Interview: | ELVELLON |
Titel: | Leidenschaftliche Sehnsucht |
Mit dem DebĂźtalbum âUntil Dawnâ beweisen sich die beflissenen Symphonic Metaller aus Moers als stilistisch durchaus findige Formation. 2010 gegrĂźndet, lieĂen die Musiker nach zwei ersten Single-VerĂśffentlichungen die EP âSpellboundâ 2015 folgen.
Mit der Zeit reifte der theatralisch konturierte Sound des Quintetts zu einer ebenso stimmungsvollen wie homogen kreierten Mischung heran, der es weder an ausgefeilten Ideen, eingängigen Tonfolgen noch an ßberzeugender Gefßhlstransformation gebricht.
âEs ist ein groĂer Mix, aus vielen GefĂźhlen zusammengewĂźrfelt. Wir sind unbeschreiblich froh als auch erleichtert, dass das Album nun endlich fertig ist. Durch die vielen Strapazen, die wir vorher nicht abschätzen konnten, hat sich der Release immer weiter nach hinten verschoben, was uns natĂźrlich unsagbar leid tut. Nun ist es aber endlich soweit, dass wir es alle in Händen halten kĂśnnen, und fĂźr uns ist es klar, dass es die MĂźhe wert warâ, frohlockt Keyboarder Pascal.
âTatsächlich waren dabei so einige Dinge mit im Spiel wie beispielsweise die Terminfindung. Wir kamen schon recht frĂźh in Verzug mit dem Songwriting und als wir dann bereit waren alles im Studio aufzunehmen, hatte unser Producer gerade keine Termine frei. Dadurch verschob sich unser bis dato zusammen gestellter Terminplan bereits um einen Monat. Hinzu kam dann noch, dass wir das Album auch schon Ăźber das Label Reaper Entertainment Europe verĂśffentlichen wollten. Es war ein groĂes Hin und Her mit Verhandlungen und Verträgen bis man sich endgĂźltig geeinigt hatte und beide Parteien glĂźcklich waren. Ab dann kamen immer mehr Sachen hinzu, die wir vorher einfach nicht bedacht hatten. Wie zum Beispiel eine dreimonatige Promotion-Phase vor Release. Schlussendlich sind wir noch eine junge, unerfahrene Band, und haben uns schlicht verschätzt.â
Hinsichtlich der musikalischen Qualität und Originalität seiner Nordrhein-Westfalen-Truppe kommentiert der Tastenmann: âWir achten sehr darauf, die Songs nicht zu âĂźberladenâ, sondern wir gucken ganz genau hin, was sie brauchen und was eben nicht. Es dauert sehr lange bis wir einen Song fertig geschrieben haben, weil wir ihn noch gefĂźhlte tausend Male Ăźberarbeiten und das natĂźrlich auch nicht halbherzig. Wir stecken alle unser Herzblut in jedes einzelne Lied, das wir schreiben, denn das ist die Passion, die wir alle teilen. NatĂźrlich gibt es hier und da auch mal Passagen, bei denen sich der HĂśrer denkt: âDas gabâs schon einmal.â Aber niemand kann das Rad neu erfinden.â
Laut Gitarrist Gilbert geht es bei Elvellon in sehr guter Kooperation an neues Songmaterial heran. âIn der Regel kommt unser Pascal mit einem Demo um die Ecke, welches er uns vorspielt und gemeinsam entscheiden wir dann, ob wir daraus was machen oder nicht. Im nächsten Schritt arbeiten dann Pascal, unser Drummer Martin und ich zusammen. Oft nehmen wir das Demo dann nochmal komplett auseinander und verwenden am Ende nur acht Takte, manchmal werden aber auch mehrere Teile verwendet. Auf jeden Fall wird von uns Dreien während dieses Prozesses noch viel Neues dazu komponiert. Am Ende haben wir dann ein instrumentales Demo, auf dessen Basis wir dann an den Gesangslinien arbeiten. Martin hat zu diesem Zeitpunkt meistens schon eine Idee fĂźr die Lyrics und auch erste Zeilen. Im besten Falle beeinflussen seine Textideen auch schon die Arbeit an der Musik. Im letzten Schritt bringt dann die gesamte Band noch ihren Input mit ein. Finalisiert wird der Song aber meistens erst mit den Aufnahmen; auf den letzten Metern kommen immer noch kleine Ideen.â
Der Schaffenshunger quält ihn momentan sogar ganz besonders, fßgt der Axeman mit froher Miene an.
