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Interview: EINHERJER
Titel: Unbeirrbar

1993 gegründet, zählen die Norweger neben Formationen wie Thyrfing, Månegarm und Mithotyn zu den immer wieder zitierten Viking Metal-Vorreitern. Mitbegründer, Gitarrist und Vokalist Frode ‚Grimar‘ Glesnes hält seine Mannschaft seither eisern zusammen. Eilig hatten Einherjer es bislang nie mit neuen Veröffentlichungen, viel lieber feilen sie solange an ihrem Material, bis es sich stilistisch nahtlos ins Bisherige einfügt.

Dass das Songwriting des Quartetts dennoch anhaltend originell und lebendig bleibt, beweist das neue Album „North Star“. Und dass die Band ihren neuesten Output nun genau wieder auf dem Label veröffentlicht, mit welchem vor einem Vierteljahrhundert mit dem Debütalbum „Dragons Of The North“ alles begann, fühlt sich für Frode gut und richtig an, wie er sagt.

„Es ist der Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht. 25 Jahre seit unserem Debüt sind einfach umwerfend! Ich bin wirklich glücklich, wieder bei Napalm Records zu sein. Der Kreis schließt sich tatsächlich! Sie sind zu einem großen Label mit einer starken Präsenz herangewachsen, und ich bin zuversichtlich, dass sie unsere Musik viel besser unter die Massen bringen können als die kleineren Labels. Wir lieben das, was wir tun, und wir wollen es mit so vielen Leuten wie möglich teilen. Für uns ist das ein ziemlicher Schritt nach oben und es erlaubt uns, in einem größeren Rahmen zu kommunizieren. Jetzt geht es weiter und aufwärts.“

Dass sowohl der wirklich einzigartige Stil als auch die bewegende Magie von Einherjers Musik bis dato nichts von der überwältigenden Kunstfertigkeit der Urheber verloren haben, geschieht ganz automatisch. Frode legt dar:

„Wir ändern das Rezept nicht wirklich viel von Album zu Album. Ich denke, wir haben den Weg fortgesetzt, den wir 2011 auf ‚Norrøn‘ begonnen haben. Die Grundidee ist die gleiche - das bestmögliche Heavy Metal-Album zu machen. Man füge lediglich die ganz ‚spezielle Soße’ hinzu, die das Ganze ‚nordisch‘ macht; sprich, die Inspiration, die wir aus norwegischer Volksmusik und Komponisten wie Edvard Grieg und Geirr Tveitt ziehen. Mischt man all dies nun noch mit einem Hauch an Einflüssen von klassischen Extrem-Metal-Bands - und da sind wir - vollwertiges, nordisches Schwermetall. Ein weiterer Aspekt, der für uns auf den letzten Alben wichtig war, ist es, die Dinge nicht zu sehr zu verkomplizieren. Im Gegensatz zu dem, was Yngwie Malmsteen zu denken scheint, kann weniger manchmal mehr sein. Man muss nicht alle möglichen komplizierten Sachen spielen, nur weil man es kann. Man sollte immer die Balance behalten, den Fokus nicht verlieren. Uns geht es einzig um den Song und was dem Song dient.“

So wird auch die sagenhafte Stimmigkeit des neuen Materials viele Anhänger der Gruppe positiv staunen lassen.

Befragt, ob es denn bei einem so dermaßen überzeugenden Songwriting überhaupt ‚Downs‘ in all den ‚Up’s‘ gab, gerät der Nordmann zunächst ins freudige Lachen.

„Ja, ich denke, diesmal ist alles wirklich gut geworden. Wir haben direkt nach dem Release des 2018er Vorgängeralbums ‚Norrøne Spor’ angefangen, neue Songs zu schreiben, also fühlte sich der Übergang von einem Album zum nächsten doch sehr glatt und reibungslos an. Eine natürliche Entwicklung. Wir haben wieder mein eigenes Studio Borealis benutzt, dort wurde aufgenommen und gemischt. Es ist ein semi-professionelles Setup mit großartigem Equipment und wirklich guten Räumen. Gemastert wurde von unserem sehr guten Freund Jaime Gomez Arellano in den Orgone Studios, UK. Und ich finde, das Album klingt echt klasse! Ich gebe in diesen Tagen eine Menge Interviews und ich muss sagen, dass das Feedback bisher überwältigend war. Ich weiß das sehr zu schätzen!“

Man möchte annehmen, dass auch Einherjer durch Covid-19 diesmal mehr Zeit und Muse als sonst zur Verfügung hatten, doch der Gitarrist winkt ab.

„In einer verrückt gewordenen Welt ist es uns umso wichtiger, Kontinuität in unserer Arbeit zu bewahren. Covid-19 hat den diesmaligen Arbeitsprozess nicht so sehr beeinflusst. Es hat den ganzen Verlauf nur ein bisschen verzögert. Die Aufnahmesessions für ‚North Star‘ begannen im Februar 2020. Wir waren schon halb durch, als dann Mitte März alles zu Ende ging. Die ganze neue Situation mit der Hausaufgabenbetreuung, dem Zuhause-Kindergarten usw. hat uns als Band den Rock’n’Roll-Vibe für einige Wochen doch irgendwie gekillt. Zum Glück nehmen wir in meinem Studio auf, so dass wir auch mit dem Virus draußen vor der Haustür prima arbeiten konnten. Da das Schlagzeug bereits aufgenommen war, konnte ich weiter Bass, Gitarren und Gesang einspielen. Ole hat die meisten seiner Soli bei sich zu Hause eingespielt und ich habe sie im Studio nachbearbeitet. Es war ein einsamer Prozess, diesmal ein Album aufzunehmen, aber wir haben es trotzdem geschafft, eine gute Energie zu entwickeln - und ich denke, das spiegelt sich in unserer Arbeit wider. Das Veröffentlichungsdatum wurde von Oktober auf Februar verschoben, aber das hat für niemanden einen wirklichen Unterschied gemacht.“

© Markus Eck, 12.02.2021

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