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Interview: FRAYLE
Titel: Gewaltige Größe

Ein individuell-eklektischer Musikstil, zwei eigenwillig-kopfstarke AusnahmekĂźnstler, drittes Album mit kompositorisch monumentalem Inhalt - damit bieten Frayle hochwertige Parameter fĂźr eine superspannende Addition!

Und diese Rechnung geht auch genreübergreifend vollends auf: So dürfen sich vielerlei Sorten von finsteren Doom-Herzen, aber auch unheilbar melancholische Post-Metaller und Alternative Rocker mit Hang zu abgründig-okkulter Goth-Düsternis auf „Heretics & Lullabies“ freuen - Sängerin Gwyn Strang gibt darauf endgültig die Blaupause an gespenstischer Evokation.

Live räumte die auf der Bßhne aufgestockte, originell maskierte Gesandschaft aus Cleveland, Ohio auch bzw. vor allem in Europa sowieso schon mächtig ab, wie Axeman Sean Bilovecky, ein begnadeter Schnellsprecher, gut gestimmt wissen lässt.

„Hier in den USA sind Konzerte und Musikveranstaltungen generell viel eher aufs Kommerzielle und Trendige, Populäre ausgerichtet, und das wird eher ‚schlimmer statt besser‘. Wir hatten als US-Toursupport von Cradle Of Filth echt Glück, deren interessierte Fanbase uns Abend für Abend wohlwollenden Zuspruch und erfreuliche Anerkennung zuteil werden ließen. Wir konnten da einiges an Merch verkaufen und nicht wenige neuer Fans generieren, das war wirklich ein voller Erfolg. Ansonsten sind die Leute bei uns eher ziemlich faul, wenn es darum geht, Nischenkünstlern bzw. Neulingen auf deren eigenen Gigs auch mal eine reelle Chance zu geben. Wir bevorzugen daher den europäischen Kontinent für Gigs und Touren, insbesondere die Niederlande - das dortige Patronaat in der Nähe von Amsterdam ist definitiv meine absolute Lieblings-Live-Location. Auch Belgien ist dahingehend klasse, in Norddeutschland haben wir ebenfalls bislang beste Erfahrungen machen können. In England waren wir live auch ein wenig präsent, doch das lief eher unter dem Radar der Stoner/Psych/Doom-Szene, die unsere Songs von Anfang an hörte, viele davon sind uns treu geblieben über die weitere Entwicklung hinweg.“

Was die auffälligen, originellen Masken bei Frayle angeht, die auf der Bühne für einen noch größeren Entertainment-Faktor sorgen, da gibt sich der Saitenvisionär ebenfalls zuversichtlich.

„Das haben wir mehr und mehr ausgebaut und bis jetzt keine nennenswerten Schmähungen etc. deswegen einstecken müssen - an den Tastaturen sind viele User ja heutzutage sehr mutig, doch unser Outfit kommt gut an. Wir sind froh darüber.“

Es werden auch diesmal wieder allerlei Einflüsse für den speziellen Frayle-Sound bemüht werden, mutmaßt Sean. „Doch ich sage es mal so: Genau genommen möchte ich da gar keine Bands oder Musiker nennen, vielmehr hörten wir beim Schreiben der neuen Songs erneut auf unsere inneren Stimmen - Gefühle, Befindlichkeiten, Stimmungen, etc. Gwyn und ich begeistern uns einfach sehr gerne gegenseitig mit neuen Ideen, die gewisse Reaktionen in uns auszulösen imstande sind. Je heftiger also die Reaktion, desto interessanter für ein weiteres Arbeiten daran. Es muss sich für uns ‚richtig‘ anfühlen, auch in den weiteren Strukturierungen und Arrangements. Im Optimalzustand regt einer von uns sozusagen den anderen jeweils dazu an, an der gegebenen Idee weiter zu werken - solange, bis ein Lied eben fertig geschrieben ist.“

Sean vergleicht diese Arbeitsweise bei Frayle gerne mit einem Maler, so sagt er, welcher sich vor eine weiße Leinwand setzt und nachfolgend seiner Fantasie freien Lauf lässt, ohne sich noch irgendwie um das Außen um ihn herum zu kümmern. „So kommt etwas zustande, völlig ohne äußere Einflüsse, im Sinne des ganz persönlichen Ausdrucks.“

Da er mit seiner Gwyn im gemeinsam bewohnten Haus auch ein eigenes Studio eingerichtet hat, befindet sich das Paar ohnehin in einem kontinuierlichen kreativen Prozess, so der Gitarrist.

„Das kann man sich bei uns beiden also wie ein konstantes Ausprobieren, Einstudieren, Zusammenbringen, Verfeinern etc. vorstellen. Ich mit Rhythmus- und Bassgitarre lege zumeist schon mal los, lasse mich dabei am allerliebsten von Klängen und Tönen inspirieren, dir mir punktuell am reizvollsten vorkommen. Da ich mich bzgl. meines Inneren verbal eher nicht so gut vermitteln bzw. ausdrücken kann, mache ich das eben mit den Saiten, das hingegen funktioniert problemlos. Da ich ziemlich spezielle Gefühlswelten in mir herumtrage, entstehend damit die dicken Soundwände und ‚Riff-Berge‘ bei Frayle. Ich bin nämlich schon immer von Bergwelten beeindruckt gewesen - wenn ich welche sehe, löst das einfach irgendetwas Gewaltiges und gleichzeitig höchst Angenehmes in mir aus. Deswegen fühle ich mich nach dem Erschaffen eines imposanten Klangmassivs sehr viel besser.“

Und damit kommt der Bärtige ganz automatisch zu seiner besseren Hälfte. „Gwyn dagegen tut sich mit Worten an sich und insbesondere Darlegungen von allen möglichen Gefühlszuständen so viel leichter als ich - wir ergänzen uns also dahingehend perfekt.“

Š Markus Eck, 15.09.2025

Photo Credit: Frayle

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