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Interview: CORVUS CORAX
Titel: Von langer Hand geplant

Wenn eine ausgebuffte Mystic Folk-Horde wie diese den großen Schmiedehammer in die Luft reckt, dann freut sich der Stahl schon auf gekonnte Schlagfolgen.

Ja, endlich ist es soweit: Corvus Corax goes Metal! Und es schwelt schon länger - als die Berliner auf dem 2013er Album „Gimlie“ den Song „Twilight Of The Thunder God“ von Amon Amarth nachspielten, kam der Gedanke auf, irgendwann auch einmal eigene Schwermetallstücke in die Szene zu hieven. 


Wie Schlagwerker Norbert ‚Norri‘ Drescher zu berichten weiß, besiegelte letztlich erst ein ganz spezieller Handschlag das Ganze.

„Organisator Blacky vom Festival-Mediaval saß vor einiger Zeit mit uns zusammen nach einem Konzert und dabei wurden so einige Biere getrunken. Die Laune stieg mit jedem Schluck an und dabei kam das Metal-Thema wieder mal auf den Tisch. Blacky ermunterte uns mehr und mehr, das doch endlich mal so richtig durchzuziehen und wir ließen uns ‚breitschlagen‘ [lacht] - zum Schluß mussten wir es ihm schlicht versprechen und gaben die Hand drauf.“

Wie der hochgewachsene Freigeist rasch noch anknüpft, ging es mit ‚Metal-typischen‘ Strukturen bereits auf dem Album ‚Sverker‘ 2011 los.

„Auch wenn da noch keine kernigen Gitarre oder ein richtiges Schlagzeug mit dabei waren, trugen so einige Kompositionen schon deutliche Züge, wie man sie auch im Schwermetallbereich vorfindet. Man ziehe da nur mal Songs wie ‚Gjallarhorni‘, das Titelstück oder auch ‚Ragnarök‘ heran, die haben schon so eine nicht allzu weit von dem Genre entfernte ‚Metal-Attitüde‘.“

Die Initialzündung vorab erfolgte durch Michael Trengert, den auf tragische Weise viel zu früh aus dem Leben geschiedenen Geschäftsführer von Metal Blade Records Europe. „Er regte bei einem gemeinsamen Festivaltreffen an, dass wir von deren Band Amon Amarth doch mal eine Coverversion spielen sollten und die Schweden wiederum eines unserer Lieder covern sollten - Amon Amarth zeigten sich nämlich sofort frenetisch begeistert von unseren Klängen. Als Michael im September 2013 verstarb, legten wir die ‚Metal-Idee’ natürlich erst mal auf Eis. Zum Gedenken an Michael haben wir auf ‚Gimlie‘ auch ein spezielles Requiem.“

Doch gerade zum aktuellen 30-jährigen Gruppenjubiläum schien es den beteiligten Musikern probat, diese Idee wieder aufzugreifen.

Schließlich hatten Corvus Corax in all den Jahren fast alles ausprobiert, was ihnen interessant erschien und zu ihrem Klangbild passen konnte - beispielsweise Klassik, interkulturelle Perkussion, Märchenerzählungen, etc.

Norri: „Was viele unserer Fans bis heute nicht wissen, ist, dass ich einst Schlagzeuger bei Depressive Age war und somit durchaus eine Metal-Vergangenheit habe. Der Sound bewegte sich von technischem, progressivem Thrash Metal bis hin zu modernerer Ausrichtung. Wir starteten 1988 und veröffentlichten insgesamt vier Alben. Somit schließt sich nun für mich persönlich gewissermaßen ein Kreis. Ich habe sogar noch die alte Doppelfußmaschine, auf der ich für Depressive Age trommelte - und die kommt nun für unser Album ‚Corvus Corax Era Metallum’ zum Einsatz, welches wir offiziell am vierten September auf den Markt bringen werden. Das eigentliche Schlagzeug selbst, auf dem ich spiele, war früher noch bei der Band von Udo Lindenberg im Einsatz - ich habe aber mittlerweile keine Ahnung mehr, woher ich das habe“, wird erzählt, von einem herzlichen und langen Lachen begleitet.

Und dass der Gute zu besagter Double Bass-Apparatur immer noch eine ganz heiße Beziehung hat, kommt überdeutlich durch, der Mann lässt es nämlich bullig damit donnern. Wie man sich seit Anfang Februar mittels der ersten Single-Auskopplung „Ragnarök“ überzeugen kann, erschallen die ‚stählernen Corvus Corax’ ebenso heftig wie gewohnt souverän musikalisch - das gewohnte, epische Grundgerüst der Formation wird sozusagen mit Stahl eingegossen.

„Die metallische Version dieser bewährten Nummer kommt schon mal mächtig gut an bei den Leuten da draußen, was uns ebenso hoch freut wie aktuell vollauf bestärkt. Dabei verstärken uns der Finne Sami Yli-Sirniö mit seiner E-Klampfe, der sonst bei den Kreator professionell und wild die Saiten schrubbt, sowie die Gitarristin Keyana Kobra. Und in Form von Arndís Halla Ásgeirsdóttir konnten wir eine isländische Opernsängerin ins Boot holen.“

Es werden auch ein paar völlig neue Lieder zu hören sein auf „Corvus Corax Era Metallum“, verkündet der Rhythmusmeister, um es noch spannender zu machen.

„Thematisch dreht sich alles um mystische, mythische und sonstig adäquate Inhalte, ganz so also, wie man es bei uns gewohnt ist. Es gibt immer noch so viel zu erfahren, zu recherchieren und zu lesen, was die ‚alte‘ Welt angeht, mit all ihren sagenumwobenen Geheimnissen, unzähligen Mysterien und sonstiger, düsterer und reizvoller Magie, die sich der Mensch über all die Jahrhunderte so ausgedacht hat.“ 


© Markus Eck, 05.03.2020

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