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Interview: AEVERON
Titel: Trinkfreudige Tapferkeiten

Mit ihrem aktuellen Leidenschafts-Manifest, dem sensationell guten Minialbum „The Ancient Realm”, gelang diesen begnadeten Ausnahmetalenten ein wahrer Heldenhammer.

So beglücken diese Ostdeutschen die anspruchsvollen Ohrenpaare von verwöhnten Hörern mit vorzüglichem Melodic Death Metal der episch-heroischen Oberklasse, packende Power Metal-Querverweise inklusive.

Und der Begriff „Melodic“ wird hier wie selten voll und ganz ausgelotet – resultierend in einmalig schönen ästhetischen Superliedern mit ausgeprägtem Ohrwurm-Charakter. Das verdammt gut aufeinander eingespielte Donnerquintett wurde im März 2002 gegründet.

Und Aeveron kämpften sich bis heute tapfer durch bisherige Widrigkeiten der mittlerweile leider rauch im Metal-Bereich total versauten Musikbranche. Einst dem orthodoxen Death Metal-Dogma verhaftet, machte der Fünfer für die aktuellen Kompositionen in überraschender Manier regelrechte Quantensprünge in Sachen musikalische Wertigkeit.

Davon animiert, sprang auch ich. Nämlich direkt hinein ins Hauptquartier dieser kompetenten Könnertruppe, um mich mit Sänger Thomas auszutauschen.

„Schlechten Menschen geht’s immer gut“, kontert dieser, erzdreckig grinsend, meine anfängliche Nachfrage nach seinem Befinden, und legt nach:

„Nun ja, wie man sich halt so fühlt, wenn man gerade einen Gitarristen verloren hat.“

Wie der Vokalist mir weiter bekundet, wurde Aeveron einst ins Leben gerufen, um die verschiedenen musikalischen Vorlieben und Einflüsse der Mitglieder in einer Band zu vereinen und um live vor möglichst vielen Leuten spielen zu können.

„Mit der Entwicklung unseres Werdegangs als Gruppe über die Jahre bis heute sind wir ganz zufrieden. Mit einem richtigen professionellen Label im Rücken wäre es aber noch besser – und auf großen Open Airs spielen würde die Sache noch abrunden.“

So dermaßen gute Stücke hatten Aeveron noch nie wie auf dem aktuellen Minialbum, behaupte ich. Thomas hierzu: „Da stimme ich dir zu. Man entwickelt sich musikalisch eben weiter. Die Struktur der Lieder wird qualitativer und ausgefeilter. Künftig wird wohl auch mehr an Härte hinzukommen. Es geht bei uns nach wie vor um den Spaß am Kreieren eigener Songs, um die live-haftige Umsetzung dieser und das gemeinsame Genießen des Musikerlebens. Außerdem macht es unheimlich Spaß, die eigenen Kreationen auf einen Silberling zu bannen, um danach sagen zu können, dass man etwas geschaffen hat.“

Als inspirativer Einfluss für die aktuellen Song-Gewitter wird mir von Thomas – laut lachend – zunächst eindeutig die recht süffige Biermarke „Sternquell Pils“ aus Plauen genannt.

Doch dann wird der Kerl ernst:

„Da unser ehemaliger Gitarrist den Löwenanteil des Materials der aktuellen Veröffentlichung geschrieben hat, lässt sich eigentlich das schwer festlegen. Wie man unschwer hören kann, müssen das wohl vor allem traditionelle Power Metal-Bands gewesen sein, als auch Gruppen aus dem härteren Bereich des Death- und Black Metal. Die Hörer sollen sich also am allerbesten selbst ihr Urteil bilden.“

Am Melodic Death Metal fasziniert Thomas laut eigener Aussage die Kombination aus Emotion und Härte. Er expliziert:

