Interview: | FAUNA |
Titel: | Ganz natürlicher Wahnsinn |
Der betont animistische, gezielt archaisierende Ambient Black Metal dieses schamanistisch-atavistisch orientierten Duos aus Olympia, Washington könnte ungewöhnlicher wohl nicht sein - studierenswerter aber auch nicht, denn Fauna bringen seit 2005 Hochinteressantes mit sich.
Mit dem vierten Album „Ochre & Ash“ melden sich nach dem 2012er Vorgänger „Avifauna“ maximal naturnah zurück.
Drummer Vines empfindet ein Gefühl der Erfüllung und Erleichterung darüber, dass Fauna diesen Aspekt ihrer kreativen Reise endlich zum Abschluss gebracht haben, sagt er - auch wenn dieses Gefühl mit einem Gefühl der Ungläubigkeit darüber verbunden ist, dass es so lange gedauert hat, bis sie an diesem Punkt angekommen sind.
„Auf dem Weg dorthin gab es viele Hindernisse, die unseren Schwung behinderten und versuchten, uns in zerstörerische Schleifen zu verwickeln. Irgendwie sind ganze dreizehn Jahre vergangen, seit unser letztes Werk enthüllt wurde, und das scheint schwer zu begreifen. Und doch sind wir der Meinung, dass die Arbeit selbst heute so wichtig ist wie eh und je.“
„Ochre & Ash“ ist das erdgebundene Gegenstück zu „Avifauna“, lässt der Trommler wissen:
„Während sich ‚Avifauna‘ auf den Vogelflug als Symbol für die menschliche spirituelle Suche konzentrierte, schlägt ‚Ochre & Ash‘ einen dunkleren Ton an und erkennt, dass der Abstieg in die Unterwelt - sowohl äußerlich als auch innerlich - eine notwendige Voraussetzung für die vollständige Verwirklichung des Suchers ist. Um unsere wahre Gestalt zu entfalten, müssen wir einen ritualisierten Prozess von Tod und Wiedergeburt durchlaufen, der durch die Reise in die Unterwelt erleichtert wird. Die luftige und majestätische spirituelle Erhebung, die in ‚Avifauna‘ aufgezeigt wird, hat sich tief in einem unterirdischen Dunst verfangen, grüblerisch und schlammig, verloren in einem inneren Zusammenbruch. Flügel werden zu Wurzeln, die sich winden und brodeln, sich immer tiefer vorarbeiten und sich selbst ersticken.“
Ans Songwriting gingen die beiden laut Vines mit resolutem und entschlossenem Wahnsinn. „Eine ungestörte Klarheit der Vision, die einen bis an die Grenzen der menschlichen Erkenntnis und darüber hinaus führt, im Dienste eines Wissens, das über das Individuum hinausgeht.“
Nicht minder fesselnd liest sich die Darlegung, wie Fauna ihre neuen Song-Beschwörungen kreiert haben.
„Man stelle sich zwei nackte Männer vor, die im Schneidersitz und stark schwitzend in einer irdenen Hütte sitzen und sich leicht in einer unvollkommenen, von Feuerzungen gezeichneten Dunkelheit wiegen. Das ist unser Visionsprozess, in dem wir die Themen und Motive entwickeln, die unsere Reisen leiten werden, und so schreiben wir im Allgemeinen auch unsere Texte. Um die Musik zu kreieren, müssen wir natürlich eine andere Form annehmen, indem wir uns mit Gitarren hinsetzen und die Teile und Arrangements ausarbeiten, von denen wir einige alleine und andere gemeinsam machen. Aber es ist wichtig, dass die Arbeit unsere Ethik widerspiegelt und nicht körperlos ist, dass sie in Räumen und Kontexten stattfindet, die unsere allgemeine Absicht und Inspiration widerspiegeln.“
© Markus Eck, 05.08.2025
Photo Credit: Fauna
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