, sondern machen uns auch um alles drum herum Gedanken. Wir sind gute Freunde, was für die Zusammenarbeit auch sehr von Vorteil ist.“

Der Axeman und Shouter erzählt im Weiteren, dass er, wie so viele, durch eine weltberühmte Metal-Band zum Musizieren gekommen ist.

„Bei mir war es damals Iron Maiden. Steve Harris hat mich dann dazu gebracht, mir einen Bass zu kaufen und das Instrument zu lernen.“

Der vorherrschenden Schwemme an Black Metal-Veröffentlichungen begegnet der Österreicher sehr gelassen. Er berichtet:

„Natürlich erscheinen im Moment viele Alben. Jeder Fan kann sich aus den sehr viel guten Veröffentlichungen genau diejenigen raus picken, die ihm interessieren. Mach ich nicht anders. Der Rest wird dann ignoriert.“

Tiefere Bedeutung hat der Name Hellsaw nicht, so Aries. „Er steht einfach für das, was wir machen. Für die Musik und die Einstellung.“

Das neue Album „Spiritual Twilight“ entstand auch schon wie das anfängliche Demo des Duos im Kellerstudio eines Freundes.

Draug nennt sich der Gute und ist auch noch bei Vargsriket tätig. Aries hierzu, resümierend: „Die Arbeiten waren wie immer total entspannt. Wir hatten keine nennenswerten Probleme. Die Aufnahmen der Instrumente und dem Gesang dauerten vier Tage. Das Mischen und Mastern dauerte aber eine Ewigkeit, da ich anfangs nicht zufrieden gewesen bin. Nach drei- bis viermal drübermischen und Mastern hat mich der Sound dann zufrieden gestellt und tut es noch jetzt.“

Ein paar Meinungen zur aktuellen Veröffentlichung hat der Schreihals bereits gelesen. Wir erfahren: „Die waren alle recht gut. Aber eigentlich lege ich nicht Wert darauf, was ein Redakteur zu meiner Musik meint. Meist werden die CDs viel zu oberflächlich behandelt. Im Groben gesagt, lässt mich ein Review kalt. Nichts gegen dich Markus, aber ich mach mir da eben keine Gedanken.“

Die bitterböse donnernden Sensen-Songs von Hellsaw entstehen gleichermaßen aus dem Bauch sowie aus vorhergehenden Ideen heraus, so erläutert Aries.

„Das Konzept des Songs nehme ich zu den Proben mit. Erzähle meinem Mitmusiker Svart, was ich mit dem Lied ausdrücken will. Wenn ich Songs schreibe, mach ich mir natürlich auch schon mal Gedanken zum Schlagzeugspiel. Ideen bringt dann Svart ein. Das hat bis dato immer super geklappt. Was unserer Meinung nach einen typischen Song von Hellsaw ausmacht? Tja, das kann ich dir nicht beantworten. Musikalisch haben wir mehrere Facetten.“

Wir gehen nachfolgend zu den Einflüssen und Inspirationen über, beziehungsweise welche davon für meinen Gesprächspartner wirklich wichtig sind. Dieser offenbart:

„Mich inspiriert die Natur, deren Kälte, Frische und Schönheit. Die Heimat an sich. Und natürlich auch der Alltag … Hass, Trauer. Die Texte harmonieren bei uns sehr gut mit der Musik. Für mich hat die Musik einen viel höheren Stellenwert. Texte drücken dann aus, was Hörer durch die Musik nicht wahrnehmen.“

Ich frage aus diesem Kontext heraus nach, ob es dem leidenschaftlichen Schwarzmetaller wichtig ist, dass sich der Hörer mit den Texten auseinandersetzt. Jedoch:

„Das ist mir egal. Wenn sich jemand damit befasst, tut er das generell. Ist dir wichtig ob das hier jemand liest? Dass es bei uns noch keine Songtexte in deutscher Sprache gegeben hat, das hat sich eben immer so ergeben. Ich hab noch nie versucht in Deutsch zu singen. Ach Trends, mir ist das egal. Ich mach mein Ding und Punkt.“

Hinsichtlich Live-Aktivitäten hat Aries laut eigener Aussage bislang so einige Angebote bekommen.

„Ich habe diese aber abgelehnt. Manche Veranstalter machen es sich einfach viel zu leicht und denken wir nehmen 10-15 Stunden Autofahrt in Kauf und werden dann mit 80 € belohnt. Ich bin nicht bereit mein privates Geld raus zu hauen, um den Veranstaltern das ´Geldbörsl´ zu füllen. Also das geht nicht! Dann hatten wir eben auch ein paar Line-Up-Probleme mit den Session Musikern. Altes Thema, wie immer recht instabil, leider.“

Zwei Konzerte sind schon mal für die nächste Zeit geplant. Beide Gigs sollen in Österreich stattfinden.

„Was nun unsere Show selbst bei den Auftritten anbelangt: Ich hab da so ein paar kleine Ideen, die ich natürlich nicht verraten werde. Eine Tour war ja vorerst sogar geplant, aus der wurde aber nichts. Scheiße, kann ich da nur sagen. An einem neuen Album arbeiten wir bereits. Diesmal werden wir ein anderes Studio wählen, also Ohren auf. Danke für das Interview, Markus. Leute, legt euch `Spiritual Twilight` zu und besucht mal unsere Homepage www.hellsaw.at.tt - dort kann man sich gut über unser Schaffen informieren.“

© Markus Eck, 15.11.2005

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