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Interview: BATTLELORE
Titel: Das Böse ruht nie

Als der kreative finnische Gitarrist und Tolkienverehrer Jyri Vahvanen damals diese wohl bisher einmalige Metal-Band gründete, schwebte ihm neben akustisch anspruchsvoller Musizierkunst auch optisch aufwändige Darbietung vor. Und das so auskonzeptionierte Gesamtkunstwerk sollte eine einzige Hommage an den literarisch genialen Briten J.R.R. Tolkien und seine Ringtrilogie werden.

Es sollte keine Vision bleiben, beiden genannten Vorsätzen trugen Battlelore dann auf dem famosen Debütalbum „...Where The Shadows Lie“ hingebungsvoll Rechnung. „...Where The Shadows Lie“ bietet ergebenen Anhängern epischer Schwermetallsounds eine reichhaltige Fülle an edelstählerner Klanghärte kriegerischer Anmut, melodramatisch inszenierten Tonleitern und spürbar verträumten majestätischen Naturatmosphären. Fantasy Dark Metal der besonderen Art.

Nun läßt das cineastisch kostümierte Septett aus dem Land der tausend Seen uns an einer neuen prächtigen Dunkelmetallaufführung teilhaben.

„Sword´s Song” betitelt, stellt auch dieses neue Bombastalbum ein episches Heldenspektakel von betörend düsterem Gigantismus und schwertkämpferischer Glorie dar.

Bassist Miika Kokkola wendet sich knurrend von seiner Viersaiten-Axt ab, um sich von mir abermals die Geheimnisse zum neuen Epos von Battlelore entlocken zu lassen.

„Ich habe mir `Die zwei Türme` nur zweimal angesehen, den ersten Teil `Die Gefährten` jedoch ungefähr zehnmal. `Die Gefährten` folgte den Vorgaben des zugrunde liegenden Buches hervorragend. Peter Jackson [Der neuseeländische Regisseur der erfolgreichen Filmtrilogie; A.d.A.] hat alles in den Film gepackt, was notwendig war. `Die zwei Türme` weist dagegen eine ganz andere Stimmung auf, im Film sowie auch im Buch. Obwohl ich den zweiten Teil des Films nicht so gut finde wie den ersten, habe ich ihn mir trotzdem zweimal angesehen. Meiner Meinung nach wurden in `Die zwei Türme` viele Dinge mit einbezogen, die überhaupt nichts mit der Buchversion zu tun haben, um den Film auch für Menschen interessant zu machen, welche noch nie mit Tolkiens Roman zu tun hatten. Trotzdem bin ich schon riesig auf den dritten Filmteil gespannt – rangmäßig ist `Die Rückkehr` mein Favorit der drei Bücher”, breitet Miika eingangs seine persönliche Meinung zur aktuellen Verfilmung der berühmten Ring-Thematik aus.

Der Finne ist sehr zufrieden mit den Verkäufen des Battlelore-Debüts, wie nachfolgend von ihm zu erfahren ist.

„`...Where The Shadows Lie` kam international sogar noch besser bei den Fans an, als ich mir je zu träumen gewagt hätte. Auch die Kritiker waren unserer Musik und Konzeption wohlgesonnen. Man war sehr an uns interessiert und das weltweite Feedback fiel überwiegend sehr positiv aus.”

In der Heimat sah es dagegen eher schlecht aus, wie Miika in diesem Kontext resümiert.

„Obwohl wir auf der Liste der am besten verkauften finnischen Metal-Alben auftauchten, konnten wir hier leider kein Medieninteresse verbuchen. Nur einige wenige Finnen bekamen mit, wer wir sind und was wir machen. Mal sehen, was das neue Album in dieser Hinsicht so mit sich bringt”, blickt der Tieftöner frohen Mutes in die Zukunft seiner Band.

So kann ich ihm auch einen Rückblick in die Anfänge von Battlelore, genauer gesagt, hinsichtlich der Bedeutung des Bandnamens Battlelore abringen. Miika erläutert:

„Entgegen deiner Vermutung existiert bei uns keinerlei andere lyrische Konzeption außer dem Tolkien-Einfluss. Wir lesen natürlich alle differierende Literatur, die jedoch noch immer keinerlei Einfluss auf unsere Musik ausübt. Die Tolkiengeschichten stellen der Hauptinhalt dar, und so wird es wohl auch bleiben. Unser Bandname ist eine sinndarstellende Wortkombination aus dem Begriff Folklore (-`lore`) und der blutgetränkten Historie von Mittelerde, welche von Schlachten (`Battles`-) nur so wimmelt. In diesem Reich war noch niemals lange Frieden, das Böse gibt keine Ruhe. Deswegen handeln unsere Songtexte auch vom hier ewig stattfindenden Kräftemessen und der Balance zwischen Gut und Böse.”

Es wird schließlich Zeit, auf den neuen Albumtitel zu sprechen zu kommen.

„`Sword’s Song` ist der Titelsong, welcher zum Namenspaten für das neue Werk avancierte. Der Song berichtet vom Lebenszyklus eines Schwertes, wie tödlich es für nicht befugte Eigentümer und bei korrekter Anwendung für Feinde sein kann. Wer es jedoch korrekt zu nutzen weiß und unter seine totale Kontrolle bekommt, kann es Niedergangshymnen gegen die Feinde im Wind singen lassen.”

Interessant. Lyrisch haben Battlelore auch diesmal wieder eine ganze Menge zu bieten, wie mein Gesprächspartner noch zu berichten weiß.

„`Khazad-Dûm Pt.2` beispielsweise. Der erste Teil dieses Songs erzählte die Geschichte des aufsteigenden und errichteten Zwergenreiches Moria, der zweite Teil berichtet vom Fall Morias. Die Zwerge gruben ihre Minen in ihrer Gier nach Mithril zu tief und ermöglichten so den Ausbruch des in der Tiefe verborgenen uralten Biests Balrog aus den unteren Bereichen von Moria. Da Balrog Saurons bösem Willen unterliegt, war so nachfolgend eine wichtige Route durch die nebligen Berge verloren. Im Laufe der Zeit ging die gesamte Zwergenkultur unter und das Böse brachte Moria unter seine Kontrolle. ´Attack Of The Orcs` berichtet über vom Bösen erschaffene Wesen, Orks genannt. Sie haben nichts anderes im Sinn, als Zwietracht und Chaos anzurichten. Sie sind pervertierte Kreaturen aus Elven und dem gefallenen Gott Melkor. Dieser erschuf die Rasse der Orks als brutale Frontarmee für seine Feldzüge gegen das Gute. Den Orks ist es egal, ob sie Elven oder die eigenen Kämpfer töten: Ihr gesamter Fokus basiert auf totalem Hass, der Möglichkeit zu töten und zu metzeln. `Buccaneers Inn` ist dann der Song, welcher einen Einblick in den Hafen Umbar gewährt, welcher im südwestlichen Teil von Mittelerde liegt. Umbar ist berühmt für seine Piraten, welche das südlich gelegenen Meer befahren und neben Handelsschiffen so ziemlich alles überfallen, was ihren Kurs kreuzt. Wenn diese rauen Gesellen nach Monaten auf See in die Bucht von Umbar heimkehren, bringen sie neben großem Durst auch einige andere Begierden mit, die sie volltrunken ausleben.” Leicht vorzustellen, welche das sind.

© Markus Eck, 18.04.2003

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