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Interview: HEADHUNTER
Titel: Taufrisch wieder am Start

Relativ lange ist es bereits her, da veröffentlichte ein Herr mit Spitznamen Schmier, in Speed- und Thrash Metal-Kreisen gar wohlbekannt, unter dem Namen Headhunter das letzte Album „Rebirth“.

Das war 1994, und nicht lange danach löste Schmier die Band auf, was von nicht wenigen Hörern arg bedauert wurde. Dabei hätte der mit den teutonischen Hochgeschwindigkeits-Thrashern Destruction weltberühmt Gewordene eigentlich auch mit dieser Nachfolge-Truppe breiten Erfolg haben können. Ja, wenn da nicht einige Dinge damals ziemlich unglücklich gelaufen wären. Der Rest ist bekannte Geschichte, mit Destruction hat er sich längst wieder vertragen, veröffentlicht weitere Alben und alles läuft nach Plan.

Irgendwie hat sich Schmier aber doch nicht so ganz von der Headhunter-Sache lösen können beziehungsweise eher wollen, denn vor nicht allzu langer Zeit, genauer gesagt im 2007er Sommer, würfelte der hoch gewachsene Sänger und Bassist das alte Line-Up wieder zusammen und begann mit dem Schreiben neuer Lieder.

Da war auch Gitarrist Schmuddel wieder gerne mit dabei, und sogar der gute alte Haus-Schlagzeuger Jörg Michael erklärte sich für beitragende edle Stockkünste bereit. Resultat solcherlei Bemühungen ist nun das neue und vierte Headhunter-Studioalbum mit dem sozialkritisch ins Auge treffenden Titel „Parasite Of Society“.

Am zwölften Januar machte ich mich daher auf dem Schienenwege recht neugierig auf ins House Of Music-Studio, welches im schwäbischen Winterbach liegt, um Schmier und seinem Kompagnon Schmuddel einen Besuch abzustatten – und natürlich auch, um die neuen Lieder anzuhören.

Nach meiner Ankunft so gegen 13:00 Uhr folgte eine überaus herzliche Begrüßung durch die beiden Musiker, und man hielt sich nachfolgend auch nicht lange mit Unnötigem auf. Denn es galt schließlich herauszufinden, was das Trio nach so langer Zeit wieder musikalisch auf die Beine gestellt hat. Mit einigen anderen ebenfalls angereisten Schreibern der Zunft ging es in den Produktionsraum, wo sich jeder einen Stuhl schnappte und der Dinge harrte.

Schmier zelebrierte eine kleine schlitzohrige Eröffnungsrede, dann leitete das vom gleichnamigen weltberühmten Klassiker adaptierte Intro „3rd Man“ eine wahre Sturmwoge an hyperdynamischem Power Speed Metal ein.

Taufrisch, vollauf ambitioniert und belebend unverbraucht krachte dann im Weiteren der Titeltrack aus den Boxen, brillant instrumentalisiert und verdammt energisch umgesetzt. Weitere Stücke mit Titeln wie beispielsweise „Silverskull“, „Remission (Road Of A 1000 Cries)“, „Doomsday For The Prayer“ oder auch „Egomaniac“ untermauerten meine Feststellung noch zusätzlich, es hier mit einem richtigen Killeralbum zu tun zu haben. Zwei Coverversionen wurden ebenfalls noch zum Besten gegeben: Nämlich „Rapid Fire“ von Judas Priest sowie „18 And Life“ von Skid Row. Typisch für Headhunter: Immer wieder eingebaute witzige Lied-Momente, stets vollkommen unerwartet und immer so schnell vorbei wie gekommen.

Man merkt recht schnell, dass sich die neuen Songs ganz eindeutig in der guten alten Headhunter-Tradition bewegen, diesmal jedoch mit einem gehörigen Schuss Destruction versetzt. Leider können nicht alle Lieder sofort zünden, und teilweise wartet man sogar, dass endlich mal was passiert – dafür entschädigen aber so einige lupenreine Speed-Granaten. Schmier indes singt wie ein junger Gott, auch sonst wurden die Vokal-Arrangements clever umgesetzt.

Stilistisch-konzeptionell ist also im Großen und Ganzen auch im neuen Jahre 2008 alles beim Alten im Hause Headhunter. Als sehr störend empfand ich hingegen die Tatsache, dass die Band das vor allem durch die Muppets-Show in den 70ern bekannt gewordene Blödel-Liedchen „Manamana“ auch noch als Cover-Version in die Platte einbringen wollte. Glücklicherweise konnte ich das Schmier an diesem Tage ausreden, sodass „Manamana“ auf der regulären Edition der Veröffentlichung zumindest nicht die doch recht hohe qualitative Präsenz von „Parasite Of Society“ eintrüben kann.

Anschließend ließen wir uns noch zu einem kleinen Interview nieder. Schmier sieht das Ganze mit freudiger Erwartungshaltung:

„Ich bin schon sehr gespannt, wie all die alten Headhunter-Anhänger das brandneue Material von `Parasite Of Society` finden werden. Schon gleich, als ich mich an das Ausarbeiten neuer Lieder für diese Platte machte, merkte ich, wie viel Spaß mir das Ganze noch immer macht. Und vergleichsweise schnell kamen mir haufenweise tolle Ideen in den Sinn, teilweise war ich überrascht, wie mich das Ganze als Komponist beflügelte. Auch mit dem guten Schmuddel klappte die Zusammenarbeit wieder mal bestens“, äußert der Sänger und Tieftöner.

Und, was die ebenfalls überraschende Verpflichtung von Trommeltalent Jörg Michael anbelangt, so brachte ich dazu in Erfahrung: „Der Jörg meinte gleich vom Fleck weg mit einiger Impulsivität in der Stimme, als ich ihn mit der Reunion von Headhunter beziehungsweise meinen Plänen zur neuen Platte konfrontierte: `Wenn einer überhaupt eine neue Headhunter-Scheibe eintrommelt, dann ich und sonst keiner!` Darüber habe ich mich gefreut wie ein kleines Kind, denn so können wir in einstiger Urbesetzung an den Start gehen – was die Sache ja umso reizvoller macht, für uns und auch für die Fans!“

Blickt man das Frontcover zum neuen Langspieler der drei verdienten Herren ausgiebig an, so erschließen sich für Weltverschwörungstheoretiker viele einschlägig bekannte Thematiken beziehungsweise Symboliken. Dazu im Weiteren von mir explizit angesprochen, bricht Schmier in zwar laut schallendes, aber gleichzeitig kontrolliert sarkastisches Lachen aus:

„Du hast absolut Recht, Markus, und das war auch vollauf beabsichtigt. Wir werden beim nächsten Interview gerne ausgiebiger drüber sprechen, diese Sache interessiert mich nämlich sehr. Der ungarische Künstler Gyula Havancsák hat meine Vorgaben grafisch brillant umgesetzt.“ In der Tat, das genial gemalte Motiv birgt eine Fülle an Hinweisen zur Weltlage beziehungsweise den Gründen dazu.

© Markus Eck, 02.03.2008

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