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Interview: COMMUNIC
Titel: Diverse Ausdrucksstärken

Frisches Blut in die größtenteils doch recht ausgelaugten Venen der Progressive Power Metal-Liga pumpen diese kreativ überaus eigenständig agierenden Norweger. Nach der Gründung im Jahr 2003 folgte nicht allzu lange Zeit später schon ein obligatorisches Demo.

Und dessen musikalische Qualität war so hoch, dass innerhalb kürzester Zeit sowohl Management- als Plattendeal heraussprangen. Bandgründer, Sänger und Gitarrist Oddleif Stensland ist ein echtes Multitalent, ein Vollblutkünstler mit intuitivem Gespür für ebenso zeitlose wie anspruchsvolle Klangpracht.

Stensland weist an manchen Stellen seines intensiv-emotionalen vokalistischen Vortrages eine verblüffende Affinität zum einmaligen Wohlklang von Sirenensänger Warrel Dane auf, was aufhorchen lassen sollte.

Doch nicht nur stimmlich, auch musikalisch knüpfen Communic mit diversen Einflüssen aus den letzten zwei Metal-Dekaden oftmals an die allerbesten kreativen Zeiten von Nevermore an.

Fans, die ausgerechnet deren 1996er Minialbum „In Memory“ wie ich über alles lieben, sollten sich Communic beziehungsweise ihr gehaltvolles Debütalbum „Conspiracy In Mind“ daher rasch zu Gemüte führen.

„Wir drei fühlen uns derzeit wirklich super, obwohl die Dinge schon sehr hektisch laufen, aber genau darauf haben wir uns ja auch gefreut. Überhaupt, diese ganze Hektik mit Communic läuft bereits schon seit dem Herbst an. Unser Debütalbum musste aufgenommen und produziert werden, was uns als Band doch einiges abverlangt hat. Letztes Wochenende gingen wir den Videodreh für den Titeltrack des Albums an, `Conspiracy In Mind`“, lässt Bandkopf Oddleif aus dem Lager seiner Truppe verlauten.

Letzteres war eine gänzlich neue und interessante Erfahrung, wie der skandinavische Saitenmann mir anvertraut:

„Und verdammt harte Arbeit noch dazu. Wir wählten einen alten Bunker im Wald als Ort des Geschehens aus, wohin wir all unser Equipment sowie einen richtigen Starkstromgenerator schleppen mussten. Doch die Mühe hat sich gelohnt, wie wir finden. Nun legen wir unseren Focus auf erste Live-Shows und bereiten uns auch schon massiv darauf vor. Ebenso sehe ich weiteren Interviews und Promotion für unser Debütalbum erwartungsvoll entgegen.“

Es ist dann sowieso eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis unser Dialog anhand der außergewöhnlichen Songs von „Conspiracy In Mind“ zu den musikalischen Einflüssen von Communic übergeht. Als ich hierzu große Namen wie Sanctuary, Nevermore, Onward und Psychotic Waltz einbringe, sprudelt es aus Oddleif geradezu heraus.

„Unsere musikalischen Geschmäcker unterscheiden sich sehr, was unseren jeweiligen ausgeprägten Persönlichkeiten entspricht. Doch glücklicher Weise harmonieren wir als Musiker bestens und unser musikalisches Endprodukt vereint alle unsere stilistischen Vorlieben. Unser Bassist Erik Mortensen fährt sehr auf klassischen Metal alá Manowar ab, ohne aber dabei Brutaleres wie Entombed oder auch Sepultura zu verschmähen. Schlagzeuger Tor Atle Andersen hingegen steht total auf groovigen, neuzeitlichen Metal; auch er hört jedoch hin und wieder auch ganz gerne Death- und Modern Metal.“

Klingt interessant. Doch nun muss Oddleif selbst ran: „Ich persönlich bin ein großer Fan von Melodic Metal, wie er Anfang der 1990er gemacht wurde. Guter Progressive Metal und US Power Metal haben es mir ebenfalls angetan.“

Und damit dürfte sich der enorm eigenständige Output der drei norwegischen Newcomer auch in Vollendung erschöpfend erklärt haben. Oddleif ist, wie er dann vorgibt, zwar sehr geschmeichelt mit den ständigen Vergleichen der Presse zu Sanctuary, Nevermore und Psychotic Waltz, doch kann er sie nicht in dem Maße selbst nachvollziehen.

„Darüber denken wir ehrlich gesagt nicht allzu oft nach, und am wenigsten, wenn wir unsere Lieder schreiben. Doch ich kann wie die anderen in der Band natürlich sehr gut damit leben. Schließlich macht es dies den Leuten leichter, sich vorab auf das was wir tun, einzustimmen. Doch in erster Linie sind wir mit Communic natürlich stolz, einen ganz eigenen Stil hervorzubringen.“

Gute Überleitung. Bei der Gelegenheit bitte ich den Musikus, mir den Stil seiner Band mit eigenen Worten darzulegen.

„Hey, eine Fangfrage! Denn das ist für mich immer wieder nicht einfach“, entgegnet der Sänger impulsiv. Jedoch:

„Unsere Musik und das, was wir damit zum Ausdruck bringen wollen, ist schon sehr divers. Ziemlich experimenteller Power Metal, ja, das würde es glaube ich am besten treffen. Sehr progressiv angehaucht, sehr emotional und stimmungsvoll. Also ein Mix aus Power, Thrash und Progressive Metal samt ein klein wenig Doom und Groovy Metal darin.“

Was die Inhalte seiner Songtexte anbelangt, darüber geht es nachfolgend. Wir erfahren:

„Meine hauptsächlichen Eindrücke für die Lyrics gewinne ich primär aus persönlich gemachten Erfahrungen. Auch die Weltnachrichten dienen mir hin und wieder als Vorlage für neue Geschichten, über die ich singen möchte. Aber auch der Ozean oder der Mond beispielsweise inspirierten mich über die Jahre immer wieder aufs Neue dazu, Texte darüber zu verfassen. Ich liebe es geradezu, meine Textzeilen stets ein wenig in hypothetischer Manier niederzuschreiben, sodass sich die Hörer ihr ureigenes imaginatives Bild davon machen müssen. Und aus meiner Erfahrung heraus weiß ich, dass das, was ich eigentlich mit meinen Texten ausdrücken will, überwiegend ganz anders interpretiert wird. Aber das soll mir ja nur Recht sein. So rege ich die Fantasie der Hörer ausreichend an.“

Bisher beehrten Communic noch keine Bühnen mit einer von Energie geladenen Show, doch das wird sich laut abschließender Aussage von Oddleif schon recht bald ändern.

„Wir freuen uns schon immens drauf, nachdem unsere aktuelle Scheibe erschienen ist. Wir wollten aber eben damit warten, bis wir ein Album im Rücken haben.“

© Markus Eck, 08.01.2005

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