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Band: STONEMAN
Titel: Geil und elektrisch
Genre: Modern Dark Rock
Label: Massacre
Format: Album CD
Punkte: 7 / 10

Explizit, provokant, aufmüpfig, rebellisch, etc. geben sich viele Acts aus dem NDH- und dem härteren Electronic Rock-Bereich - doch darüber hinaus reicht es bei den wenigsten aus dieser Menge noch. Fast alles wurde bereits schon gespielt und besungen.

Selbst die etablierten Erfolgsmodelle setzen entweder auf marketingstrategisch kalkulierte Sicherheit oder konsternieren bisweilen mit ziemlich befremdlichen Aussetzern. Eine wohltuende Erhebung aus dem ziemlich glanzlos gewordenen Einheitsbrei des einst so polarisierenden Genres vollführen die Schweizer Modern Dark Rocker auf ihrem neuesten, ideenheißen Erguss.

Über Optik und Attitüde der sozialmedial gebeutelten Eidgenossen darf wieder vortrefflich gestritten werden - doch an den wohltuend eingängigen, nicht selten hymnisch erhabenen und dabei jederzeit perfekt tanzbaren Nummern dieser unleugbar originellen Veröffentlichung kommt man als veritabler Verehrer solcherlei Musik 2018 einfach nicht vorbei! Dabei kochen Stoneman mitsamt charismatischer Muskelkehle Mikki Chixx ihren erstaunlich clever arrangierten, raffinierten Mix nicht einfach mit haufenweise Kopisten-Zutaten auf, sondern setzen voll und ganz auf Eigenständigkeit.

Dermaßen satt ausgehärtet, können Sofort-Hits wie der bombige Überflieger „Niemandsland“ mit sofort ins Ohr gehenden Refrains mich mehr als überzeugen. Auch sonst bewegen sich Stoneman nicht als sich selbst überhöhende Demonstranten der eigenen intellektuellen und virtuosen Kompetenzen. Sondern sie geben der Gilde genau das, was im Kern doch eigentlich jeder will: problemlos nachvollziehbare, in sich schlüssige, multipel bewegende und letztlich bestens unterhaltende Kompositionen, wie den ebenfalls rundum gelungenen Titelsong. Textlich geht es auch darin köstlich unbekümmert und schlitzohrig-sarkastisch zur Sache, sozialkritisch gezielt kompromisslos, mit bewusst formulierter Straßenrhetorik, die jeder versteht.

Einen Wertungspunkt muss ich für das Frontcover abziehen. Dies ist in meinen Augen nämlich leider alles andere als faszinierend. Keine Ahnung, warum man sich da nicht mehr angemessene, grafische Mühe gegeben hat. Letztere hätte dieses empfehlenswerte Album vollauf verdient. Düster-strahlend ins Bewusstsein schwebende, süßlich-unheimliche bis unheilvoll bedrohliche Atmosphären runden eigenwillige Sahnestücke wie „Tiefschwarz“ ab. An der Gitarrenfront mischen rhythmisch zackig marschierende Tracks wie „Fass mich nicht an“ auch ganz vorne mit.

Apropos, geschmacklich entspanntere Zeitgenossen, die an den zurecht als NDH-Giganten gewürdigten, mittlerweile aber allzu satten Rammstein schon seit längerer Zeit nichts mehr wirklich Attraktives finden können, sollten sich „Geil und elektrisch“, dieses lasziv-knackige Teil mal ganz laut in die Lauscher blasen. Der direkte Gegenwartsvergleich lohnt sich nämlich ergiebig.

© Markus Eck, 20.08.2018

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All Copyrights for front-cover art reserved by its Respective Owners.

Rating scale:
10 • Timeless perfection.
9 • Impressing awesomeness.
8 • Great performance.
7 • Solid stability.
6 • Decent try.
5 • Uninspiring mediocrity.
4 • Failed presentation.
3 • Insubordinate badness.
2 • Terrible impertinence.
1 • Superfluous futility.
0 • Painful ear-torture.

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