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Interview: VARG
Titel: Wölfische Asentreue

Zum Wechsel der zwangsweise christianisierten Jahreszahlen 2004 auf 2005 gegründet, schlugen sich diese heidnisch gesinnten Kämpfermetaller die erste Zeit verbissen durch.

Anfang 2007 zeichnete sich dann endlich erstmalig eine arbeitsfähige Besetzung im muffigen Probekeller der Horde ab, nachfolgend wurde emsig am Komponieren eigenen Liedguts gewerkt.

Seit eh und je sehr spielfreudig, absolvierten die Musiker von Varg im Weiteren nicht wenige Bühnenauftritte, welche tatkräftig mit etablierten Gruppen bestritten wurden.

So spielten Varg beispielsweise Gigs mit Ensiferum, Turisas, Korpiklaani, Skyforger, Kampfar, Koldbrann, Moonsorrow, Riger, Menhir, XIV Dark Centuries, Black Messiah, Nomans Land und Thrudvangar.

Ende März 2007 erschien schließlich das gehalt- und melodievolle Debütalbum „Wolfszeit“ beim neu gegründeten Tonträgerverlag Heiden Klangwerke. Das Album wurde völlig zu Recht ein voller Erfolg, denn Varg beherrschen neben disziplinierten Spielleistungen auch die hohe Kunst des versierten Liederschreibens.

So muss ich schon einige Mühe aufwenden, um Gitarrist Philipp Seiler alias Freki von seinen Strom- und Akustik-Instrumenten wegzuzerren, denn der Kerl liebt seine sechssaitigen Holzbräute wirklich über alles.

„Wir fühlen uns momentan sehr zufrieden. Die Erlebnisse der letzten Monate haben uns mehr zusammen geschweißt als wir es uns vorgestellt haben, vor allem natürlich die Tournee im Februar. Im Weiteren macht uns die Resonanz auf unser Album „Wolfszeit“ unglaublich stolz, es steckt eine Menge Herzblut dahinter und dass scheinen die Fans wirklich zu spüren. Es ist ein unglaubliches Gefühl zu erleben, wie die eigenen Texte von ihnen mit gleicher Gefühlsgewalt herausgebrüllt werden, wie sie bei uns im Schreiben der Lieder gewütet hat. Natürlich trinken wir auf diese Ereignisse gerne und oft zusammen, allerdings arbeiten wir schon jetzt an neuem Material und bereiten uns auf die anstehenden Freiluftauftritte vor“, weiß mir Freki eingangs zu berichten.

Nachdem der Gitarrist bis Ende 2004 in ein paar belanglosen lokalen Schwermetallgruppen spielte, wollte er eine neue Band gründen. „Eine Band die mir etwas bedeutet, mit der ich mich voll und ganz identifizieren kann und die eine Aussage überbringt. Es geht mir in der Musik von Varg nicht nur darum ein paar Leute in Rage vor der Bühne zu sehen, dafür ist unsere Musikrichtung nicht gemacht! Mittlerweile unterscheide ich nur noch in zwei Kategorien: Bands die eine Aussage vermitteln und Bands die einfach nur Metal spielen – Letzterer wollte ich nicht mehr angehören.“

Ab dem Frühjahr 2005 fanden sich einige Individuen, welche versuchten, sich in Varg einzufügen.

„Der einzige der von ihnen bis heute blieb war der Mensch, der auch mich in meinem Wesen und meiner Einstellung sehr geprägt hat, unser Schlagzeuger Fenrier. Über die ersten Auftritte von Varg steht man heute eher drüber, lächelnd zurückblickend. Auch wenn wir eine gute Resonanz von den Menschen bekamen war das Ziel der Band, wie schon beschrieben, ein anderes. Mitglieder kamen und gingen, die wahren Freundschaften bestehen noch heute – ein Wert der in der heutigen Zeit oft vernachlässigt wird! Der entscheidende Wendepunkt kam erst im Mai 2006, Geri und Skoll wurden Teil von Varg und der Freundschaftsbund, der zwischen uns bestand, machte die Entwicklung, die wir am Veröffentlichungsauftritt von „Wolfszeit“ am Ragnarök 4 Festival endgültig unter Beweis stellten, erst richtig möglich.“

Es gab vor dem aktuellen Album „Wolfszeit“ nur die „Donareiche Demo“ welche sich laut Aussage von Freki auch auf dem neuem Album mit besserer Produktion und Gastsänger, sowie textlich etwas abgeändert wieder finden lässt.

