Interview: | VINTERSORG |
Titel: | Permanente Weiterentwicklung |
Überraschend ‚rückfällig’ geworden zeigt sich der Schwede Andreas Hedlund auf dem neuen Studioalbum seiner Gruppe Vintersorg.
Er, der ebenfalls unter diesem Pseudonym bekannt geworden ist, erschuf für diese famose Langspielscheibe vollästhetische, nordisch-hymnische Schwermetallkunst mit starker traditioneller Fußnote.
So beinhaltet „Solens Rötter“ eine insgesamt sehr markante Besinnung auf die guten alten künstlerischen Stärken.
Dies offenbart sich allerdings, ohne die anspruchsvoll progressiven Kompositions-Salti der letzten Veröffentlichungen neuerdings gänzlich zu unterschlagen. Alles in allem gelang dem Skandinavier eine gleichfalls glaubhafte wie vollauf genussvolle Symbiose aus allen bisherigen Glanzleistungen.
„Das aktuelle Album wurde eigentlich bereits vor einiger Zeit komplettiert, also im frühen Januar 2007. Da ich jedoch ständig neue Liedideen ausbrüte und einbringe, lebe ich in einem konstanten Kompositionsprozess. Diese neue Veröffentlichung brachte mir bereits während des Songwritings sehr großes Vergnügen, da alles aus völlig natürlichen und unverkrampften Entstehungsmustern zusammenkam. Selbst die nachfolgenden Aufnahmen im Tonstudio waren davon beseelt, wir ließen also jederzeit pure Inspiration für `Solens Rötter` zum Tragen kommen. Das Ganze wurde regelrecht aus unserer Euphorie heraus geboren, könnte man auch dazu sagen. Es war eine reibungslose kreative Reise, welche wir für dieses Album unternahmen – wir erlebten also bereits einige großartige Momente damit, noch bevor die Scheibe überhaupt veröffentlicht wurde“, lässt Meister Hedlund zu Beginn des neuen Dialogs wissen.
Und insgesamt gesehen ist der manisch kreative Visionär auch vollauf zufrieden mit dem vorliegenden Endergebnis seiner beherzten Bemühungen:
„Natürlich fallen mir als Perfektionisten im Nachhinein wieder einige kleine Dinge ein, welche ich eventuell anders hätte machen können. Doch wir haben unser eigentliches künstlerisches Ziel mit `Solens Rötter` schlussendlich vollends erreicht, und nur das zählt für uns. Sämtliche Elemente, die uns für die Platte wichtig waren, sind aktuell ausreichend repräsentiert. Alles floss diesmal in höchst harmonischer Weise zu einer final doch sehr dynamischen Einheit zueinander. So entstand eine gute Mischung aus differierenden Ausdrucksarten. Die dafür zugrunde liegende weiße Leinwand wurde also sozusagen mit vielen Farben bunt koloriert.“
Hauptsächlicher Fokus der Verursacher war laut Statement von Vintersorg das entschlossene Bestreben, wieder zu den einstigen Folk Metal-Wurzeln zurückzukehren, jedoch mit neuen Perspektiven. Wir erfahren hierzu:
„Dabei herauskommen sollte nämlich kein zweiter Teil von `Till Fjälls`. Anstatt dessen wollten wir viel lieber neue musikalische Domänen besuchen, dies jedoch mit unserer stilistischen Vergangenheit als ergiebige Ressource im Handgepäck tun. Simultan sollten die neuen Kompositionen mehr in die Metal-Richtung gehen, ohne aber allzu komplex gehalten zu sein.“
Ganz zusammenreißen in diesem Kontext konnten sich die Musiker um Vintersorg allerdings nicht, wie sich der Schwede mir gegenüber zurück erinnert:
„Nein, das war einfach nicht möglich – dafür haben wir alle viel zu viel Spaß an aufwändig gespielten Klangschichten und tief durchdachten Instrumentierungen.“
Wer nun vorschnell mutmaßt, die Band hätte ihre aktuellen Lieder aufgrund mangelnden Erfolgs mit der vorherigen künstlerischen Route wieder mehr an alte Hoch-Zeiten angelehnt, den belehrt mein Gesprächspartner wie folgt:
„Nein, das hat damit rein gar nichts zu tun. Wir nehmen unsere Kunst stets sehr ernst und versuchen in diesem Zuge, uns mit ihr weiterzuentwickeln und umgekehrt. Um schöpferisch am Leben zu bleiben, ist das auch zwingend notwendig; wie könnten wir da dasselbe musikalische Bild immer und immer wieder völlig gleich malen wollen?“ Absolut berechtigte Gegenfrage.
© Markus Eck, 20.03.2007
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