„Mit der Frage nach meinen ewigen Metal-Favoriten hatte ich schon gerechnet. Ich werde dich jetzt jedoch nicht mit einer ellenlangen Liste langweilen. Meine absoluten Lieblinge kommen fast ausnahmslos aus Skandinavien. Als da wären: Edge Of Sanity (Dan Swanö ist der Gott schlechthin), In Flames, Dark Tranquillity, Hypocrisy sowie At The Gates. Natürlich liebe ich auch die „Klassiker“, mit denen ja jeder Metaller unweigerlich als erstes in Kontakt kommt. Bei mir waren das Megadeth, Metallica, Slayer, Black Sabbath und später dann auf jeden Fall Iron Maiden.“

Die Liedertexte zur aktuellen Scheibe „The Ancient Realm“ hat der eingangs angesprochene ehemalige Aeveron-Klampfer Kay geschrieben, wie Thomas mich informiert.

Er konkretisiert dazu:

„Ich kann nur soviel dazu sagen, dass es sich um ein Konzept handelt, in welchem die Erhebung einer unterdrückten Gruppe gegen eine ausbeutende Minderheit thematisiert wird. Eigentlich ist es das älteste Thema der Welt: Wenn ihr unterdrückt werdet, erhebt und wehrt euch. In diesem Fall wird entsprechend mittelalterlich mit Schwertern und Pfeilen gemetzelt. Für alle, die sich mit den Texten der aktuellen CD näher auseinandersetzen wollen, kann ich nur wärmstens unsere Homepage www.aeveron.com empfehlen. Kommen wir zum tieferen Sinn meiner Texte. Im Grunde geht es um persönliche Lebenserfahrungen als auch fiktive Geschichten. Der Grundtenor ist eher dunkel und pessimistisch, teilweise auch misanthropisch. Was die Beschäftigung mit den Thematiken betrifft, sind es manchmal Filme, die einen inspirieren oder eben das Leben selbst. Du weißt ja: Life’s a bitch.“ In der Tat.

Zu ihrer Musik angetrieben werden Aeveron durch ihre jeweilige Lebenseinstellungen und die damit unweigerlich einhergehenden Einflüsse des alltäglichen Lebens, so Thomas. Er macht deutlich: „Wie bereits gesagt: Life fucks you everyday.“ Wer will das leugnen?

Außenstehenden die Charakteristiken der Musik von Aeveron zu erklären, empfindet der Gesangsmann als schwierige Aufgabe, da sich das Quintett ungern in eine Schublade pressen lassen will.

„Ich bin jedoch der Meinung, dass man heutzutage eine Kategorisierung braucht, um als Band letztlich erfolgreich sein zu können. Um der Frage Genüge zu tun, hier nun die Einordnung: Mit Melodien gepaarter Death Metal, der sich auch anderen Einflüssen nicht verwehrt.“ Clever umschrieben.

Thomas nennt mir noch künftige Ziele des ambitionierten Trupps:

„Als erstes möchten wir so schnell wie möglich einen fähigen Ersatz für Kay finden, um dann so viel und ausgiebig wie möglich live zu spielen. Der Traum unseres Bassisten Dirk ist es, einmal in Japan zu spielen. Vielleicht eines Tages. Neben den Auftritten arbeiten wir momentan fieberhaft auf die Fertigstellung des neuen Albums hin, welches wir spätestens am Ende dieses Jahres 2007 im Kasten haben wollen. Bisher liefen unsere Gigs recht ordentlich und wir konnten durchwegs positive Resonanzen ergattern. Dieses Jahr 2007 steht erst im Herbst wieder etwas an. Hauptsächlich jedoch richten wir uns auf den bereits genannten Studiotermin ein. Für genauere Informationen zwecks Auftritten und anderen Dingen besucht einfach unsere bereits genannte Homepage unter www.aeveron.com, die wird nach Kräften aktualisiert. Markus, vielen Dank für das Interesse an Aeveron und dieses Interview.“ Gerne geschehen. Ich habe auch zu danken, nämlich für absolut exzellente Musik.

© Markus Eck, 03.08.2007

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