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Interview: CORONER
Titel: Verhaltensforschung

Die Schweizer Tech-Thrash-Pioniere zählten schon immer zu den außergewöhnlichsten, extravagantesten und wirklich besonderen Acts in ihrem Metier - was sich bereits mit dem 1987er Debüt „R.I.P.“ manifestierte. Angemessene Anerkennung und Wertschätzung blieben der eigenwillig-komplexen Nischentruppe weitgehend verwehrt, bis Coroner 1996 nach fünf ebenso einzig- wie großartigen Longplayern schließlich desillusioniert aufgaben.

Doch der Underground pulsiert unabhängig von Trends, worin das vielfache Verlangen nach einer Reunion jährlich lauter wurde - so laut, dass es jetzt nach drei Dekaden endlich ein Comeback-Album gibt: „Dissonance Theory“.

Wie Bandkopf und Axeman Tommy Vetterli wissen lässt, der anhaltend Formationen wie Eluveitie in seinem New Sound Studio produzierte, nahmen entsprechende Anfragen insbesondere ab Social-Media-Zeiten merklich zu.

„Als wir uns dann nach und nach wieder zusammentaten, gipfelte der Neustart zunächst 2011, als wir im Lausanner Les Docks wieder gemeinsam auf einer Bühne standen - weitere Shows sollten folgen.“

Als erste Single wurde vom Songtitel her passend „Renewal“ ausgekoppelt, was simultan auch in Sachen Line-Up treffend scheint.

„Unser Ur-Drummer Marquis Marky, der auch konzeptionell maßgeblich viel beisteuerte, hat uns nach besagten Reunion-Gigs verlassen, für ihn kam Diego Rapacchietti zu uns.“

Und erneut können die Eidgenossen mit vertiefend nachdenklich stimmenden Inhalten bestechen - und bleiben sich neben der Musik an sich auch damit treu.

„‚Dissonance Theory’ bezieht sich konkret auf das spannende Thema ‚Kognitive Dissonanz‘ - wir stellen das auf dem neuen Album-Artwork mit einer Art ‚sich nach unten auflösender‘ DNA-Doppelhelix dar. Wenn man sich insbesondere der heutigen Weltsituation vergegenwärtigt, scheinen sich die widersprüchlichen ‚Wahrheitsblöcke’ auf so vielen unterschiedlichen Gebieten immer mehr zu verfestigen, hauptsächlich ‚befeuert‘ durch all die Social-Media-Möglichkeiten. Dabei gibt es immer nur eine reale Faktenlage, welche von verschiedenen Seiten aber nicht selten maximal unterschiedlich dargestellt wird. Den jeweiligen Blöcken geht es dabei alles andere als gut, weil sich das ‚Sich-gegenseitig-bekämpfen‘ einfach so fatal destruktiv auf die menschliche Psyche auswirkt und innere Konflikte mit sich bringt. Die Beteiligten wollen natürlich aus ihren Spiralen des Unwohlseins und auch der Unsicherheiten entkommen - weswegen vielfach der eigenen Bequemlichkeit der Vorrang vor Wahrheit und Vernunft gegeben wird.“

© Markus Eck, 04.10.2025

Photo Credit: Manuel Schütz

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