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Interview: ACCEPT
Titel: Welcome back!

Um eine weltberühmte Schwermetallkanone vom Kaliber dieser immensen Größe nach langer Feuerpause wieder zu zünden, dazu bedarf es für gewöhnlich schon eines sehr triftigen Angriffsgrundes auf die Fans.

Und im Falle der noch immer überaus respektierten Vorreiter Accept heißt dieser Grund glücklicherweise nicht nur Mark Tornillo! Denn auch die brandneuen und mächtigen Kompositionen des Quintetts, welche dieses begnadete amerikanische Ausnahmetalent so kraftvoll-kernig vokalisiert, machen aus dem anstehenden neuen und zwölften Studioalbum „Blood Of The Nations“ einen echten Knaller – aufreibende Reminiszenzen an ewige Accept-Klassiker wie beispielsweise „Metal Heart“ oder auch „Russian Roulette“ inklusive.

Ebenso große Überraschung: Sympathikus und ex-TT Quick-Frontmann Tornillo erinnert in seinen markantesten Momenten auch noch fulminant an grandiose alte Dirkschneider-Höhepunkte.

Wie Gitarrist Wolf Hoffmann mir freudig gestimmt zu berichten weiß, hätte die ersehnte Reunion ohne den guten Mr. Tornillo wohl wirklich niemals stattgefunden:

„Wir hatten ja bereits nach den gemeinsamen Shows mit Udo im Jahr 2005 irgendwann mal wieder angefangen gemeinsam zu jammen. Mit Udo sind wir uns zwar letztlich trotz der gespielten Shows nicht einig geworden, dennoch blieben wir in Sachen Wiedervereinigung zumindest gedanklich am Ball. Ich flog daher eines schönen Tages zu meinem alten Gitarrenkollegen Peter Baltes nach Philadelphia, wo wir uns dort im Studio eines alten Freundes einquartierten, welcher uns auch einen Drummer für die Session stellte. Letzterer hat fast alle Accept-Klassiker – wie viele hier in Amerika – bereits schon in einer Coverband gespielt. Aber so recht wollte sich keine Begeisterung bei mir und Peter breit machen, weil uns einfach der richtige Sänger fehlte. Das merkten wir schon nach einigen Minuten, um ganz ehrlich zu sein. Ein Freund von Peter empfahl uns daraufhin den Mark, weil der ja früher bei TT Quick schon super gesungen hat und zudem Accept sehr gerne hört.“

Als Tornillo einen Anruf vom Accept-Management dazu bekam, so Wolf weiter, sagte der Sänger gleich, dass er das zu der Zeit nicht machen könne, weil er von einer bösen Erkältung geplagt sei. Aber er wollte wissen, wer ihn denn da bitteschön und im Auftrag von welcher Band anriefe.

„Man sagte ihm daraufhin, dass es um Wolf und Peter von Accept ging und dass die beiden mal wieder amtlich Dampf ablassen wollten. Woraufhin er dann blitzschnell entgegnete: `Ich komme sofort vorbei, ich muss euch unbedingt guten Tag sagen!` Als Peter und ich ihn das erste Mal beim Vorsingen beziehungsweise Vorkrächzen von „Balls To The Wall“ hörten, sahen wir uns verdutzt an und waren uns schlagartig einig, dass wir wieder mit Accept Musik machen wollten. Seine Stimme passt einfach perfekt zu unserem Sound. Zudem ist er ein echt netter und vor allem total unkomplizierter Typ – jahrelanger großer Accept-Fan noch dazu. Mark ist nun längst bei uns stets willkommener Teil der Accept-Familie.“

Dennoch war das noch nicht der definitive Auslöser zur aktuellen Reunion, wie Wolf dem Autoren weiter mit entspanntem Stimmfall erzählt.

„Der letztendliche Kick dazu kam von unserem treuen Management im Mai 2009 – was im Zuge der Bemühungen darum auch zu Starproduzent Andy Sneap durchdrang. Der meldete sich nach Kenntnis der Dinge sofort bei uns zur Sache und meinte voller sprühendem Enthusiasmus, Accept müssten unbedingt endlich wieder eine gehaltvolle Platte machen und er wolle sie auf jeden Fall produzieren, weil er seit seinen frühen Tagen riesengroßer Anhänger der Band sei. Andy besuchte uns daraufhin irgendwann hier in den USA und wir sprachen alles miteinander ab beziehungsweise machten uns an die umfangreichen Planungen für die Produktion von `Blood Of The Nations`. Ja, so kam es wie es kam und wir sind ihm für seine vielen Mühen mittlerweile sehr dankbar. Andy gehört nun ebenfalls mittlerweile zur Familie“, verlässt es unter frohem Lächeln den Mund des angenehm auskunftsfreudigen Griffbrettkönners.

Dann auf die hohe Qualität der neuen Songs von „Blood Of The Nations“ von mir angesprochen, erwidert der vor einigen Jahren nach Nashville, Tennesee ausgewanderte Saitenprofi:

„Es freut mich und ich bin angenehm überrascht, dass dir diese Stücke derart zu gefallen wissen. Denn auch hier lief es für mich ja wie immer: Wenn man so lange die eigenen Kompositionen ausarbeitet, verfeinert, ausarrangiert etc. wie ich das stets mit der Band tue, kann man irgendwann gar nicht mehr genau sagen, ob man da nun etwas wirklich Bedeutungsvolles beziehungsweise Tolles geschaffen hat. Das war auch schon ganz genau bei unseren größten Albumerfolgen der Fall – für mich fühlt sich das immer so an wie eine Geburt, und ich denke mir auch derzeit wieder, hoffentlich alles richtig gemacht zu haben.“

Dass die neue Platte letztlich auch noch den urtypischen erdigen Accept-Sound innehat, ist laut Aussage von Wolf ein riesengroßes Verdienst von Reglerdreher Sneap, seines Zeichens wie erwähnt ebenfalls langjähriger Fan der einst aus Solingen gestarteten Heavy Metal-Erfolgsmodelle.

„Seine von Anfang an effizient auf Erfolg programmierte Methode: Er sperrte uns mit `Restless And Wild`, `Balls To The Wall`, `Metal Heart` und `Russian Roulette` nach unserer Ankunft zu allererst mal tagelang bei sich in den Studioräumen ein und ließ uns die Scheiben immer und immer wieder laut durchhören – bis wir uns allesamt ganz genau in den kreativen Sinn gemeißelt hatten, wie wir auf `Blood Of The Nations` zu klingen haben.“

© Markus Eck, 21.03.2010

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