Interview: | VISIONS OF ATLANTIS |
Titel: | Beherzt |
Kaum hatten sie den bisherigen Höhepunkt ihrer verheißungsvollen Karriere mit ihrem 2007er Album „Trinity“ erklommen, da überschatten auch schon dunkle Wolken die Geschicke der österreichischen Hoffnungsträger in Sachen Symphonic Metal. Massive Besetzungswechsel beziehungsweise das mühselige Suchen nach einem adäquaten Ersatz für die damalige Sopranistin Melissa Ferlaak mussten von den Verbleibenden tapfer bewältigt werden.
Dass Gitarrist Wolfgang Koch dem Fräulein Ferlaak damals im frenetischen Gefühlsrausch für die gemeinsame Eheschließung gleich in die USA nachfolgte, erschwerte die Gesamtsituation für Visions Of Atlantis bekanntlich noch umso mehr. Ob für das auf solch’ ungewöhnliche Umstände vereinigte Liebesduo der Himmel auch gegenwärtig noch voller Geigen hängt, entzieht sich der Kenntnis des Autors. Fest steht aber glücklicherweise, dass es bei Visions Of Atlantis derzeit vor Frohmut und Aufbruchstimmung nur so Funken versprüht.
In solcherlei hellem Licht und Glanze kann das nach und nach neu auf stabile Beine gestellte Line-Up mitsamt beizeiten aus Griechenland rekrutierter Sängerin Maxi Nil eigentlich nur voll nach vorne durchstarten. Knapp vier lange Jahre nach „Trinity“ erklingen nun die Kompositionen des neuen Albums „Delta“ in die Ohren der ausgehungerten Fans des hochmelodisch agierenden Steiermark-Ensembles.
Rasch befasste sich der Dialog direkt mit den neuen Kompositionen von „Delta“. Sängerin Maxi bezieht Stellung, sprunghaft und voller Enthusiasmus entfährt ihr ein wahrer Redeschwall:
„Ich persönlich stieß ja erst zu Visions Of Atlantis, als die Stücke zum neuen Album bereits geschrieben waren beziehungsweise das kompositorische Grundgerüst dafür schon stand. Und ich bin ja seit zehn Jahren selbst musikalisch sehr aktiv. Ich schreibe meine eigenen Songs samt den Lyriken am Computer und komponiere auch mit der Akustikgitarre. So mutete es zugegebenermaßen schon recht seltsam für mich an, komplett neuen Liedern auf eine gewisse Weise regelrecht ‚ausgesetzt’ zu sein. Hinzu kam der große Druck, der auf mir scheinbar lastete. Denn die vorherigen Vokalistinnen der Gruppe, Nicole Bogner und eben Melissa, sind ja schließlich gut ausgebildete Sopranistinnen mit einiger fachlicher Befähigung, was auf mich nicht zutrifft. Doch erfreulicher und idealer Weise mochte ich die Nummern schlagartig, die für ‚Delta’ von der Band geschrieben worden sind.“
Nachfolgend erinnert sich die gleichfalls temperamentvolle wie auskunftsfreudige Vokalistin zurück, wie die österreichische und die deutsche Mentalität auf sie anfangs wirkten. „Meine Landsleute sind in der Regel offenherziger und irgendwie auch leichter zugänglich. Auch die Art der Gastfreundschaft weist einige kleine Unterschiede auf. Doch ich bin ein neugieriger Mensch und konnte und kann hier bei euch immer wieder viel dazulernen, wofür ich sehr dankbar bin.“
Maxi selbst beschreibt mir ihre eigene Kehlenkunst im Anschluss daran schlicht als Rockstimme. Mehr: „Ich kann zwar operettenhafte Lieder auf solcherlei opulente stimmliche Art singen, doch ich habe es wie gesagt nicht studiert. Daher konzentriere ich mich beim Singen darauf, so natürlich wie nur möglich zu klingen, was mir nicht zuletzt auch mein Gesangslehrer immer wieder nahe legt. So habe ich mich in Visions Of Atlantis darauf bestmöglich spezialisiert, so natürlich als mir möglich zu singen und dabei auch eine gewisse feminine Aggressivität nicht zu kurz kommen zu lassen. Ich bin mir meiner Kompetenzen also vollauf bewusst, dennoch vermeide ich es eben nach Möglichkeit nicht zu viel Operettenhaftes zu vokalisieren. Ich bin nun über 29 Jahre ‚alt’ und übe das Singen, teilweise sogar hochintensiv, seit mehr als zwölf Jahren, da findet sich auch das eigene Talent auf natürlichem Wege heraus.“
Der dann folgende Gesprächsinhalt geriet uns zur wahrlich hochemotionalen Angelegenheit. Denn er drehte sich nun aus Anlass des Kontextes darum, was ihre passioniert zelebrierte Gesangskunst für die kleine Griechin mit der großen Stimme überhaupt bedeutet. Die abermalig außergewöhnlich aufrichtige Antwort überrascht daher wohl nicht:
„Singen ist das Größte, Singen ist einfach alles für mich auf dieser Welt. Ich singe, wenn ich aufwache und ich singe, wenn ich ins Bett gehe. Also ständig. Mein Leben ist durch und durch erfüllt davon. Ich bin mittlerweile so sehr und so inniglich verbunden damit, dass ich ehrlich gesagt so einige Male während des Einsingens der neuen Lieder von ‚Delta’ fast geweint hätte. Und das lag vor allem auch an den herrlichen Fantasy-Texten, die mir tief unter die Haut gingen und auch immer wieder gehen. Doch bin ich beileibe keine ‚Heulsuse’, denn ich lache auch den ganzen Tag außerordentlich viel. Umso einschneidender war für mein Empfinden und meine Erinnerungen daher die geschilderte Erfahrung, die mich so sehr berührte. Doch auch insgesamt steckt sehr viel Kraft und Leidenschaft in den Songs von ‚Delta’. Eine wirklich wunderbare Mischung, wie ich finde, welche Großes zu entfalten imstande ist. Ich bin schon sehr gespannt, wie die Stücke auf der Bühne funktionieren und wie der überwiegende Großteil der bereits bestehenden und neuen Visions Of Atlantis-Fans mich und meine Stimme aufnehmen wird.“
© Markus Eck, 27.01.2011
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