âDie letzte Zeit sind wir hauptsächlich mit Papier- und Promo-Kram beschäftigt, welcher leider all unsere gemeinsame Zeit auffrisst. Dabei verspĂźre ich gerade jetzt unglaubliche Lust an neuen Demos zu arbeiten. Wir haben noch einige tolle Ideen in der Hinterhand, oder besser gesagt auf der Festplatte, die unbedingt fertiggestellt werden wollen.â
Die Songauswahl fĂźr das Album stand bereits sehr frĂźh fest, so Gilbert.
âEs war schon vor der EP klar, dass wir in unseren Songs so etwas wie eine fortlaufende Geschichte erzählen wollen. Und so sind wir bereits an die Lieder auf âSpellboundâ heran gegangen. Da wir die Story aber nicht komplett auf diese erste EP unterbringen konnten, musste wir wohl oder Ăźbel die Geschichte auf âUntil Dawnâ nochmal von vorne beginnen um sie dann in ihrer Gesamtheit erzählen zu kĂśnnen. Das ist tatsächlich der einzige Grund, warum wir die StĂźcke von âSpellboundâ fĂźr das Album wieder verwendet haben. Alle weiteren, neue StĂźcke hängen mit der Geschichte mal mehr oder weniger zusammen, sind aber immer Teil der Welt, aus der wir âberichtenâ und somit gab es bei der Songauswahl auch keine Diskussionen, da wir jeden Titel mit der Intention vollendet haben, dass er ein Teil der Geschichte und damit des Albums wird. Ich wĂźrde demnach schon behaupten, dass wir eine Band sind, die ihre Songs bis zur Perfektion ausfeilt. Es gab zwar auch noch ein paar rohe Songideen, deren Ergebnisse wir anfangs mit auf dem Album haben wollten, aber diese haben wir bereits in einem sehr frĂźhen Status beiseite gelegt um uns auf die StĂźcke zu konzentrieren, die unserer Meinung nach auf jeden Fall auf die Platte mussten.â
Und durchaus gibt es seiner Ansicht nach auf dem DebĂźtalbum erwähnenswertes Neues, was auf der EP zuvor so nicht bei dem Quintett zu hĂśren war. âZum Beispiel haben wir zum ersten Mal deutliche Synthesizer-Klänge auf der Platte. So etwas haben frĂźher nicht benutzt, weil wir das GefĂźhl hatten, dass es nicht unbedingt zu unserer Musik passen wĂźrde. Wir haben aber einen Weg gefunden, dass es sich organisch in unsere Songs einfĂźgt und sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Vielleicht wird es so etwas in Zukunft Ăśfter bei uns zu hĂśren geben. Ein anderes Beispiel ist der vermehrte Einsatz von Percussions. Es gab zwar schon auf der EP ganz kurze AusflĂźge in diese Richtung, aber das AusmaĂ, in dem wir es dieses mal betrieben haben, ist etwas ganz anderes. Gerade Songs wie âSpellboundâ oder âThe Puppeteerâ wĂźrde es ohne die vielen Trommeln deutlich an Dramatik fehlen. Wir sind sogar nur fĂźr die Aufnahmen dieser Sachen viele, viele Kilometer gefahren um in einem groĂen Studio mit tollem Hall aufzunehmen. Generell konnten wir die gesamte Produktionsqualität deutlich anheben. Das hĂśrt hoffentlich auch jeder, der seine Musik nur Ăźber Laptop-Lautsprecher genieĂen kann.â
Nennenswerte musikalische EinflĂźsse, die in den neuen StĂźcken ihre Facetten bekommen haben, listet Bassist Phil wie folgt:
âAm deutlichsten zu hĂśren ist wohl der Thrash Metal-Einschlag von âThe Puppeteerâ. âFallen Into A Dreamâ beginnt zudem mit einer Art Wiegenlied, das mich etwas an die Soundtracks zu diversen Tim Burton-Filmen erinnert und hat im Weiteren, neben den getragenen Teilen, instrumental einen leichten Dimmu-Borgir-Touch.â
