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Interview: VEDAN KOLOD
Titel: Natürliche Prophetien

Als sich diese stark naturverbundenen Heidenseelen einst im fernen Sibirien auf ideeller Ebene willig vereinigten, hatten die kreativen Sinne der spirituellen Visionäre primär eines im anspruchsvollen Sinn: Die antiken Zeiten ihrer Heimat vor der damaligen Christianisierung stilecht und möglichst authentisch zu vertonen.

Als enorm tragfähiges Vehikel für ihre außergewöhnlich tief gehenden Ambitionen dient der vierköpfigen Truppe aus Krasnoyarsk ihr stabiler „Slavonic Ethno“-Klangrahmen.

So gibt es hier angenehm entrückende Folkloreklänge der verträumten und besänftigenden Weltmusik-Art zu genießen. Vedan Kolod bedeutet übersetzt soviel wie „Prophetischer Baum“. Und daraus entstehenden schamanisch-musikalischen Assoziationen trägt das inbrünstige russische Ahnenbeschwörer-Quartett mittels historienromantischer Notenhingabe auf bislang vier feinen Alben auch vollauf Rechnung.

Was Wardruna also für Skandinavien darstellen, das verkörpern Vedan Kolot für russische Gefilde. Umfassend geleitet wird der spirituell stark beseelte Vierer von Vokalistin Daryana Antipova, einer echten Vollblut-Heidin und verschworenen Naturfrau.

„Der Begriff Vedan Kolod entstammt unserer uralten russischen Muttersprache. Eine Legende dazu besagt, dass es einen mystischen Baum gab, aus dessen besonderem Holz die Leute spezielle Instrumente bauten. Und diese Instrumente wie beispielsweise Flöten konnten Überlieferungen zu Ereignissen aus längst vergangenen Zeiten übermitteln, konnten ihre althistorischen Weisheiten mit den sie bespielenden Musikanten teilen“, weiß Daryana zu erläutern.

Ihre ganz persönlichen Beweggründe zu solcherlei erlesenem Musikantentum legt mir die Frau der Überzeugungen ebenso rasch wie gerne dar.

„Ich denke, wir machen die Musik mit Vedan Kolod hauptsächlich, weil wir sie sehr stark und tief in uns fühlen. Und meiner Ansicht nach herrscht hier bei uns in Russland ein bedrückend großer Mangel an entsprechender Folkloremusik vor, von gut umgesetzten mittelalterlichen Klängen ganz zu schweigen. Gerade mittelalterliche Musik ist die bislang am meisten unentdeckte in unserer Ecke der Erde. Für einige Jahrhunderte behielt die Orthodoxe Russische Kirche die spirituelle und kulturelle Oberhand und hat dabei leider alles gnadenlos und rücksichtslos zerstört, was sich mit dem heidnischen Zeitalter einließ beziehungsweise befasste. Daneben ist für uns als Gruppe von Bedeutung, dass die Leute in allen Zeiten dem musikalischen Erbe ihrer Heimat große Bedeutung und großen Wert beimaßen.

So vokalisiert Daryana ebenso beherzt wie inniglich, wie sie anfügt, während ihre Mitspieler bei Vedan Kolod laut eigenem Bekunden mit riesiger Liebe zur Authentizität ihre Instrumente bearbeiten.

„Und wir improvisieren auch über alle Maßen gerne. Selbst wenn wir in absehbarer Zeit keinerlei Auftrittsmöglichkeiten mehr hätten, wir würden trotzdem mit gigantischer Freude und Muse singen und spielen, denn mit der Zeit nahm uns unsere eigene Musik mehr und mehr ein.“

© Markus Eck, 31.05.2011

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