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Interview: MORTAL PERIL
Titel: Angestrebte Adrenalinschübe

Diese vier strammen Knallbolzen aus dem Süden Nordrhein-Westfalens haben ihre musikalischen Seelen voll und ganz der Stilistik des klassischen Thrash Metal verschworen. Aus dem leuchtend giftig brodelnden Genre-Taufbecken gehoben worden ist die vielversprechende Nachwuchs-Formation 2010.

Mit der Zeit vom anfänglichen Trio zum Quartett angewachsen, konnte es dann auch schon gleich so richtig losgehen. Und mit ihrer erfreulich überzeugenden, weil mit Aufrichtigkeit und Talent zugleich zusammengenieteten EP „Of Black Days And Cruel Alliances“ setzten Mortal Peril dann den Frühling dieses Jahres saftig unter Strom!

„Zu besten Thrash-Bands zählen für mich ohne Zweifel Slayer, Exodus, Overkill, Testament und Death Angel. Allerdings höre ich auch Bands wie Kreator, Sodom und Destruction. Die alten Tankard sind auch ziemlich hörbar. Außerdem stehe ich auf dieses ganze Crossover Zeug. Also Bands wie D.R.I und Municipal Waste. Umso länger ich darüber nachdenke desto mehr Bands fallen mir ein, aber ich glaube, die genannten sind die wichtigsten für mich und auch die Band Metallica sollte man natürlich auch nicht ganz unter den Teppich kehren“, lässt Bassist und Sänger Jan wissen.

Wie der Tieftöner in seiner weiteren Aussage verkündet, ist er persönlich der Auffassung, dass wohl fast jeder Metaller irgendwann zunächst einmal mit Metallica anfängt. „Die haben auf ihren ersten Alben einfach klasse Musik gemacht. Ansonsten ziehen wir unsere Einflüsse natürlich aus den Genre-Bands, die wir auch bevorzugt hören, also den zuvor schon genannten. Ein großer Teil unserer Inspiration kommt jedoch nicht von reinen Thrash-Bands. Judas Priest und Iron Maiden haben einen großen Einfluss auf unsere Musik, auch wenn man das vielleicht nicht direkt beim ersten Hören erkennen kann. Punk und Hardcore sind für mich persönlich auch sehr wichtige Inspirationsquellen. Für mich ist Thrash nichts weiter als eine Mischung aus Iron Maiden und Sick Of It All, oder Judas Priest und Discharge. Wir hören in der Band aber auch viele andere Sachen, die uns stark beeinflussen. Unser Gitarrist Lucas hört sehr gern Old School Black Metal, unser Drummer Jonas steht sehr auf Opeth und unser anderer Gitarrist Tasso hört sowieso alles. Da wir generell offen gegenüber verschiedenen Musikstilen sind, ziehen wir unsere Einflüsse aus verschiedensten Genres. Das spiegelt sich mal mehr, mal weniger stark in unserer Musik wieder.“

Welche Gefühle Mortal Peril nun in den Hörern mit ihrer Musik auslösen wollen, das formuliert Jan ganz simpel: „Adrenalin ohne Ende. Wer unsere Musik hört soll ausflippen, sich dazu bewegen, mitsingen, einen Rückwärts-Salto machen - das ist sogar echt mal passiert! - und sich fühlen, als hätte er sich gerade eine Koffeintablette und eine Ladung Koks reingezogen. Unsere Musik soll in den Arsch treten und den Leuten Energie vermitteln. Besonders live wollen wir genau das vermitteln. Da wir auch ein paar gesellschaftskritische Texte haben, freuen wir uns natürlich auch, wenn die Leute unsere Musik als Denkanstoß nehmen; aber ich glaube, dazu sind die meisten unserer Texte noch zu abstrakt verfasst. Zu 90 % geht‘s jedenfalls um Energie!“

Lucas hat die Musik zu „Win This War“ geschrieben, und Tasso hat die Musik und die Texte zu „One More Black Day“ und „Cry For Yesteryear“ gemacht, wie in Erfahrung zu bringen ist. Jan weiter:

„Ich selber habe Musik und Texte zu ,Death To All The Tyrants‘ und ,Raper Of Phrases‘ komponiert. Außerdem habe ich den Text zu ,Win This War‘ geschrieben. Ein Großteil der Ideen geht also auf Tasso und mich zurück. Generell ist es uns aber sehr wichtig zu sagen, dass für den Mortal Peril-Sound jedes einzelne Bandmitglied von großer Bedeutung ist. Wenn jemand einen Song mitbringt, wird im Proberaum mit der gesamten Band daran gearbeitet und jeder bringt Details und Ideen ein, um den Song zu verbessern. Deswegen geben wir in unserem Booklet, neben dem Hauptsongwriter, auch immer die gesamte Band Mortal Peril als Co-Komponist an. Der Input an Song-Ideen liegt in der Band vor allem bei Tasso und mir, aber ohne das mitwirken von Lucas und Jonas würde unseren Songs etwas entscheidendes fehlen.“


