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Interview: IMMORTAL
Titel: Der feierliche Triumph des Hasses

Die grimmigen Norweger Immortal gehören zusammen mit Burzum, Marduk und Darkthrone zu den primären Galionsfiguren des Black Metal, der in Folge seiner okkulten Thematiken noch abertausende von Bands infizieren sollte.

Was Mayhem mit aller Konsequenz begannen, stilisierten o.g. Sturmtruppen mit ihren Klassikern zu breitentauglicher Akzeptanz fort. Ihrem brutal-blasphemischen Soundtornado, den das Trio Infernale stolz als „Holocaust Metal“ tituliert, entströmt der aufrechte Geist purer Verachtung. Immortal debütierten bereits 1992 und sind sich seither recht treu geblieben. Eine Ausnahmeerscheinung und ein Fakt, der diesen Furcht einflößenden Knechten des Todes unbändige Sympathien einbringt.

Zeichnete sich auf dem 1999er Geniestreich „At The Heart Of Winter“ erstmals eine Abkehr von reinrassiger Raserei zu kompakteren und komplexeren Kompositionen ab, die aus diesem Werk einen detonierenden Sprengsatz an Spielfreude machten, ist auch der jetzt erscheinende Follow Up-Killer „Damned In Black“ ein Feuerwerk an knackigen und zündenden Songs, die erneut alle Bestandteile beinhalten, welche ein durchweg überzeugendes Album dieser Branche ausmachen.

Die beängstigende Musik von Immortal gleicht einem geradezu feierlichen Triumph des Hasses; ein Umstand, der einen Meinungsaustausch mit Bandgründer Abbath Doom Occulta dringlichst auf den Plan rief.

Der exzentrische Frontmann mit dem geheimnisvollen Pseudonym, der im Gespräch durch seine beinahe abartige - und von mir nicht immer geliebte - nordische Coolness bestach, steht mit Leib und vor allem Seele hinter Immortal.

„Im August dieses Jahres ist unser zehnjähriges Bandjubiläum. Und trotz vieler schwerer Rückschläge und Steine, die uns in den Weg gelegt wurden, fühlen uns stärker als je zuvor. Wir sind stolz darauf , als eine der ersten Bands dieser Ausrichtung mit den heute leider so dermaßen beliebten Stilmitteln gearbeitet zu haben. Das Feeling, welches wir damals bei Beginn hatten, kann sich heutzutage kaum noch jemand so richtig vorstellen.“

Der Kerl fährt dazu mit harschem Tonfall fort: „Es war ein regelrechter Kampf, den wir führen mußten, um den nach unserer Auffassung einzig in Frage kommenden Metal zu spielen. Ich mußte vieles durchstehen, aus dem ich aber jedes Mal erneut stärker als vorher wieder an die Oberfläche kam. Nun kann ich auf eine Zeit voller Höhen und Tiefen zurückblicken, die aus mir das gemacht hat, was ich heute bin.“

Individualist Abbath, der die Gitarren malträtiert, den Gesang besorgt und mittels der Keyboards für die eisig-frostige Atmosphäre bei Immortal sorgt, ist mit Recht von der freigesetzten Kraft und der Klasse des neuen Black Metal-Blizzards überzeugt.

„Horgh (dr.) und Escaria (bs.) haben spitzenmäßige Arbeit geleistet. Besonders Horgh´s Drumming scheint am Zenit zu stehen. Sie sind die idealen Mitstreiter und wir harmonieren gar prächtig; bilden sozusagen eine fest verschweißte Einheit.“

Mein persönlicher Favorit ist der zweite Song des Albums, „Wrath From Above“:

Ein fanatischer und fesselnder Uptempo-Knaller, der alle Vorzüge Immortals gebündelt repräsentiert.

Abbath zeigt sich nicht überrascht:

„Kann ich gut verstehen, das Stück ist einer unserer besten Songs. Es besitzt eine prägnante Hookline und enthält einen phantastischen Rhythmusteppich, der dir nicht mehr aus dem Kopf gehen will. Es steht stellvertretend für die ganze Platte.“

Zehn lange Jahre unbeugsam an den selben Idealen festhalten, zehn harte Jahre allen Widerständen, Verleumdungen und Angriffen trotzen, das halten die wenigsten mit steifem Rückgrat aus, die sich in dieser extremen und einzigartigen Stilistik abseits aller Normen bewegen.

Über einen solchen Zeitraum hinweg die selben Fahnen in den Wind zu hissen, verlangt enormes Durchhaltevermögen:

„Es hat mich schon immer maßlos erregt, den abgründigen Spirit und die einmalige Atmosphäre, die es in dieser Form wirklich nur beim Black Metal gibt, zu erzeugen und auch auszukosten. Gerade die abartige Abscheu und die gehässige Aggression im Gesang und auch pfeilschnelles Riffing der Gitarren haben mich seit jeher fasziniert.“

Und wie hält es Abbath mit der sonst so gepriesenen antichristlichen Gesinnung? Ist er am Ende gar ein überzeugter Satanist?

„Nein, ich bin kein Satanist, ich bin nur satanisch! Rock´n´Roll war und ist die Musik des Teufels, genauso wie unsere Songs. In erster Linie wollen wir die Christen provozieren. Das befriedigt uns.“

Woher nimmt Songwriter Abbath eigentlich die nötige Muse zum komponieren der ohrenbetäubenden metallischen Kugelblitze, die auf Immortals Scheiben mit unbändiger Vehemenz durch die Gruft zischen? Wir erfahren:

„Das kommt ganz auf meine Stimmung an. Am besten erreiche ich allerdings die nötige Gemütslage, wenn ich auf einem der mächtigen Berge in meiner Heimat sitze und absolute Ruhe und auch innere Einkehr verspüre. Dann schließe ich meine Augen, entspanne und lasse meinem Geist freien Lauf. Ich brauche sowieso den absoluten Kontrast zwischen Lärm und Stille. Wenn ich Zuhause in meinen vier Wänden bin, herrscht die totale Ruhe vor, die ich zum Relaxen benötige. Speziell nach unseren doch sehr Kräfte zehrenden Shows brauche ich zur Regeneration völlige Abgeschiedenheit.“ Eine ungewöhnliche Aussage.

Entsprechend dieses Statements fallen auch die Lyrics von Immortals lupenreinen Überschallgeschossen aus, die mit hörbar todsicherer Intuition kreiert wurden.

„Die Inhalte unserer Songs stellen allesamt unheilige Visionen von der dunklen Seite der Vorstellungskraft dar. Du kannst diese Dinge immer sehen. Du mußt nur die Türen öffnen, hinter denen sie sich befinden. Man kann vieles auch im übertragenen Sinne sehen, wir wissen jedoch ganz genau, was wir damit ausdrücken wollen.“

© Markus Eck, 11.04.2000

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