Martin noch dazu, was hinter dem Albumtitel âUntil Dawnâ steckt:
âDafĂźr muss ich wohl etwas weiter ausholen ⌠wir alle kamen in unserem Leben wahrscheinlich schon an den Moment, in dem wir unser kindliches Denken unterdrĂźcken oder sogar gleich beenden mussten, um in der âWelt der Erwachsenenâ anzukommen. Also kommt es leider bei vielen Menschen vor, dass die Verbindung zu ihrem inneren Kind nur noch ganz selten oder gar nicht mehr aufflackert. âUntil Dawnâ erzählt von einer Reise, die unser inneres Kind durch eine schier unendliche Nacht bestreiten muss. Voll von Sehnsucht und leidenschaftlichem Drang die Verbindung zu seinem wahren Ich wiederzufinden, durchlebt dieser kindliche Teil von uns unter anderem auch jene Dinge, welchen wir als âErwachseneâ meist nur mit selbstschĂźtzender Härte, vernĂźnftigem Denken oder einfach nur sehr reserviert entgegentreten konnten. Der Sonnenaufgang steht also ganz und gar fĂźr sich selbst: Das Ende dieser ewigen Nacht die so sehr von Leid und Einsamkeit geprägt war. Der Punkt dieser Reise, an dem unser inneres Kind endlich wieder mit uns gleichauf sein wird. Ab dann erst wird jeder Schritt den wir gehen wieder der einer vollkommeneren Seele sein. âUntil Dawnâ fasst es schlieĂlich alles so zusammen, wie man es nur zusammenfassen kann.â
Und definitiv sind die Texte fĂźr Elvellon ebenso wichtig wie die Musik selbst, so fährt der Drummer fort. âDie Lyrics mĂźssen ganz genau wie jede Note von Herz und Seele kommen. Es muss sich gut anfĂźhlen, sonst ist es nicht das Richtige. Manchmal kommen einem die Texte nur so zugeflogen. Das war zum Beispiel bei unserem Song âOraculumâ der Fall. Ein paar mal die Akkorde vom Chorus durchgespielt und sowohl Melodie als auch Text entstanden wie von Zauberhand in meinem Kopf. Allerdings ist so etwas nicht die Regel. Oft genug kommt es auch vor, dass ich fĂźr ein paar gute Zeilen etliche Tage brauche, bevor ich endlich das richtige GefĂźhl dafĂźr gefunden habe, und somit auch die richtigen Worte. FĂźr den Titeltrack âUntil Dawnâ habe ich wirklich lange Zeit gebraucht um den perfekten Einstieg zu finden - zwei Wochen lang habe ich mich täglich an meinen Schreibtisch gesetzt und so viele Seiten an Text geschrieben, dass ich wahrscheinlich schon das nächste Album damit bis zur Hälfte hätte fĂźllen kĂśnnen. Und dennoch war da nicht die eine Zeile dabei, die ich fĂźr den Songeinstieg als gut genug empfunden hätte. Erst nach ein paar Tagen Ruhe konnte ich mich nochmal mit frischen Gedanken an den Text setzen und nach einiger Zeit hatte ich dann endlich die richtigen Worte gefunden, um dem Song mit seinem Text die Magie zu verleihen, die er verdient hatte. Ich empfinde es als Ăźberaus wichtig, beim Schreiben den eigenen Gedanken und GefĂźhlen nachzugehen. VĂśllig unabhängig von der Frage, ob die Leute es kaufen wĂźrden, oder nicht.â
Als Nele gefragt wird, ob es einige Texte auf dem neuen Album gibt, die ihr als Sängerin ganz besonders unter die Haut gehen, konkretisiert sich ihr Gesichtsausdruck mit einiger Ergriffenheit.
