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Interview: FALKENBACH
Titel: Erhaben raue Epik

Mit dem 2003er Studioalbum „Ok Nefna Tysvar Ty“ zeigte sich Vratyas Vakyas, der auf zeitlose Schaffensqualität fixierte Hauptinitiator hinter Falkenbach, zwar von einer musikalisch etwas ruhigeren Seite, doch hielt und hält auch dieses Meisterwerk höchsten Anforderungen der Viking Metal-Verehrer stand.

Nun ist die Zeit für das brandneue Album „Heralding – The Fireblade“ gekommen, einer erlesenen Edelkollektion an wunderschönen heidnischen Hymnen, die teilweise ältere, unveröffentlichte Kompositionen enthält – beseelte Lieder, auf die viele Anhänger lange Jahre sehnsüchtig gewartet haben. So erhielt ich eine erneute Audienz bei Meister Vakyas, um diverse Details zur neuen Veröffentlichung in Erfahrung zu bringen.

„`Ok Nefna Tysvar Ty` wurde, so weit ich es beurteilen kann, extrem gut aufgenommen, wobei ich zugeben muss, dass mein Urteil zu solchen Dingen nicht sehr aussagekräftig ist. Ich lese so gut wie keinerlei Magazine etc., und da mich deren Rezensionen ohnehin nicht interessieren, verfolge ich solche Dinge auch nicht weiter.“

In dieser Hinsicht hat sich also nichts geändert. Wir sprechen im Weiteren darüber, wie Vratyas sich angesichts der Tatsache fühlt, dass „Heralding – The Fireblade“ eigentlich das Debütalbum von Falkenbach hätte sein sollen und die Scheibe nur aufgrund der damals so ungünstigen Aufnahme-Situation erst jetzt herauskommt:

„Nun, da die Aufnahmen und der Mix abgeschlossen sind, kann ich rückblickend nur sagen, dass die Entscheidung absolut richtig war diesem Album neues Leben zu schenken. Zum damaligen Zeitpunkt lief die Arbeit im `Studio` leider alles andere als gut, und ich hatte keine andere Wahl als an einem bestimmten Punkt die Notbremse zu ziehen und die Aufnahmen abzubrechen, da absehbar war, dass kein annehmbares Resultat möglich sein würde. Über die Jahre hinweg habe ich mir diese halbfertigen Aufnahmen immer wieder angehört, und mir war klar, dass die Stücke an sich es fraglos wert gewesen wären, ein Album zu bilden, nur war das leider in der bis dato vorhandenen Ausführung noch nicht möglich. Es gab immer wieder Anfragen, ob ich nicht diese unbeendeten Aufnahmen veröffentlichen wolle, und das Interesse an den alten Stücken war scheinbar ungebrochen, so weit ich das beurteilen kann. Von daher fiel mir der Entschluss das Album komplett neu aufzunehmen, letztlich auch sehr leicht.“

Vratyas hat dabei laut eigener Aussage versucht, so viel wie eben machbar vom Original beizubehalten und so wenig wie möglich zu verändern. „Natürlich wird man einerseits deutlich erkennen, dass es sich bei diesen Stücken um altes Material handelt, da es sich vom letzten Album in vielen Aspekten unterscheidet, rauere Elemente enthält usw., andererseits aber bekam dieses neue Album auch einen neuen Sound, welcher sich vom Original selbstredend unterscheidet. Ein altes Album in neuem Gewande trifft es wohl am besten.“

Ich frage meinen Interviewpartner nach seinen urinnersten Beweggründen, diese hochepische Art von Musik zu kreieren und was genau ihn antreibt. Er berichtet: „Diese Frage wird oft gestellt, und ich habe keine Antwort darauf. Dies zu tun ist etwas, das getan werden muss, und ich selbst sehe mich nicht als Quelle dessen, was entsteht.“

Die reguläre CD von „Heralding – The Fireblade“ wird acht Lieder enthalten, die limitierten Digipak- und LP-Versionen hingegen ein zusätzliches neuntes Stück, so Vratyas.

„Die Spielzeit liegt grob zwischen 45 und 50 Minuten. Die Liste der Stücke sieht wie folgt aus: `Heathen Foray`, `Of Forests Unknown`, `Havamal`, `Roman Land`, `Heralder`, `Laeknishendr`, `Walkiesjar`, `Grief Of Velandur` und `Gjallar`. Die Stücke `Laeknishendr` vom Debütalbum `En Their Medh Riki Fara` und `Heathen Foray` vom zweiten Album `Magni Blandinn Ok Megintiri` dürften einigen Leuten noch in Erinnerung sein. Ansonsten handelt es sich bei den Liedern allesamt um regulär unveröffentlichtes Material, wobei die alte Version des Liedes `Heralder` einmal in limitierter Form als Bonusstück für die LP-Version des ersten Album verwendet wurde, dem Großteil der Hörer aber unbekannt sein dürfte.“

Alle Lieder auf dem neuen Album sind logischerweise noch vor dem Debütalbum „En Their Medh Riki Fara“ entstanden. Wobei die Geschichte mancher Lieder sehr weit zurückreicht: „`Havamal` etwa entstammt als rein akustische Version dem ersten Falkenbach-Demo überhaupt aus dem Jahr 1989. Einzige Ausnahme ist das Bonusstück `Gjallar`, welches zwischen dem ersten und zweiten Album entstand und seinen Platz auf einem der Demos fand.“

Wie auch schon nach den Aufnahmen zu „Ok Nefna Tysvar Ty“ kann Vratyas nur Positives über das Karlsruher Tidal Wave Studio sagen.

