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Interview: WINDS
Titel: Schwelgerische Reflektionen

Eine außergewöhnliche Band aus Norwegen stellt dieses sehr gefühlvoll vorgehende Sehnsuchts-Ensemble dar. Winds wurde im Jahr 1999 von Bandleader, Maincomposer und Tastenkünstler Andy Winter mit der Zielsetzung gegründet, seinen Neigungen zur Klassik und niveauvollen Metallklängen zu entsprechender Geltung zu verhelfen.

Nach und nach stießen so illustre Musiker wie das berühmte Trommeltalent Jan Axel Blomberg alias Hellhammer, Gitarrenkönner Carl August Tidemann und Sänger Lars Eric Si zu Winds dazu.

Durch Andys leidenschaftliches Klassikstudium sowie das tatkräftige Mitwirken der neu rekrutierten Mitmusiker, welche sonst noch bei solcherlei unterschiedlichen Acts wie beispielsweise Mayhem, The Kovenant, Arcturus, Tritonus, Jack In The Box oder auch Sensa Anima in Instrumentaldiensten stehen, entstand nach einer selbstbetitelten 2000er EP namens „Of Entity And Mind” das aktuelle Debütalbum „Reflections Of The I“.

Und dieses Werk enthält hochinteressante und intelligent gemachte Ästhetiker-Musik, welche man am besten als klassisch orientierten, immens melodischen Progressive Metal eher heruntergeschraubten Härtegrades mit forcierter romantischer Prägung beschreiben könnte.

Versetzt mit besonnenem Klargesang, philharmonischen Passagen, verspielten Pianoparts und vielen schwebend inszenierten Synthesizer-Collagen von Kompositionskünstler Winter.

„Wir möchten den Leuten eher nicht als Allstar-Group vorgestellt werden; obwohl dies eigentlich schon zutrifft, wenn man die respektierten Namen meiner Mitmusiker bedenkt. Aber es handelt sich bei Winds eben absolut nicht um ein Side-Project gelangweilter und vom Erfolg verwöhnter Szenemusiker.“

Sondern um eine vollwertige und in sich geschlossene Band, und als eine solche möchten sie dann auch gesehen werden. „Wir haben allesamt eine ganze Menge harte Arbeit und literweise Herzblut in die neue Platte gesteckt. Man sollte sie deswegen völlig losgelöst von den ins Spiel kommenden Bandnamen konsumieren und als völlig eigenständiges und vor allem exklusives Stück Musik genießen“, gibt Keyboarder Andy Winter im weiteren Gespräch preis, welches auch seine kreativen Beweggründe bei Winds offenbart.

Und von Anfang stand hier der Drang nach etwas ganz Besonderem Pate: „Auch durch meinen außergewöhnlichen Musikgeschmack entwickelte sich mit den Jahren tief in mir der Wunsch, eine bisher nicht da gewesene Symbiose aus Klassik, Metal und sensibler Progressivität zu kreieren. Ich wollte ureigene Musik, Musik ohne stilistische oder konzeptionelle Grenzen machen. Ich bin sehr froh, Jan Axel, Carl und Lars Eric für mich und meine künstlerischen Ziele gewonnen zu haben. Denn dadurch, daß sie aus ganz unterschiedlich musizierenden Bands stammen, ist die klangliche Vielfalt für Winds garantiert.“

Auch die aus der klassischen Musik stammenden Impressionen sind für Andy von großer Bedeutung, wie er berichtet:

„Die Verbindung von Klassikelementen und progressiven Klangmodulen macht unseren Sound einmalig. Mir war und ist auch sehr wichtig, daß sämtliche Bandmitglieder an einem kreativen Strang ziehen. Denn dadurch, daß wir völlig frei von irgendwelchen Zwängen vorgehen und uns nicht limitieren, bleibt die Musik von Winds immer sehr originell. Sämtliche Songs auf `Reflections Of The I` sind das Resultat freudig und überzeugt inszenierter Individualmusik.“

Musik ohne Grenzen also, im wahrsten Sinne des Wortes. Denn obwohl Andy mittlerweile in Los Angeles wohnhaft ist, funktioniert die Bandzusammenarbeit reibungslos.

„Ich stamme ursprünglich aus dem selben Teil Norwegens wie Jan Axel und Carl, Akerhus, außerhalb von Oslo. Jan Axel und Carl leben immer noch dort, während Lars, der ursprünglich aus Oppland stammt, nun in Oslo Quartier bezogen hat. Mancher mag es seltsam finden, wie die Dinge bei uns laufen, aber wir alle waren schon seit jeher ausgesprochene Individualisten, welche ihren jeweiligen Part der Musik immer bei sich zuhause kreieren und auch aufnehmen. Deswegen behindert da selbst eine so große Distanz zwischen den Musikern, wie in meinem Fall, die Zusammenarbeit überhaupt nicht.“

So hat Mr. Winter auch genügend Freiraum, seine heißgeliebten Klassikeinflüsse zu integrieren.

„Obwohl ich ein sehr großer Verehrer von Rachmaninov bin, welcher mein ultimativer Kompositionsguru in Sachen Pianomusik ist, habe ich noch viele andere Vorbilder aus dieser Richtung. So liebe ich es auch, Vivaldis und Beethovens Werken zu lauschen, welche zweifellos zwei der allergrößten Komponisten aller Zeiten darstellen. Wenn ich etwas feuriges hören will, lege ich hin und wieder auch Paganini auf, der auch unsere Streicherarrangements beeinflußt zu haben scheint. Doch trotz aller genannten Einflüsse verarbeite ich diese lediglich, um sie in meine Kreativität einfließen zu lassen und kopiere sie niemals lieblos.“ Hört man die aktuellen Stücke, so muß man ihm Recht geben.

„Reflections Of The I“: Der Albumtitel macht richtig neugierig auf seine Bedeutung. Eine Reise in die innere Hölle und zurück? Andy versucht daher Licht ins Dunkel zu bringen.

„Für mich ist es sehr schwierig, jemandem den neuen Albumtitel erschöpfend zu erklären, da er einen sehr engen Bezug zu unserem lyrischen Konzept aufweist. Nicht gerade in die Hölle und wieder zurück, aber die imaginäre Gedankenreise geht in die verborgensten Abgründe und Dunkelplätze der menschlichen Seele. Der Albumtitel hat zudem eine ambivalente Bedeutung, da er auch eine musikalische Reflektion unserer Künstlerseelen reflektiert.“

© Markus Eck, 22.07.2002

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