Die Songs ihrer aktuellen EP haben die Jungs beim Schlagzeuglehrer ihres Drummers Jonas aufgenommen. „Sein Name ist Bruno Mascolo. Er hat ein kleines Unterrichtsstudio namens Happy Drums mit gutem Recording-Equipment. Man findet ihn auch in dem Booklet unserer EP. Ein sehr guter Drummer und fähiger Produzent. Bei den Aufnahmen haben wir immer Drums und Bass sowie eine Rhythmus-Gitarrenspur zusammen, also quasi live, aufgenommen. Die Stücke wurden immer bis zu einem gewissen Punkt am Stück eingespielt, also zum Beispiel bis zu einem Tempowechsel, oder wenn der Gitarrist für ein Riff einen neuen Sound einstellen musste, oder wenn wir uns mal wieder verspielt hatten. [lacht] Danach kam noch eine Rhythmus-Gitarrenspur über diesen Basis Track, sowie die Soli und ein paar Overdubs. Zum Schluss hab ich noch meine Vocals drüber gerotzt und nach zwei Tagen war alles im Kasten. Bruno hat das Zeug dann noch gemixt und gemastert und dann war diese Platte fertig.“

Die meisten der Songtexte von Mortal Peril sind, geradezu typisch für derlei klassisch gemachten Thrash Metal, sozialkritisch ausgerichtet, oder sie behandeln aktuelle Themen, so der Mortal Peril-Frontschurke.

„Beispielsweise ,Win This War‘ handelt von einer gespaltenen Persönlichkeit. Der Protagonist wird innerlich von zwei Stimmen zerrissen. Mal gewinnt die eine Stimme in ihm die Oberhand, mal die andere. Er merkt, wie er langsam daran zu Grunde geht und ihm keiner helfen kann. Ich glaube, den Text habe ich nur geschrieben, weil er irgendwie gut zum Metal passt, er hat für mich aber keinen besonderen Hintergrund. ,Death To All The Tyrants‘ behandelt den arabischen Frühling und soll den Kampfgeist der Revolutionäre in Ägypten widerspiegeln. Zwar läuft jetzt nach dem Regimewechsel immer noch nicht alles rund da unten, aber immerhin sind die Menschen aufgestanden und haben versucht etwas zu verändern. Das alleine ist schon viel wert, wie ich finde. In ,One More Black Day‘ geht es, so glaube ich, um Krieg und eine Gruppe Soldaten, die aufgerieben wird. Es ist eine gewisse Steigerung in dem Text zu erkennen. Am Anfang scheint alles halbwegs in Ordnung zu sein und dann bricht die Hölle über die Soldaten los. Den Text hat Tasso geschrieben. Ich denke mal als eine Art ,Antikriegs-Statement‘. Allerdings weiß ich nicht, ob er sich selber noch so hundertprozentig an den Sinn des Textes erinnert. [lacht] ,Raper Of Phrases‘ hingegen handelt von Menschen, die nur reden anstatt zu handeln und die versuchen, die Schuld für Dinge, die passieren, auf andere zu schieben. So zum Beispiel Menschen, die immer wieder die gleiche Partei wählen und sich dann über das System beschweren, das sie selbst gewählt haben. Oder Menschen, die jammern wie schlecht die Welt doch sei, aber nichts machen um sie zu verbessern. Stattdessen setzten sie sich lieber mit Tonnen von Junkfood auf die Couch, lassen sich von niveaulosen Fernsehsendungen berieseln, oder beschweren sich weiter. ,Cry For Yesteryear‘ handelt von einem Typen, der nach Jahren aus dem Koma erwacht und in eine ihm völlig fremde Welt kommt. Seine Freunde und Familie sind nicht mehr da, die Gesellschaft hat sich verändert und seine ganze Lebenswelt ist nicht mehr so wie sie einst war. Der Protagonist versucht wieder ins Leben zu finden, schafft es aber nicht und verkommt schließlich zu einem Kriminellen. Ähnlich wie bei ,Win This War‘, eine fiktive Geschichte, die keinen expliziten Hintergrund hat. Neuerdings finden sich auch eine paar Sauftexte und Anti-Nazi/Extremismus Themen in unseren Liedern, die haben wir aber noch nicht aufgenommen. Ich glaube, am wichtigsten für uns ist das Tagesgeschehen, unser individuelle Sicht auf die Welt und für mich persönlich auch das ein oder andere Saufgelage mit meinen Kumpels. Lovecraft eignet sich natürlich auch sehr gut für Metal-Lyrik, auf den haben wir uns bis jetzt aber nur einmal berufen. Ein Text ist von dem Trash Film ,Surf Nazis Must Die‘ beeinflusst. Den haben wir zwar nie gesehen, kennen die Handlung aber von einem Kumpel und diversen Trailern“, gibt er breit grinsend zu Protokoll.

