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Interview: WULFGAR
Titel: Strikte Ablehnung

Ein stark misanthropischer Eremit verkündet von zurückgezogener Warte aus seine erzürnten Ansichten über die Moderne.

Und seine finsteren musikalischen Botschaften auf der neuen Demo-CDR „Seelenblut“ vollzieht der ostdeutsche Tino Thiele mittels Black Metal-Klängen, die von inbrünstigen Schimpf-Tiraden erfüllt sind.

Dabei geht der pechschwarz gesinnte Brandenburger Entertainer ebenso atmosphärisch und eigenwillig wie auch mit betonter Untergrund-Attitüde vor. Von Lebewesen mit der Artbezeichnung „Menschen“ hält er laut eigener Aussage rein gar nichts. Der Typ ekelt sich sogar enorm vor besagter Spezies.

Mir wurde also verdammtes Glück zuteil, dass mich dieser einzelgängerische Weltflüchtling seiner Geisteswelt ein wenig teilhaftig werden ließ.

„Wulfgar ist mein alleiniges Soloprojekt. Ich habe die Gitarren und den Bass beziehungsweise das Keyboard selbst eingespielt. Und natürlich ist es auch meine Stimme, die dabei zu hören ist. Nur das Schlagzeug musste ich in den PC einprogrammieren“, gibt Urheber Tino Thiele der Leserschaft preis. 



Er fährt fort: „Als sich damals unsere Black Metal-Band Metamorph – wir waren vier Leute, ich an der Gitarre – auflöste, spürte ich eindeutig: Diese Art von Musik lässt einen nicht mehr los, wenn man sich ihr erst mal so richtig hingegeben hat. Und diese Sehnsucht, wieder Metal zu spielen, war einfach zu stark. Ich musste wieder Musik machen. Also schuf ich das Projekt Wulfgar. Ich mache mein ganzes Leben lang schon Musik. Wie ich zum Metal kam, weiß ich nicht mehr. Das ist lange her.“

Bereits schon als junger Knabe hatte es Thiele gründlich satt, wie er im Weiteren offenbart:

„Nur immer diese bunten, scheiß-lustigen und dummen Menschen zu sehen, die ihr ödes Leben nach den Regeln spielen. Das ekelte mich von Anfang an an. Ich war schon immer schwarz gesinnt. Ich hasse diese Menschen nicht, nein – ich bedauere sie: Armselige Geschöpfe, dümmer als Vieh.“ Krasse Worte eines krassen Charakters.

Der bärtige Bösewicht, der seine Schöpfung als „traurigen und stark puristischen Black Metal mit melodischer Keyboard-Untermalung“ tituliert, möchte kein bestimmtes Publikum mit seiner dunklen Kreation ansprechen, wie zu erfahren ist.

„Das ist mir vollkommen egal. Aber ich hoffe, es gibt da draußen irgendwo `Leute`, die so sind wie ich.“

Er suchte anfangs laut eigener Aussage, verzweifelt gar, nach einem Namen für sein Projekt. Thiele:

„Da kam ich irgendwie auf die alte angelsächsische Kultur und `Wulfgar` fiel mir ins Auge. Dieser Name hat es mir angetan. Wulfgar: Wolf Spear.“

Der Mann lebt wie erwähnt sehr zurückgezogen, in seiner bescheidenen Hütte.

„Ich versuche den Kontakt zu den Menschen so gut es geht zu vermeiden. Ich sagte ja schon, was ich von den Menschen halte. Nun, ich habe alles hier in meinem `Mini-Tonstudio` aufgenommen usw. Was die Dauer der Aufnahmen angeht: Das weiß ich nicht mehr genau. Es dauerte circa drei Monate, bis alles fertig war. Klar hat mir die Arbeit daran gefallen. Es war zwar sehr anstrengend, wenn man wie ich eben alles allein machen muss. Aber es hatte mir doch so sehr gefehlt.“

Etwaige Einflüsse und Inspirationen zu verkünden, Tino?

„Keine! Ich bin meine eigene Inspiration. Aber ich muss gestehen: Absu, die hatten es verdammt gut drauf. Und ebenso Impaled Nazarene. Ich sage da mal nur: `Suomi Finland Perkele`.“

© Markus Eck, 25.04.2006

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