„Es war erneut eine fantastische Erfahrung mit Produzent Patrick Damiani dort aufzunehmen, und am neuen Album wird man erkennen dass sich beide Seiten immer weiter annähern und zusammenwachsen. Ich bin sicher, die Kombination Tidal Wave/Falkenbach wird auch in Zukunft Bestand haben. Boltthorn hat erneut das Schlagzeug eingespielt, Hagalaz und Tyrann haben diverse Gitarren, auch akustische, und Gesangsspuren dazu beigesteuert.“

Mit den Mitmusikern ist der Meister dabei wie immer bestens zurechtgekommen, erzählt er. „Wir kennen uns schon seit Jahren, auch abseits der Musik, und sind sehr gut miteinander befreundet. Ich könnte mir keine besseren Musiker und Menschen vorstellen, weder für Falkenbach, noch für mich persönlich, und ich bin sehr zufrieden damit sie auf diesem Album erneut verewigt zu sehen.“ Das in seinen Augen Besondere an „Heralding – The Fireblade“ ist die Tatsache, dass es die Hauptaspekte der drei bisherigen Veröffentlichungen von Falkenbach miteinander verbindet. Denn: „Es hat einerseits teils die raueren Elemente und das Tempo des ersten Albums, das Hymnische des zweiten, und die epischen Aspekte des dritten Werkes. Ein Lied wie etwa `Havamal` stellt die perfekte Verbindung zwischen den letzten beiden Alben dar, andererseits wird bei Stücken wie `Of Forests Unknown` und `Roman Land` der Bezug zum ersten Album schnell deutlich. Das neue Werk wurde in der Tat nicht nur entsprechend meiner Vorstellungen umgesetzt, sondern sogar darüber hinaus mehr als das. Obwohl sehr nahe am Original liegend, haben alle Stücke extrem durch den Umstand gewonnen, in einem Studio wie dem Tidal Wave aufgenommen, und mit der Hilfe von Musikern wie Boltthorn, Hagalaz und Tyrann eingespielt worden zu sein.“

Einen persönlichen Favoriten unter all den aktuellen Stücken hat der Mann hinter Falkenbach nicht, wie er mir preisgibt. „Nein, ich habe nie einen oder mehrere persönliche Lieblingsstücke auf einem Album. Natürlich höre auch ich mir zu bestimmten Zeiten manche Lieder öfters an als andere, alles in allem hält sich dies aber die Waage. Alle Stücke haben für mich ihren ganz eigenen Wert. Man darf dabei nicht vergessen, wann die Stücke der aktuellen Veröffentlichung erschaffen wurden, und diese Zeit liegt, je nach Lied, weit mehr als zehn Jahre zurück. Die Ziele Falkenbachs waren, sind und bleiben gleich, egal zu welcher Zeit man nach ihnen fragt, einzelne Stücke aber haben keine Ziele. Falkenbach kann nur als Ganzes vollkommen verstanden werden.“

Und an der textlichen Ausrichtung Falkenbachs hat sich auch nichts geändert, wie sich offenbart.

„Sämtliche Inhalte behandeln west- und nordeuropäische Mythologie, Religion, Kulturen und Traditionen.“ Privat hört sich der gute Vratyas nach wie vor eher unbekannte Bands wie Furthest Shore, Bak De Syv Fjell, Xibalba usw. an. „Aber auch Vindsval, Rivendell usw. Allgemein hält sich mein Interesse an bekannteren Bands eher in Grenzen, und neben dem Genre Metal, kommt im Grunde nur noch klassische Musik für mich in Frage.“

Nachzuhaken gilt es für mich insbesondere auch, was eigentlich aus den geplanten Live-Gigs geworden ist. „Es haben mittlerweile zwei Proben stattgefunden, und noch immer haben die Pläne Bestand, mit Falkenbach auf die Bühne zu gehen. Wann, in welcher Form, und ob überhaupt dies möglich sein wird, kann ich zum aktuellen Zeitpunkt nicht beantworten.“

Für das neue Front-Cover zu „Heralding – The Fireblade“ wird diesmal erstmalig eine Photographie herangezogen werden. „Denn wie du schon richtig festgestellt hast, Markus, war es diesmal sehr schwierig, ein Cover zu finden, welches wirklich zum Album passen würde. Bei Photos hat man die Motivgestaltung selbst in der Hand, was die Sache einfacher macht.“

Pläne für die nähere Zukunft hat Vratyas keine, die irgendwie mit Musik zu tun hätten, wie er mir abschließend noch bekundet.

© Markus Eck, 18.09.2005

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