Was den eigentlichen Kompositionsprozess zum aktuellen EP-Dreher „Of Black Days And Cruel Alliances“ anbelangt, so war da laut lässigem Statement von Jan eigentlich nichts besonderes dran. „Die Songs hatten wir vorher schon geschrieben. Wir haben seit wir mit der Band angefangen haben einfach immer weiter Songs geschrieben und irgendwann gesagt ,Ey, lass uns mal was professionell aufnehmen‘. Dann haben wir fünf Songs rausgesucht, die uns gut gefallen haben und der Rest ist Geschichte.“

Ob ein vollständiges Album derzeit bereits in Planung ist beziehungsweise was genau die Hörer auf musikalischer Ebene auf dem kommenden Mortal Peril-Werk erwartet, das ist Gegenstand des folgenden Dialogs. Wie so oft im Underground-Metier fehlt der schnöde Mammon jedoch auch bei unseren vier Thrash-Youngstern hinten und vorn: „Wir werden bestimmt mal wieder etwas aufnehmen, aber wann genau das sein wird, das wissen wir noch nicht. So etwas ist immer mit hohen Kosten für uns verbunden, da wir alles komplett selbst finanzieren. Wenn es soweit ist, kann man von unseren Werken eine hohe Vielfalt von Thrash, traditionellem Metal und Punk-Sounds erwarten. Außerdem wollen wir natürlich auf die Kritik aus diversen Reviews eingehen und zusehen ob wir unser Songwriting und den Aufnahmeprozess verbessern können. Zu viel wollen wir uns aber auch nicht reinreden lassen, denn vor allem steht, dass wir authentisch bei dem bleiben, was Mortal Peril ausmacht. Pure fucking Thrash!!! Und der muss auch mal rau und holprig sein.“

Zu speziellen Stärken und noch vorhandenen Schwächen seiner Truppe auf der Bühne befragt, bläst Jan erstmal die Backen auf und guckt etwas ratlos in die Luft.

„Puh, das ist schwer zu sagen. Wenn ich jetzt mal nur von meiner Person spreche, denke ich, dass ich auf jeden Fall einen guten Vorturner auf der Bühne abgebe. Ich bewege mich viel und versuche das Publikum zu animieren. Meine Ansagen, könnten wahrscheinlich noch etwas besser werden. Live spielen wir auf jeden Fall schon recht fit. Ein, zwei Personen in der Band könnten sich auf der Bühne noch was mehr bewegen, und mancher bräuchte mal eine Gitarre, die sich nicht nach jedem Song verstimmt. Alles in allem bin ich aber zufrieden mit unserer Performance. Ich finde es aber auch ziemlich schwer, uns da selbst zu beurteilen. Das sollen andere machen, für konstruktive Kritik sind wir da stets offen.“  

Laut Jan sind Mortal Peril im Moment sowieso noch eine von „Milliausen“ an Thrash-Bands, die im Underground herum dümpeln.

„Das muss ganz klar sagen, auch wenn wir aufgrund diverser Faktoren sicher etwas herausstechen wie beispielsweise Promotion, fähige Musiker, EP. Wir wollen definitiv mehr erreichen und mit unserer EP haben wir auch einen guten Anfang gemacht, jetzt müssen wir zusehen, dass wir mehr Leute erreichen. Wir haben das Zeug dazu und wollen dem Rest der Welt zeigen, dass es sich lohnt, ein Ohr für Mortal Peril zu riskieren.“

Er persönlich hat, so erzählt er weiter, durch die viele Beschäftigung mit Mortal Peril gelernt, sich besser zu organisieren.

„Wenn man sich um Band-Belange kümmert muss mal vieles bedenken, die Zeit richtig einplanen usw. Man muss sich mit Konzertveranstaltern auseinandersetzen, klären, wer welche Aufgabe übernimmt, damit beispielsweise ein Konzert, oder eine Recording-Session gut verläuft. Die Beschäftigung mit den Texten der Band hat mich allerdings nicht verändert. Die Gedanken zu den Texten waren ja schon in mir drin bevor ich die Texte schrieb. Wie es bei den anderen aussieht, weiß ich nicht, aber ich denke, bei uns allen sind charakterliche Änderungen, wenn, dann nur marginal aufgetreten.“

Viele seiner Freunde hören die Lieder von Mortal Peril sehr gerne, so der Vokalist und Bass-Spieler. „Diejenigen, die es nicht tun, bestätigen mir aber immerhin, dass Mortal Peril für sie eine solide Band sind.  Ähnliches gilt für meine Familie. Die Kritik anderer Leute interessiert mich immer, solange sie konstruktiv ist. Das heißt aber nicht, dass ich immer auf die Meinung der Leute eingehe und die Band nach der Kritik anderer ausrichte. Wenn wir das Gefühl haben, dass wir ein Feedback nicht nachvollziehen können, oder schlicht anderer Meinung sind, dann setzen wir die Kritik nicht um. Meinung von Außenstehenden nehmen wir also gerne an - ob wir sie berücksichtigen, ist aber eine andere Frage. Bezüglich 2013 erhoffe ich mir viele Auftritte, schweinegeile neue Riffs und Songs, hoffentlich ein erstes offizielles Video und ein wenig Mortal Peril-Merchandise. Und natürlich hoffe ich, dass wir neue Fans gewinnen.“

© Markus Eck, 09.12.2012

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