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Interview: THEATRES DES VAMPIRES
Titel: Haarscharf zwischen Genie und Wahnsinn

Die aus Rom stammenden Theatres Des Vampires sind ein blutdürstiges Finsterensemble der wirklich außergewöhnlichen und seltenen obskuren Art. Die sich selbst sehr theatralisch inszenierende unheimliche Spielgruppe agiert als Oktett, also zu acht, was eine große musikalische Bandbreite ermöglicht und dem mystischen Dark Metal der Römer einiges Charisma verschafft.

Das gruselige Theater der Vampire wurde zwischen 1994 und 1995 von Sänger Lord Vampyr gegründet. Der Lord meinte es bluternst und so ließ ein erstes Demo-Tape mit dem reizvollen Namen „Nosferatu, eine Simphonie des Grauens“ nicht lange auf sich warten. Das Debüt „Vampyrìsme, Nècrophilie, Nècrosadisme, Nècrophagie“ erschien dann schon ein Jahr später auf einem italienischen Undergroundlabel.

Die Verbreitung besagten Werkes ist daher als sehr geringfügig einzustufen. Daher entschieden die Untoten unter der Führung ihres Meisters sich, wiederum ein Jahr später ein Rehearsal-Promo-Tape aufzunehmen, welches ausschließlich für Labels und Magazine gedacht war. Dieses ermöglichte den Release des zweiten Fulltimers „The Vampire Chronicles“. Leider stellte sich mangels Vertriebsmöglichkeiten der verdrießlich niedrige Grad an Popularität außerhalb ihres Heimatlandes damit auch nicht ein. So zogen einige Jahre ins Land, bis sich die unsterblichen Akteure erneut aus ihrer gemeinsamen Gruft erhoben, um nun mit dem dritten Album „Bloody Lunatic Asylum“ erneut ihre Opfer anzulocken.

Organist Necros, welcher auch für die Samples zuständig ist und Oberlangzahn Lord Vampyr nutzten die Dunkelheit der Stunde, um sich und ihr Treiben näher vorzustellen.

„Hier in Rom ist die Metal-Szene leider nicht so stark ausgeprägt. Und es existieren nicht so viele Locations, um Auftritte zu inszenieren. Auch die Unterstützung von Seiten der einheimischen Musikpresse und der Veranstalter ist sehr gering. Insgesamt ist es für uns als Musiker nicht leicht und auch oft eher deprimierend, hier zu leben. Und eigentlich spreche ich auch gar nicht so gerne über Italien“, gibt Gruftherr Lord Vampyr eröffnend von sich.

Und wenn man bedenkt, daß entgegengesetzt unseren verregneten Gefilden in seiner Heimat die Sonnentage bei weitem überwiegen, kann man den lichtscheuen Sargschläfer einmal mehr verstehen.

Necros schaltet sich ein: „Epic- und Power Metal sind nach wie vor bei uns das Ding der Stunde. Doch hat sich die Zahl der Gothics in der letzten Zeit stark erhöht, was uns schon bestärkt. Leider haben aber auch einige einheimische Magazine ihre Ausrichtung hin zum New Metal geändert, was uns Sorgen bereitet.“

Sein Meister ergreift wieder das Wort: „Unser Bandname ist eine Hommage an die Vampirsagen von Anne Rice. Ihre Bücher haben uns enorm beeinflußt. Und es ist ja kein Geheimnis, daß wir in unseren Texten Auszüge aus Romanen von Blake, Baudelaire, Bram Stoker und anderen klassischen Autoren verwenden. Ich lese sehr viel aus dieser Richtung und verfüge auch über eine große Sammlung solcher Bücher. Wir lieben es, unseren Blutdurst zu stillen und sind von allem fasziniert, was über Geschöpfe der Nacht wie uns zu lesen ist. Auch Horrorfilme gefallen uns sehr gut. Vampirismus ist unsere Bestimmung.“

Anschließend schwenkt er über in musikalische Gefilde: „Wir definieren uns trotz der immer wieder stattfindenden Klassifizierung nicht als eine Black Metal-Band. Uns inspirieren die verschiedensten Einflüsse der Dunkelheit, von denen aber wiederum schon einige aus Bereichen des Black Metal stammen. Das ist das das Einzige, was uns mit diesem Genre verbindet. Um ehrlich zu sein, mein größter Inspirator war schon immer King Diamond und auch damals Mercyful Fate. So singe ich größtenteils schreiend, wie man es auch beim Black Metal hört. Unser Stil entstand aber über viele Jahre hinweg. Jedoch bin ich immer bemüht, eine individuelle Atmosphäre des Horrors mit meiner Stimme zu inszenieren. So singe ich, wie ein Vampir eben zu singen hat. Innerhalb der Band kommen aber die verschiedensten Einflüsse zum Tragen. So ist Necros ein großer Gothic-Anhänger. Er liebt Sopor Aeternus, Nosferatu und Sisters Of Mercy. Auch die Einflüsse aus Soundtracks zu Horrorfilmen kann man öfters aus unseren Stücken heraushören.“

Zum Titel des aktuellen Albums merkt der Lord anschließend an:

„Wir begannen die Arbeit an diesem Album nach unserer England-Tour 1999. Zu dieser Zeit hatten wir schon die Idee hinsichtlich eines Konzeptalbums über den menschlichen Wahnsinn. Nachdem wir den Vertrag mit Blackend Records unterzeichnet hatten, entwickelten sich die Dinge in die richtige Richtung und wir konnten mit großem Eifer unsere Ideen darüber verwirklichen.“

Die Grundidee des neuen Albums „Bloody Lunatic Asylum“ basiert primär auf den persönlichen Ansichten von Theatres Des Vampires über das Böse, wie noch zu erfahren war:

„Und einen manchmal daraus resultierenden Wahnsinn, der des Öfteren unserer Meinung nach aber auch einige Erleuchtung in sich birgt. `Normale` Leute können das sicher nicht nachvollziehen, aber für die machen wir unsere Musik natürlich auch nicht. Unsere Lyrics drehen sich auch meistens um satanisches Gedankengut, unsere weltweiten Vampirgenossen und um schwarze Magie.“

Necros ergänzt seinen Kollegen: „Das aktuelle Album wurde während des letzten Sommers hier in Rom in den Alpha-Studios aufgenommen. Wir verwendeten eine Soundcraft-Spurmaschine mit 48 Kanälen und 32 ADAT-Kanälen, was einen sehr transparenten Gesamtsound ermöglicht. Abgemischt wurde dann in den Westview- Studios in England von Paul Beavis, der auch schon die letzte Emperor-CD bearbeitete. Die gesamte Aufnahmedauer betrug circa 20 Tage; nicht gerade sehr lange, aber wir sind alle sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Das Budget war ausreichend und wir hatten Zeit genug, um unseren ureigenen Sound zu finden, was nicht alle Bands unserer Branche von sich behaupten können.“ Eingeweihte berichteten ehrfürchtig, die Band habe dort ausschließlich nachts gearbeitet.

© Markus Eck, 11.05.2001

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