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Interview: CREMATORY
Titel: Beharrliche Selbstverwirklichung

Als sich die Pfälzer Gothic Metal-Institution im April mit dem Album „Oblivion“ zurückmeldete, bekam die Szene nicht nur einfach eine weitere, obligatorische Wuchtbrumme in die Lauscher geschoben. Die Band bewies damit auch ihre anhaltende Fähigkeit zum stilistischen und personellen Wandel.

Wie Urgestein und Drummerlegende Markus Jüllich erfreut berichtet, konnte die Scheibe den von ihm prognostizierten Erfolg verbuchen. „Wir haben weltweit hervorragende Kritiken dafür einheimsen können. Mehr darf es gerne immer sein, aber wir sind damit zufrieden und dankbar, dass wir nach 28 Jahren Bandgeschichte immer noch zusammen Musik machen dürfen und uns die Menschen hören wollen.“

Das Echo auf Jüllichs gestrenge Kritik an der ganzen Download- und Streaming-Schiene im April stieß auf weitreichendes Echo. Es wurde ebenso vielfältig wie heftig darüber diskutiert.

„Ja, das war mal echt der Hammer! Es hat auch echt viel gebracht. Ich konnte viele Fans damit wachrütteln und wir haben mit Crematory wieder mehr CD’s und Platten verkauft und weniger Downloads und Streams. Zahlreiche Musiker haben mich auch bei dem gegen mich losgetretenen Shitstorm einiger ‚Eierköppe’ unterstützt und mir loyal vollauf Recht gegeben. Also wieder mal alles richtig gemacht. Danke an dieser Stelle auch an die wahren Fans, die meine Meinung zu dem Thema teilen!“

Dennoch wird es mit seiner Band personell nicht wie zuvor weitergehen können, so der Mann.

„Unser Rhythmusgitarrist und Klarsänger Tosse ist leider aus beruflichen Gründen aus der Band ausgestiegen und wir haben einen neuen Mann an Bord, über den es zur späteren Zeit mehr Infos geben wird. Vorab dazu nur so viel: Der Neue ist der absolute Oberhammer an der Gitarre und bei den Clean-Vocals.“

Als sich im Mai des Jahres schließlich die vielfach erwartete Tour zum Release anschloss, spielten Crematory neuerdings zwar lediglich eher wenige, ausgewählte Konzerte, sagt Markus.

„Aber alles hat hervorragend funktioniert und wir sind über das Resultat heilfroh! Das Hills Of Rock Festival in Bulgarien war sogar der große Wurf für uns 2018, bei dem wir als Co-Headliner vor 25.000 Menschen gespielt haben. Zudem war dort alles wirklich hervorragend organisiert. Insgesamt hätten es zwar mehr Zuschauer auf den Konzerten sein können, aber diejenigen Besucher, die dabei waren, gingen richtig geil ab und feierten mit uns gemeinsam jeden Abend eine Höllenparty.“

Sein ganz persönliches 2018 resümiert der gewichtige Kesselwart mit zuckenden Schultern. „Das war eigentlich wie immer die letzten Jahre. Es gab wirklich nichts Besonderes. Gott sei Dank bin ich in meinem Alter und bei meinem Gewicht topfit. Das Schönste - neben der Band - ist für mich nach wie vor Gesundheit und eine glückliche Familie an meiner Seite. Denn das, was in diesem Jahr an extrem beschissener Politik und sagenhafter Verlogenheit auf der ganzen Welt ablief, ist für mich einfach nur noch unerträglich.“

Blickt er ins kommende 2019, so freut sich der bekanntlich überaus schlagfertige und streitbare Stockmeister schon auf die Konzerte mit dem neuen Axeman, die Festivals und das Songwriting für das nächste Crematory-Studioalbum. „Ich werde versuchen, auch dabei jede Minute so bewusst wie möglich zu genießen. Die Zeit geht rasend schnell vorbei, wie ich vor allem an meinen Kindern sehe.“

Begeistert kommentiert der Trommel-Ursus die Fußballlaufbahn seiner Tochter in 2018.

„Sensationell! Janina ist jetzt 15 Jahre alt und spielt U17 Bundesliga beim 1. FFC Frankfurt, der weltweit der erfolgreichste Frauenfußballverein ist. Für das Frühjahr hat sie eine Einladung zur Sichtung für die Nationalmannschaft erhalten, was ein wahrer Überhammer wäre!“

Als der höchst erfolgreiche und auch mehrmals prämierte Versicherungsmakler gebeten wird, gedanklich in seine Zeit als 20-jähriger zurückzukehren, verbunden mit der Frage, wie er sich damals die Gegenwart vorgestellt hat, nimmt sein markantes Gesicht geradezu blitzartig schlitzohrig-spitzbübische Züge an.

„Ich war fest entschlossen, einmal ein Rockstar zu werden und die Welt erobern - was ja fast geklappt hat.“

Um 2018 ab zu mal so richtig zur wohlverdienten Ruhe zu kommen, schloss er sich hermetisch im heimischen Schlafzimmer ein, so offenbart der Namensvetter des Autoren mit überbreit grinsender Miene. Und auf den 31. Dezember wird in aller Gelassenheit geblickt: „Den Silvesterabend werde ich ganz entspannt zu Hause mit der Familie und einigen Freunden verbringen.“

© Markus Eck, 15.12.2018

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