âUnter die Haut gehen mir drei Songs immer wieder aufs Neue. Zunächst wäre da âSpellboundâ zu nennen. Dies ist ein Song, der nach einigen Jahren einfach ein Teil von mir geworden ist. Ein Teil seiner Wurzeln sind aus mir entsprungen. Im seinem Anfangsstadium gab es nur Keyboardakkorde und meine Gesangslinien und nun betrachte ich mir das wundervolle Endprodukt. Es ist ein wenig, wie jemanden aufwachsen zu sehen. Der Werdegang und dass ich ein Teil des Ursprungs sein durfte, das berĂźhrt mich sehr. Als zweiter Song geht mir âThe Puppeteerâ unter die Haut. Er steckt einfach voller Energie. Er ist fĂźr mich der stärkste Ausdruck und die âErlaubnisâ, nicht alles aushalten zu mĂźssen, sondern auch wĂźtend sein zu dĂźrfen und negativen Emotionen Ausdruck verleihen zu kĂśnnen. Das macht nebenbei auch einfach sehr viel SpaĂ. Als dritter Song wäre da noch âShore To Aeonâ. Dieser Song fĂźhlt sich fĂźr mich nach Entfaltung und ErlĂśsung an. Ich kann mich in den knapp acht Minuten einfach vĂśllig loslassen und in dieses StĂźck hineingeben, was fĂźr mich auch ein GefĂźhl der Freiheit ist.â
Zur Frage, worauf genau es Elvellon letztlich bei der aktuellen Musik am allermeisten ankommt, leistet Martin gerne Antwort:
âEiner der fĂźr uns absolut wichtigsten Punkte ist es, dass wir die Menschen mit unserer Musik berĂźhren. Sie sollen merken, welche Energie die jeweilige Geschichte in sich trägt, die unsere Musik auch ohne Text erzählen kĂśnnen muss, und sich im allerbesten Fall vielleicht sogar ein kleines bisschen selbst darin wiedererkennen. Jedes unserer Lieder soll in seiner Form einen mĂśglichst persĂśnlichen Charakter haben, und diesen auch ausstrahlen kĂśnnen. Man muss den Song fĂźhlen kĂśnnen.â
Zur zwischenmenschlichen Chemie in Elvellon klinkt sich Nele ebenso ambitioniert ein. âVorweg mĂśchte ich dazu sagen, dass wir alle durchaus einen GroĂteil des allgemeinen âKĂźnstlerklischeesâ erfĂźllen. Das bedeutet fĂźr mich in etwa, dass jeder von uns einen enorm starken Charakter besitzt, der einen ebenso starken Willen und eine gute Portion an Ego beinhaltet. Auch hat jeder von uns mindestens eine prägnante Macke, die sich manchmal einfach vorlaut in den Vordergrund schummelt und damit nicht unbedingt auf Zuspruch stĂśĂt. Kurz: Wir wissen, was wir an einander haben und akzeptieren die Macken des anderen â auch wenn das nicht immer ganz leicht ist. Wenn es um eine die Band betreffende Entscheidung geht, rede ich beispielsweise meist sehr viel und lasse den Rest, ungewollt, kaum zu Wort kommen, bis dann jemand fĂźr mich auf die Bremse tritt! [lacht] Je länger wir zusammen arbeiten, desto mehr lernen wir uns kennen. Zwar kannten wir uns alle schon aus Zeiten vor der Band, aber man lernt sich einfach erst richtig kennen, wenn man Jahre miteinander verbracht hat und zusammen an etwas arbeitet, was einem so unglaublich viel bedeutet, wie zunächst unsere EP und nun unser DebĂźtalbum âUntil Dawnâ. Ich selbst kann mir beispielsweise ein Leben ohne âmeine Jungsâ nicht mehr vorstellen. Ich liebe, wofĂźr wir so hart arbeiten und das schweiĂt doch sehr zusammen.â
Š Markus Eck, 15.05.2018
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