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Interview: AVA INFERI
Titel: Romantischer Mystizismus

Wenn ein Musik-Interview in überraschender Manier beinahe zur spirituellen Sitzung gerät, muss der betreffende Künstler als Gesprächspartner schon ein ganz besonders innigliches Verhältnis zu tiefgeistigen Themenkreisen haben.

Und in der Tat, die portugiesische (Sopran)Sängerin Carmen Susana Simões erweist sich im wohltuenden Interview-Dialog nicht nur als außergewöhnlich feinfühliger und hochsensibler Menschentyp.

Sondern die Dame entschleiert sich daneben auch als passionierte Esoterikerin mit ausgesprochen ausgeprägter, auf Bildung und Intellekt basierender Ratio. Nach dem 2006er Debütalbum „Burdens“ veröffentlichen Ava Inferi nun den sehr anspruchsvollen Nachfolger „The Silhouette“.

Auf dem aktuellen Langspieldiskus gibt es erneut hochgradig atmosphärische und berührend anmutige Mystik Dark Metal-Kunst mit ästhetischer Doom-Fußnote und bezauberndem Düsterflair zu genießen.

„Wer unsere aktuellen Gruppen-Portraits ansieht, der weiß größtenteils schon gleich Bescheid, worum es künstlerisch bei Ava Inferi geht: Wir wollen den heidnischen Mystizismus des finsteren Mittelalters reproduzieren. Uns liegt es am Herzen, die dunkle Seite der damaligen Zeiten musikalisch und lyrisch zu beleuchten. Also eher die negativen Aspekte, welche wir jedoch mit klanglicher Schönheit ästhetisieren“, wie mir die Geheimnisvolle mit betörend sanfter Stimmlage beinahe flüsternd übermittelt.

Die vor ihr dargelegten Vorhaben haben Ava Inferi auf dem neuen Werk perfekt umgesetzt.

Derart fesselnd abgründig gehen nicht viele in etwa vergleichbare Ensembles vor.

„Was meine Art der Gesänge anbelangt, da kommt mir meine Fähigkeit zur Selbstvergessenheit sehr gut zu Hilfe. Ich bin wie gesagt ein leidenschaftlicher Verehrer althistorischer Zeiten, und wenn ich Lieder für Ava Inferi singe, dann denke beziehungsweise träume ich mich stets in eine imaginative Altertums-Welt hinein. Es gibt mir unermesslich viel, mich auf diese Weise künstlerisch ausdrücken zu können. In diesem Sinne habe ich meine ganz speziellen Einflüsse und Inspirationen. Da ich mir privat sehr viel Klassik und Ähnliches anhöre, habe ich ein ganz spezielles Intonationsgefühl für die verschiedenen Gesangsarten vergangener Jahrhunderte entwickeln können.“

Romantische Aspekte kommen dabei nicht zu kurz, so Carmen, dazu ergänzend:

„Ich bin eine überaus schwärmerische Natur, wenn es um alte Schlösser und Burgen geht. Oft habe ich gleichermaßen aufwühlende wie kreativ ergiebige Visionen, was sich damals innerhalb dieser prächtigen Bauwerke wohl so alles Tragisches und Schönes abgespielt haben könnte. Was mich darüber hinaus ganz enorm fasziniert, ist die Tatsache, dass die Menschen all ihr Wissen lediglich entweder durch Überlieferung oder aus Büchern beziehen konnten.“

Die heutige Welt ist ja so voller Selbsterklärungen, die sich jeweils allzu schnell in sich erschöpfen, so lässt die Sängerin mit klagender Stimme wissen. Und dabei ist für Mysterien, Träume und Geheimnisse allzu oft dann eben fast kein Platz mehr, wie sie bedauert.

„Wenn ich wie so oft auf meinen Reisen bin, lasse ich daher nach Möglichkeit keine Gelegenheit aus, um alten Ritterburgen, Wehranlagen und Klöstern einen informativen Besuch abzustatten.“

© Markus Eck, 21.09.2007

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