Interview: | FROZEN CROWN |
Titel: | Power✓ Speed✓ Melody✓ Precision✓ |
Mit dem fünften Album „War Hearts“ durchbricht dieser italienische Inbegriff der melodisch griffig angelegten Power-Metal-Spielfreude sinnbildlich die eigene Schallmauer!
Treibend energisch, atemberaubend hyperquirlig, bestechend wieselflink und dabei auch noch strukturell erfreulich schlüssig als auch bemerkenswert präzise im geradezu berauschenden Spielfluss können Frozen Crown damit auf ganzer Linie überzeugen.
Mit der neuen, gerade mal 18-jährigen Gitarristin Alessia Lanzone, welche sowohl bei den Aufnahmen mitwirkte als auch gleich mal ihre eigenen Soli schrieb, stehen die Zeichen für den lombardischen Sechser somit gänzlich auf Durchstarten!
Sängerin Giada „Jade“ Etro freut sich mit dem überraschten Autoren. „Wir lieben Alessia auch sehr und ihre Ankunft hat definitiv eine Menge positiver Energie in die Band gebracht sowie eine Brise Jugendlichkeit - nicht, dass es uns in dieser Abteilung jedoch gefehlt hätte“, wird lachend berichtet, „Alessia wohnt buchstäblich fünf Minuten von mir und unserem Gitarristen Federico Mondelli entfernt und sie war schon immer ein Frozen-Crown-Fan, so dass wir mindestens seit 2020 in Kontakt sind, damals war sie eigentlich noch ein Kind. Wir haben nicht wirklich nach ihr gesucht. Sie war sozusagen viel eher schon immer da. Und als die Zeit kam, sind wir einfach zu ihr gesprungen und haben sie gefragt, ob sie Frozen Crown beitreten möchte - sie war da gerade mal 17. Es gab daher auch kein übliches Vorspielen für unsere dritte Gitarristin - denn wir wollten einfach genau sie!“
Ab ihrem zweiten Album begannen die Beteiligten damit, so Jade rückblickend, im Studio mehrere Gitarrenschichten einzubauen, die live in ihrer Gesamtheit aber so gut wie unmöglich zu reproduzieren waren - es sei denn, man setzte stark auf Backing-Tracks.
„Wir waren allerdings schon immer gegen den ‚Missbrauch‘ von Tonkonserven, wollten auf der Bühne immer so rau und live wie möglich klingen, daher haben wir die Idee von drei Gitarristen in der Band stets geschätzt - vor allem auch, um die Rhythmusgitarre während der doppelten Gitarrenleads immer dabei zu haben. Mit unserem vierten Album ‚Call Of The North‘ hatten wir unseren idealen Studiosound gefunden und während unserer ersten Promotour für dieses Album wurde uns schließlich klar, dass wir nicht in der Lage waren, diesen Sound live zu reproduzieren. Wir fügten also Alessia hinzu, damit Frozen Crown live so klingen kann wie es sein sollte.“
Wie Co-Vokalist Federico seine Kollegin - nicht minder enthusiastisch - ergänzt, war es auch für ihn großartig zu erleben und sehr interessant, mit Alessia im Studio für „War Hearts“ zu arbeiten.
„Sie war im Grunde ein totaler Neuling, was Studioaufnahmen angeht, aber es funktionierte ganz natürlich für sie. Einige ihrer Soli hatte sie schon vorher geschrieben, aber als sie ihre Gitarre einsteckte und mit den Aufnahmen begann, hat sie so ziemlich alles von Grund auf neu arrangiert und die meisten Teile sogar ganz spontan aufgenommen. Einige ihrer musikalischen Ideen und ihre Herangehensweise im Allgemeinen waren auch für mich inspirierend und brachten mich dazu, einige Gitarrenparts, die ich bereits aufgenommen hatte, neu zu schreiben. Es war buchstäblich ein Kinderspiel, mit ihr zu arbeiten - und sehr erfrischend.“
Das neue Material der Formation ist so dermaßen zackig lebendig, dass unweigerlich Bewegungsdrang davon ausgelöst wird - auf Stimmungen und Visionen angesprochen, mit denen es ans aktuelle Songwriting ging, gerät Jade schon wieder in höchste Verzückung.
„Es ist so rasant geworden, weil wir Angst vor der Zeit haben, die einfach viel zu schnell vergeht! Alles, was wir tun, ist ein ‚Kampf gegen die Zeit‘, um Wintersun zu zitieren. Wir sind besessen von der ‚Nutze-den-Tag‘-Philosophie und gerade diese ist eine der wiederkehrenden ‚Visionen’ ist, mit denen wir an das Songwriting für ‚War Hearts‘ herangegangen sind. Es gibt sogar einen Song, der völlig von ‚Highlander‘ inspiriert ist - einem Film also, in dem das Konzept der Machtlosigkeit gegenüber dem unvermeidlichen Vergehen der Zeit so ziemlich das Hauptthema ist: ‚Edge Of Reality‘. Abgesehen davon sind wir in der Band auch Fans von vielen klassischen Fantasy-Themen wie der Schwert- und Zauberkunst von Robert E. Howard als auch Frank Frazetta, von dem Federico ein großer Verehrer ist, bis hin zu den Klassikern wie Tolkien und George R. R. Martin, dessen Werke ich selbst sehr gerne lese.“
Um Beschreibung des typischen Werdegangs eines neuen Songs ersucht, lobt Jade sofort ausdrücklich den fleißigen Federico.
„Er schreibt stets das meiste Material, wenn nicht sogar alles bei Frozen Crown. Er fängt dafür zunächst mit ein paar gesanglichen Ideen an, so ziemlich immer mit einer Strophe und einem Refrain, versehen mit einer Grundschicht aus Akkorden - eventuell auch mit einem additionalen Hauptriff. Und das war’s. Ich meine, 90 Prozent des Songs sind dann fertiggestellt - denn für uns ist die Gesangsmelodie das Wichtigste, gefolgt vom Hauptriff des Songs, das kann meistens das Intro sein oder das Riff kurz vor der Strophe. Danach singe ich die Melodie, die er geschrieben hat, in verschiedenen Stimmungen, bis wir die optimale gefunden haben - die Stimmung wird immer und einzig anhand des Gesangs entschieden, während unser Schlagzeuger Niso sich um die Drums kümmert als auch um einige entsprechende Arrangements hier und da. Wenn das Lied schließlich fertig ist - wir haben zwischenzeitlich dann auch eine Bridge, einen Mittelteil usw. entwickelt - und Federico sich um alle Gitarren und Keyboards gekümmert hat, nimmt unser Francesco Zof, genannt ‚Ikki’, seinen Bass auf und Fabiola ‚Sheena’ Bellomo und Alessia nehmen ihre Gitarrensoli zusammen mit Federico auf. Auf diese Weise wird ein Frozen-Crown-Song zu 100 Prozent fertiggestellt.“
© Markus Eck, 17.09.2024
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