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Interview: SUSPERIA
Titel: Kinder der Hölle

Mit Susperia schickt sich eine weitere sehr gute Band an, frisches Blut in die erschlafften Venen der völlig verausgabten nordischen Black- und Death Metal-Liga zu pumpen.

Denn von wenigen Ausnahmen abgesehen kam in der letzten Zeit überwiegend Altbekanntes zum Vorschein, das sich irgendwie nicht sehr weit über den gesteckten Claim hinaus traute. Man wartete also gelassen auf etwas, daß keinem Trend folgte, sondern gleich einen neuen setzt.

Mit „Predominance“, dem schlagkräftigen Debüt von Susperia, ist dies nun geschehen. Scheinbar mit Links hat das neu formierte Quintett um den ehemaligen Dimmu Borgir-Trommler Tjodalv es geschafft, in absoluter Gleichwertigkeit prägende US Thrash Metal-Einflüsse der 80er Jahre in neuzeitlich schwarzmetallisch schimmernden Samt zu hüllen.

Eine ideale Kombination: Die beiden Komponenten erweisen sich als zündendes Gemisch, das schon beim kleinsten Funken zu explodieren droht.

Darauf nehmen Susperia jedoch keinerlei Rücksicht und so kracht es auf „Predominance“ gleich zehn Mal hintereinander, daß es eine wahre Freude ist.

Mit von der lautstarken Partie ist auch Lead-Gitarrist Cyrus, den man als zeitweiliges Mitglied von Old Man´s Child und Satyricon kennt.

Und Sänger Athera stellt sich im Folgenden gar zum ersten Mal einer größeren Öffentlichkeit vor.

„Tjodalv und Cyrus hatten die Band nach Tjodalvs Abgang bei Dimmu gegründet. Sie fanden in mir nach längerem einen Sänger, der ihren anspruchsvollen Vorstellungen entsprach. Anfänglich mischte auch noch der Dimmu Borgir-Keyboarder bei uns mit, der in einer Gastrolle bei der Entstehung unseres Demos `Illusions Of Evil` tatkräftig aushalf. Nach dem Demo stuften uns viele als typisch norwegische symphonische Black Metal-Band ein, was uns nicht so ganz paßte. Wir entschieden uns, nachfolgend ohne permanenten Keyboarder zu arbeiten, um die angestrebte rauhe Note nicht zu verwässern. Außerdem wollten wir etwas sehr eigenständiges machen. Nach und nach kristallisierte sich dann heraus, was uns vorschwebte. Das Ergebnis unserer Bemühungen ist auf `Predominance` zu hören und ich glaube, wir sind unserem Ziel doch sehr nahe gekommen. Eigentlich wurde Susperia gegründet, weil alle Beteiligten mal etwas anderes machen wollten.“

Der gesangliche Stil von Athera kann sich hervorragend vor diese Aussage stellen.

Er agiert überwiegend sehr dunkel und dämonisch, aber er weiß seinen Output auch geschickt und impulsiv durch viele abweichende klar gesungene Einlagen aufzulockern. Stellenweise klingt er sogar ein wenig nach King Diamond, wenn er beispielsweise wie im sechsten Song „Of Hate We Breed“ mit sirenenartigem Kastratengesang die Tonleiter hinauf jagt.

„Ich habe dies jedoch nicht beabsichtigt getan. Ich bin ein sehr instinktiver Künstler, der immer direkt aus seinem Inneren heraus handelt. Das ist eben mein Stil und deswegen wurde ich auch für den Posten herangezogen. Ich war vorher lediglich in drei kleinere lokale Bands involviert und freue mich nun sehr über meine Zugehörigkeit zu Susperia.“

Es war ein kluger Schachzug, ohne jegliche Tastentöne weiter zu machen.

Denn um den ruhmvollen Spirit des Old School Thrash Metal wieder zum Leben zu erwecken, sind solche synthetischen Klänge doch eher ungeeignet.

Bei derlei Stilistik müssen schließlich wollüstig und ungestüm riffende Gitarren als Wegweiser zur Musik fungieren.

„Ein Teil von uns sind große Thrash Metal-Freaks. Was uns an diesem Sound so fasziniert, ist die Unbefangenheit, mit der Bands wie Megadeth, Overkill und Forbidden damals vorgingen. Es zählte nur die Musik und es gab nicht die vielen Klischees von heute. Die Bands gingen so auf die Bühne, wie sie auch im täglichen Leben herum liefen. Heute baut sich vieles lediglich auf Äußerlichkeiten auf, was mich doch sehr stört. Wir wollten dieses Feeling einfach wieder mal spüren, deswegen haben wir auch kein spezielles Image oder Konzept. Bei uns zählt wirklich nur die Musik.“ Na, aber über irgendwas muß man aber doch auch singen, oder?

„Meine Lyrics verfasse ich in den unterschiedlichsten Gefühlslagen, um die nötige Abwechslung zu gewährleisten. Sie sind zu gleichen Teilen halb negativer, halb positiver Natur. Und ich verarbeite ausschließlich meine individuellen Gedankengänge, ohne mich auch nur ansatzweise bei vorhandenen und abgegriffenen Klischees zu bedienen. Wie könnte ich beim Singen über etwas Konstruiertes über mich selbst hinaus wachsen? Ich brauche den persönlichen Bezug zu meinen Texten, sonst kann ich nicht eins werden damit.“

Athera scheint die allerbeste Art gefunden zu haben, einen unverwechselbaren Stil zu kreieren.

Und er wird damit zukünftig ganz bestimmt ein weites Aufgabenfeld vorfinden.

Mit dem Albumcover, einem echten Eyecatcher, hat man die CD auch in ein außergewöhnliches Geschenkpapier gehüllt.

„Es ist voller Symbolik und soll eine erst scheinbar unschuldige Puppe darstellen, aus der dann urplötzlich mit großem Schockeffekt das Böse herausplatzt. Sie ist ein Kind der Hölle. Das Bild hat Rune Kyrnold angefertigt, ein guter Freund von mir. Ich bin ihm sehr dankbar, denn es sieht wirklich cool aus.“

Demnächst begleiten Susperia Dimmu Borgir auf eine ausgedehnte Tour. „Wir sind alle sehr glücklich über diese Tour, denn was könnte man sich für eine bessere Promotion für eine Newcomer-Band vorstellen, als mit einer der größten Black Metal-Ikonen zu touren?“

© Markus Eck, 09.02.2001

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