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Interview: WELTENBRAND
Titel: Vollblutromantik

Ein beileibe nicht alltägliches Gothic Darkwave-Ensemble stellen diese Liechtensteiner dar. Und mittels ihrer betont entrückten und leidenschaftlich emotionalen Darbietungen wissen die sechs ausgesprochenen Könner ihre Hörer geradezu zu bezaubern.

1995 gegründet, hält die musikalisch sehr anspruchsvolle Gruppe bis heute im Wesentlichen an ihrer kreativen Vision fest, welche primär melodische Gothic- und Darkwave-Elemente mit traumähnlichen Klangspektren ins harmonische Kombinat bringt. Auch das neue Studioalbum „The End Of The Wizard“ zeigt die überaus dunkelästhetisch operierende Formation von der emotionalsten Seite.

Frontfrau und Vokalistin Dina Zambelli gibt auf dem aktuellen Werk ihren gesanglichen Einstand. Mittels beinahe magisch anmutender Stimmenkunststücke, stellenweise gar rührseliger Natur, fügt die ansehnliche Akteurin sich hervorragend in die ultramelancholischen Kompositionen von „The End Of The Wizard“ ein.

„Ich stieß erst im Januar dieses Jahres zur Band dazu, was noch immer eine ziemliche Herausforderung für mich darstellt. Doch ich fühle mich sehr gut dabei. Weltenbrand kreieren ja mit dem in aller Anmut zelebrierten Sound beinahe Filmmusik, was mir sehr gut gefällt, und hier kann ich mich stimmlich auch vollauf ausleben“, verkündet die schwarzhaarige Sängerin.

Die Harmonie in der Band ist laut Aussage von Dina derzeit als sehr gut einzustufen:

„Da gibt es nichts zu mäkeln, es funktionierte von Anfang an schon wirklich super. Ich wurde von Anfang an sehr wohlwollend aufgenommen, und die anderen in der Truppe gaben und geben mir hier noch immer das herrliche Gefühl, Teil einer künstlerischen Familie zu sein – was ich sehr genieße. Wir ziehen allesamt an einem künstlerischen Strang und haben dasselbe musikalische Ziel, besser kann es gar nicht sein. Demnächst wird ein neues Fotoshooting stattfinden, auf welches ich mich schon sehr freue – ich bin mir sicher, man wird unseren Gesichtern die interne Harmonie in der Gruppe ganz deutlich ansehen.“

Trotzdem, die im Interviewgespräch ebenso freundlich wie redselig wirkende Frontdame, welche auch noch bei der Darkwave-Band Erben der Schöpfung ihre Kehlenkünste zu Diensten stellt, hatte vor den Aufnahmen zu „The End Of The Wizard“ laut eigenem Bekennen keinerlei Studio-Erfahrungen sammeln können:

„Zugegeben, das war schon alles total neu für mich. Doch innerhalb eines recht kurzen Zeitraumes akklimatisierte ich mich in den Studioräumlichkeiten und konnte mich kreativ entfalten – was zum Großteil natürlich auch am freundlichen Umgang miteinander lag. Genau gesagt lief alles dort wie am Schnürchen, obwohl ich eigentlich mehr oder weniger in meine neue Rolle in der Band reingequetscht wurde und viel bereits Vorhandenes übernehmen musste. Ich erinnere mich, wie ich zu Beginn erstmal sämtliche Gesangsmelodien komplett für mich umgeschrieben habe. Das habe ich so lange gemacht, bis ich diese gut auf meine Stimme passend modifiziert hatte. Was aber nicht heißen soll, dass das Ganze vorher so schlecht war – ich wollte es eben lediglich auf mich zuschustern. Im nachhinein finde ich es auch gut so, denn so konnte ich mich gleich entsprechend mehr unter Beweis stellen.“

Dina erläutert anschließend: „Der Titel der neuen Veröffentlichung wurde von einem der enthaltenen Songs übernommen. Unsere Texte basieren ja allesamt durchgehend auf überlieferten Liechtensteiner Sagen, so auch der von `The End Of The Wizard`. Lyrischer Inhalt des Liedes ist der Pakt eines Holzfällers mit dem Teufel, der dem Mann zu viel größeren Leistungen und Erträgen verhilft. Als der Teufel dann seine Gegenleistung von dem Waldarbeiter einfordert, macht sich dieser aus dem Staub und verschwindet, ohne sich an die Abmachung zu halten – was sein Lebensende bedeutet. Symbolisch gewichtiger Teil des Paktes ist ein Haselnussstrauch, daher ist dieser auf dem Frontcover des Albums zu sehen. Auch das CD-Büchlein ist von solcherlei Darstellungen durchzogen.“

Ein prägnantes romantisches Ambiente haben auch die neuen Kompositionen von Weltenbrand inne, so die Vokalistin.

„Das finde ich besonders reizvoll, denn ich bin auch ein sehr romantischer Mensch: Ich richte eigentlich beinahe mein ganzes Leben danach aus, ehrlich gesagt.“ Wir zwei tauschen daraufhin unsere Ansichten über die Romantik an sich aus, welche sich überraschender Weise vollkommen gleichen.

„Ich bin eine Vollblutromantikerin, ich kleide mich auch gerne dementsprechend und selbst meine Wohnung ist derart eingerichtet. Die Menschen machen den Begriff Romantik beinahe ausschließlich an Liebespaaren fest, die sich frisch verliebt Sonnenuntergänge an Berghängen ansehen. Doch der wahre Romantiker lebt diese Eigenschaft stets aus. Das beginnt schon beim behutsamen und einfühlsamen Umgang mit Mitmenschen, die man mag: Man nähert sich ihnen jederzeit auf eine sehr emotionale Art und Weise. Für mich persönlich ist das eine Lebenseinstellung, mit der ich glücklich bin. Die dadurch erreichte hohe Lebensqualität möchte ich nicht mehr missen. Ich werde es daher eher noch vertiefen, als irgendwann mal wieder davon abzukommen.“

In einer mehr und mehr übertechnisierten sowie ständig emotionsloseren Welt des Scheins birgt die geschilderte Einstellung von Dina laut Ansicht des Autors sicherlich nicht die schlechteste Art, das Sein zu fristen.

© Markus Eck, 01.07.2006

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