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Interview: BORNHOLM
Titel: Glück im Unglück

Mehr als zwei Dekaden haben sie bereits auf dem Buckel, diese selbsttreuen Ungarn - dennoch lodert in Bornholm noch immer die Flamme heidnisch angelegter Black Metal-Passionen.

Ihr neues und fünftes Album „Apotheosis“ führt die philosophisch-melodische Linie des Budapester Trios gekonnt fort.

Bandgründer und Songwriter Sahsnot, seines Zeichens Vokalist und Gitarrist, blickt gefestigt auf die letzten 20 Jahre zurück:

„Es ist wirklich lange her, dass wir uns als Formation am Ende unserer Teenagerjahre gründeten. Trotzdem haben wir heute nicht das Gefühl, eine alte Truppe zu sein. Wir waren in den letzten sieben oder acht Jahren ja relativ aktiv, und vielleicht markierte diese Spanne sogar die Zeit, in der wir wirklich mit bedeutsameren Dingen aufkreuzten. Aber Tatsache ist, dass es uns manchmal schon so vorkommt haben, dass diese Zeit irgendwie abgelaufen ist. Wir sind dennoch zuversichtlich, dass diese aktuelle Ära eine wirklich erfüllende Zeit für Bornholm ist. Wir wurden also keineswegs von unserer Leidenschaft zurückgelassen.“

Die Urheber haben alles selbst gemacht für „Apotheosis“, deshalb hat es nach dem 2016er Album „Primaeval Pantheons“ bis jetzt relativ lange gedauert, informiert der Axeman.

„Die Welt hat sich inzwischen komplett verändert, sie hat fast nichts mehr mit derjenigen zu tun, in der wir diese Gruppe ins Leben riefen. Aber uns beseelt das gute Gefühl, dass es für uns nun in eine ganz bestimmte Richtung geht - also gab es in der Vergangenheit für alles einen Grund. Jetzt haben wir endlich den Punkt erreicht, von dem aus wir eine neue Perspektive im Dasein von Bornholm eröffnen können.“

Und die omnipräsente Pandemie hat die Beteiligten überhaupt nicht von der Arbeit abgehalten:

„Bornholm waren von dem Ganzen als Künstler nicht wirklich betroffen. Wir begannen 2019 mit den Aufnahmen, dann erfolgte eine einjährige Pause, bevor wir mit dem Abmischen begonnen haben. Dann kam die Pandemie, die uns direkt im Studio getroffen hat. Zuerst waren wir uns nicht sicher, ob wir die Arbeit fortsetzen können - aber wir haben uns entschieden, sie trotzdem zu beenden. Tatsächlich war diese Sache letztlich sogar hilfreich für uns, denn wir konnten in aller Ruhe arbeiten und nichts lenkte uns von der Kreativität ab. Wir haben gescherzt, dass die ganze Welt stehen geblieben sei, damit wir in Ruhe arbeiten konnten. Die neue Platte entstand in einer Zeit, in der die Welt einen gewaltigen Wandel erlebte, der bis heute anhält. Aber gerade weil Covid nicht in einer Zeit zu uns kam, in der wir auf Tournee waren oder kurz nach der Veröffentlichung eines Albums, hat es uns praktisch nur geholfen, den schöpferischen Prozess zu vollenden.“



Alles geschah genau dann, als es am optimalsten war - auch wenn es den ursprünglichen Absichten Bornholms zuwiderlief, bilanziert der Mann. „In der Tat erlebten wir in dieser Zeit unseren eigenen Aufstieg, bis die Welt am Rande des Zusammenbruchs stand. Es war sehr seltsam, zu erleben, dass alles zusammenbricht - während unsere Belange Schritt für Schritt verwirklicht werden. Wir haben in dieser Hinsicht Glück gehabt, und wir haben sogar das Gefühl, dass etwas dafür gesorgt hat, dass alles gut geht - ja, dass wir eine Art Fürsorge erfahren haben. Als wir mit der Arbeit an ‚Apotheosis‘ begannen, war das vor der Pandemie, und wir sind nun aktuell in einer ganz anderen Welt gelandet. Aber auch die Band selbst und die Bandmitglieder haben sich stark verändert. Der Titel des aktuellen Albums, dass, was wir damit ausdrücken wollen, und dieser ganze Hintergrund war schon wirklich eine ganz besondere Erfahrung.“

© Markus Eck, 18.10.2021

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