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Interview: BETO VAZQUEZ INFINITY
Titel: Progressive Prägung

Mit dem gleichnamigen Debütalbum „Beto Vazquez Infinity“ ist dem brasilianischen Musiker, Songwriter und kreativem Visionär Beto Vazquez und seiner neuen Allstar-Band Infinity ein bezauberndes Stück träumerischer und sehnsuchtsvoller Rock- beziehungsweise Melodic Metal-Musik geglückt.

Dessen geschmackvolle, entrückt-emotionale und stellenweise betont träumerische Klänge verstehen die Hörer in phantastische Reiche uralter Legenden zu entführen. Die zahlreichen Melodien auf diesem Album sind von graziler Anmut, die Gitarren von dezent dosierter Härte und auch die sorgfältig in Szene gesetzten intelligenten Arrangements bringen sich mit aller Behutsamkeit ins angenehm ästhetische Geschehen ein.

Erlesene Gastmusiker wie Drum-aholic Jörg Michael, zuletzt bei Stratovarius an den Fellen, und Sänger Fabio Leone von den italienischen Bombast-Metallern Rhapsody sorgen für größtmöglich professionelle Erscheinung bei Infinity.

Und mit den bekannten Sängerinnen Candice Night von Blackmore´s Night, Goldkehle Tarja Turunen von Nightwish und Edenbridge-Vokalistin Sabine Edelsbacher rekrutierte Bandgründer Vazquez auch noch drei wohlklingende Ausnahmestimmen von internationalem Format für die Interpretation seiner durchweg hörenswerten Kompositionen.

Kaum zu glauben, was für eine gefühlvolle Ader doch in Mastermind Beto von passioniertem Künstlerblut durchspült wird. Denn in seiner vorherigen Band ging es doch jahrelang um einiges weniger sensibel ab.

„Als ich mich dazu entschied, dieses Projekt zu starten, spielte ich noch in einer anderen Band Thrash Metal, welche Nepal hieß. Das machte einige Jahre schon recht Spaß und wir hatten auch ganz akzeptablen Erfolg in unserer Heimat. Aber mit der Zeit wurde es mir einfach zu eintönig, weil ich mich schon seit jeher auch anderen Musikstilen widmen wollte. Das war bei Nepal aufgrund des engen stilistischen Rahmens, in dem wir uns bewegten, natürlich nicht möglich. Also mußte ich mir eine eigene Band gründen, in der ich alle meine angesammelten Ideen verwirklichen konnte.“

Und besagte Ideen wurden über die Jahre von klangvollen Namen beeinflußt: „Maßgeblich geprägt haben mich hauptsächlich eine ganze Menge Progressive-Bands aus den 1970ern, die ich sehr gerne höre, darunter Rush, King Crimson und auch Pink Floyd. Ich stehe aber auch auf modernere härtere Sachen wie Anathema, Within Temptation und Therion. Und auf viele andere Musikstile. So bin ich zeitgleich auch ein glühender Verehrer von Acts wie den finnischen Children Of Bodom und den Italienern Thy Majestie.“

Seine Vorgängerband soll hier nicht ausgeklammert werden, schließlich war sie eine längere Zeit das hauptsächliche Betätigungspodium von Beto.

„Mit Nepal veröffentlichten wir drei Alben: `Raza De Traidores` in 1993, `Ideología` in 1995 und 1998 dann noch `Manifiesto`. Auch nahmen wir mit Nepal einige Songs für verschiedenste Kompilationen auf. Gerade unser letztes Werk `Manifiesto` dürfte auch für euch von einigem Interesse sein, denn es fungierten sehr bekannte Gastmusiker darauf.“

So verzeichnete die künstlerische Gästeliste solch etablierte Namen wie Hansi Kürsch von Blind Guardian, Andre Matos and Kiko Loureiro von den ebenfalls aus Brasilien stammenden Angra und auch Martin Walkyier and George Biddle von den Briten Skyclad. Beto erinnert sich:

„Wir hatten während der Aufnahmen zu `Manifiesto` eine großartige Zeit mit den genannten Musikern, die ich niemals missen möchte. Doch es war trotz allem an der Zeit für mich, meinen seit langem schon in mir existenten kreativen Visionen den nötigen Vorrang zu gewähren.“

Letzteres ist nur allzu verständlich. Insgesamt existierten Nepal ganze 16 Jahre. „Eine lange Zeit. Wir wechselten zwar immer wieder die Mitmusiker aus, aber das Repertoire bewegte sich ausschließlich im Thrash Metal. So war es nach den vielen Jahren einfach eine logische Konsequenz für alle Bandmitglieder, mit Nepal aufzuhören. Es war genau zur richtigen Zeit, denn just zu diesem Zeitpunkt begann ich mich intensiv mit der Gründung von Beto Vazquez Infinity zu beschäftigen.“

Es war sicher kein Akt der Leichtigkeit, all die hervorragenden und perfekt ausgesuchten Gastmusiker für sein Debütalbum zu finden. Wir erfahren diesbezüglich vom Meister:

„Die brasilianischen Musiker fand ich einerseits beim Besuch von differierenden Konzerten und wählte meine betreffenden Anfragen dann nach dem Grad der Leidenschaft ihrer jeweiligen Live-Präsenz aus. Die anderen verbleibenden meldeten sich auf meine in einschlägigen Musikmagazinen geschalteten Anzeigen. Die letztendliche Auswahl nahm dann doch einiges an Zeit in Anspruch.“

Aber es hat sich für Beto gelohnt, sich Zeit zu lassen und dafür lieber um so sorgfältiger auszuwählen: „So bin ich mit den Leuten nicht nur als Musiker sehr zufrieden, sie geben mir auch in zwischenmenschlicher Hinsicht einiges.“

Man merkt erneut, Beto ist seine Musik wirklich enorm wichtig. „Die ausländischen musikalischen Helfer suchte ich zusammen mit meinem Produzenten aus. Wir richteten uns individuell nach den jeweiligen Songs. Als ich wieder mal einen neuen fertig geschrieben hatte, hörten wir ihn zusammen an und machten uns dann Gedanken, wer ihn wohl am besten umsetzen könnte.“

Mich interessiert abschließend auch noch, was Beto zu meiner stilistischen Einschätzung seiner Kreationen sagt. Er kann damit leben:

„Vielleicht ist es Fantasy Rock. Aber stilistische Schubladenbezeichnungen sind für mich sowieso nicht von Bedeutung. Mir ist es wichtig, daß meine Musik auf jeden Fall und in erster Linie eine sehr starke Reflektion meiner ureigensten Ideen und Motive ist. Und da ich von Power- bis Doom Metal fast alles höre, bewegen sich meine Ideen auch in einem entsprechend weiten Feld.“

© Markus Eck, 17.02.2001

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