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Interview: TARJA
Titel: Wahre Leidenschaft ist unsterblich

Absolut turbulente Monate liegen hinter ihr. Mit Sicherheit auch so einige schlaflose Nächte. Und allzu Vieles gab es bekanntermaßen auch in den zahllosen sensationsgierigen Musikmedien darüber zu lesen.

Doch wer über all die Jahre so hart an sich und vor allem an seiner Stimme gearbeitet hat, den wirft auch der unfreiwillige Abschied von einer absoluten Populär-Erfolgsgruppe wie Nightwish nicht aus der künstlerischen Bahn. Und schon gar nicht, wenn man Tarja Turunen heißt und hochgesteckte Ziele vor dem geistigen Auge hat.

Apropos: Die Augen zahlreicher AnhängerInnen wollen die bildhübsche Finnin beziehungsweise ihre märchenhaft bezaubernden Sopranvokalisierungen sowieso nicht missen. Allerbeste Vorraussetzungen also für das kommende Tarja-Solodebütalbum „My Winter Storm“, welches laut Interview-Aussage der sympathischen 29-jährigen Ausnahmesängerin in vielen Klangpunkten einem bombastischen Film-Soundtrack gleicht. Vorab wird die Debütsingle „I Walk Alone“ die Neugier der Hörer ein wenig stillen.

Aus diesem erfreulichen Anlass heraus angespornt, sprang ich in hohem Bogen in den nächstenbesten Flieger und jettete im Direkttrip über München nach Berlin ins vornehme Hilton-Nobelhotel.

Denn dort hatte sich Tarja an diesem zwölften Septembertag extra eingebucht, um der deutschen Musikpresse Informationen zu „My Winter Storm“ preiszugeben.

Als ich schließlich an jenem Mittwochnachmittag endlich die Tür zur luxuriösen Mansardensuite öffnete, erwarteten mich jedoch gleich zwei Damen:

Tarja hatte nämlich auch eine ihrer besten Freundinnen aus Finnland einfliegen lassen. Eine professionelle Visagistin, welche die Sopranistin für die anstehende Fotosession verführerisch zurechtmachte. So ließ ich eine halbstündige Bilder-Knipsserie folgen, welche Tarja trotz aus USA mitgebrachtem Jetlag und allen Anstrengungen der letzten Tage mit souveräner Bravour selbstsicher zu meistern verstand.

Anschließend brach die enge Freundin auch schon wieder in die Heimat auf und die Sängerin und der Autor dieser Zeilen waren nun ganz alleine in der beeindruckend noblen Räumlichkeit. Absolut optimale Vorraussetzung also für den nachfolgend tiefgehenden Dialog. Die aus finnischen Kitee stammende Tarja nahm auf dem Sofa Platz und schlug die Beine entspannt übereinander:

„Als klassisch ausgebildete Sopranistin habe ich natürlich nie für lange Zeit damit aufgehört zu singen beziehungsweise auf der Bühne aufzutreten. Ich gab daher in der jüngeren Vergangenheit so einige klassische Konzerte, wie gut Informierte wissen.“

Nach der Trennung von Nightwish war ihr daneben auch schnell klar, dass sie unbedingt weiter machen wollte mit dieser speziellen Art von Musik, so Tarja. Sie erzählt mit impulsiv weit aufgerissenen Augen:

„Schließlich habe ich ja einige Jahre aktiv mitgemischt im `harten` Musikzirkus. Und auch wenn ich mir privat daheim sehr viel Klassik und andersartige Stilistiken anhöre, so gehört ein großer Teil meines künstlerischen Herzens doch auch dem melodischen Rock und Heavy Metal. Was lag da näher, als Klassik und Metal so gleichgewichtig als möglich zu einer Symbiose zu verquicken?“

Doch letztlich kam für die beliebte Ausnahmesängerin nur noch eine Solistensache in Frage, bei der sie die Geschicke weitgehend allein in der Hand hat, wie sie anschließend mit merklich entschlossener Stimmlage bekundet.

„All das viele erfolgreiche Touren und das Umherreisen in der ganzen Welt mit Nightwish war eine Zeitlang ganz schön. Aber meine Kondition litt zuweilen schon arg darunter. All die nächtelangen Partys und all die sonstigen dementsprechenden Anstrengungen hinterlassen ganz einfach massive Spuren in der Gesundheit. `Harte Männer` stehen das sicherlich ganz gut durch. Wenn ich aber als Vokalistin auf die Bühne gehe, will ich in erster Linie meine eigenen Ansprüche an mich selbst erfüllen. Und übermüdet und ausgelaugt kann man keine brillanten Leistungen erbringen. Genau das bin ich mir und den Leuten aber doch schuldig. Ich bin ein Qualitätsmensch, der stets das Beste geben will. In allen Lebenslagen. Jetzt strebe ich eine Solokarriere an, bei der primär ich es bin, der die Dinge bestimmen kann.“

Stilistisch wagt sich Tarja samt eigens für sie zusammengestellter Band ganz bewusst an eine viel größere musikalische Bandbreite, wie in Erfahrung zu bringen war:

„Das Ganze wird nicht wenige meiner Fans überraschen. Es ist zwar immer noch teilweise knackig-harter Sound, aber mit einer immensen Vielzahl an ästhetischen, anspruchsvollen und frischen Einflüssen versehen. Durch die neuerdings für mich und meine Musik sehr guten Möglichkeiten in Sachen Produktionstechnik beziehungsweise die daraus resultierenden mannigfaltigen Klangnuancen ist das Endresultat atemberaubend bombastisch und auch anmutig operettenhaft geworden.“

Zur Seite stehen der ansehnlichen finnischen Grazie gegenwärtig und künftig handverlesene Musiker, wie sie mir noch mit großer Freude aufzählt.

„Es hat mir riesigen Spaß gemacht, die neuen Kompositionen mit diesen wertvollen Menschen zusammen in solch wohltuender Harmonie zu erstellen. Die Bassgitarre hat sich für mich der Profi Doug Wimbish umgeschnallt, der die vier dicken Saiten auch schon für Weltstars wie beispielsweise Annie Lennox und Madonna gezupft hat. Für die hauptsächlichen Stromgitarrenparts zeichnet Alex Scholpp verantwortlich, welcher ansonsten bei der Stuttgarter Metal-Band Farmer Boys spielt. Als Keyboarderin konnten wir die fingerfertige Maria Ilmoniemi gewinnen. Gesanglich, an den Gitarren, den elektronischen Drums sowie am Keyboard half mein Bruder Toni mit. Tatkräftig assistierten mir auch die beiden superben Cellisten Max Silja, bereits bekannt als ehemaliger Apokalyptica-Musiker, und der begabte Könner Markus Hohti.“

Und auf dem Trommelschemel sitzt eine faustdicke Überraschung: Mike Terrana, der sein unmenschlich impulsives und kraftstrotzendes Spiel bereits bei Gruppen wie Masterplan, Rage und Savage Circus bestens darbot. Tarja lobt:

„Mike ist überwiegend ein echtes Tier am Schlagzeug. Doch er kann auch ganz anders, denn er besitzt ein echt unglaubliches Feingefühl. Daher war er die beste Wahl, um für `My Winter Storm` die Stöcke zu schwingen. Ich freue mich daher schon riesig, mit diesen tollen Musikern nach der Veröffentlichung des Soloalbums auf Konzertreise zu gehen. Es sind gegen Jahresende einige Auftritte geplant, welche uns durch Deutschland, Russland, Belgien, Finnland und einige andere europäische Länder führen werden. Ich bin bereit.“

© Markus Eck, 26.09.2007

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