„Wenn man sich hingegen die Auftritte zum Vergleich heranzieht wird man eindeutig feststellen, dass wir erwachsen geworden sind – vom Eröffnungsauftritt am Ragnarök Festival 2006 zu der Schlacht Samstagnacht am Ragnarök 2007 werden sich kaum Parallelen finden lassen. Was geblieben ist sind Fenrier und ich, die Fackeln, das Blut und unser Wille, den wir mit der heutigen Wolfshorde endlich ausleben können. Durch die vielen Besetzungswechsel versuchten wir eben stets ein ‚aufeinander einspielen’ durch diverse Coverversionen zu erlangen, was erst mit der letztlich einzig wahren Varg-Besetzung, die bis heute besteht erlangt wurde. Das musikalische Ziel von Varg ist es, mit den Texten und der Musik zu vermitteln was in uns vorgeht, wofür wir stehen und was unser Leben beeinflusst.“

Was Einflüsse und Inspirationen für das neue Debütalbum von Varg anbelangt, so spielten laut Freki verschiedene Einflüsse zusammen.

„Für mich selbst war Riger einer der wichtigsten. Aufgrund unserer `Donareiche-Demo` meldete sich Ingo Tauer (Sänger von Riger und der fünfte Wolf im Bunde von Varg) per Email, lobte unsere Arbeit und gab somit den für mich entscheidenden Ansporn um so weiterzumachen wie wir es auf „Wolfszeit“ festgehalten haben. Gruppen wie beispielsweise Helrunar, Windir, alte Ensiferum, Dissection, und viele andere Black- und Viking Metal-Bands beeinflussten unseren bisherigen musikalischen Werdegang. Eine weitere herausragende Gruppe davon stellt Bathory dar, wir zollen Quorthon bei fast jedem Auftritt unseren Tribut mit unserer Zugabe „Gods Of Thunder, Of Wind And Of Rain“, welches viele Bathory-Fans noch heute mitsingen können – wieder einmal zeigt sich, was uns schon die Edda lehrt: „Besitz stirbt, Sippen sterben, du selbst stirbst wie sie, eins weiß ich, das ewig lebt: Der Toten Tatenruhm!“ (Hávamál, 76)“

Es fällt meinem Gesprächspartner nachfolgend schwer, in Worte zu fassen was genau ihn an das Heidentum bindet.

„Ich spüre eine unglaubliche Verbundenheit zur germanischen Kultur, zu den germanischen Göttern und vor allem zu der Wertevorstellung die sie vermitteln. Angefangen mit der Mythologie, den Geschichten der Edda und der Begeisterung für Wikingersagen stellt sich heute, neben dieser Verbundenheit, die Kraft der Runen wie auch der von unseren Ahnen geerbte heidnische Geist, das Folgen der inneren Stimme, für mich als starke Quelle dar aus der ich neue Kraft schöpfe.“

Daraufhin frage ich nach, was die heutigen Menschen von den alten Lehren lernen können. Und Freki antwortet:

„Ich denke, wer sich mit diesen Themen auseinandersetzt wird die Kräfte und Bedeutung des Heidentums und der alten Werte erkennen und versuchen sie nach eigener Vorstellung umzusetzen. Wer sich an diese Werte und Vorstellungen bindet, der wird auch in der Edda und falls er es spürt in den Runen Rat und Kraft finden.“

Ich gehe mit meinem weiteren Fragenkatalog zu den lyrischen Inhalten auf dem aktuellen Album über. Wir erfahren:

„Die Texte von Varg sind für mich ein sehr wichtiger Bestandteil der Musik. Im Gegensatz zu vielen Bands der aktuellen Pagan Metal-Welle, die mit einer belanglosen Aneinanderreihung von szenetypischen Schlagworten versuchen die Hörerschaft zufrieden zu stellen, geht es mir darum, meine Gedanken und Gefühle zu vermitteln und einen Denkanstoß zu geben.“

Im Anschluss expliziert der auskunftsfreudige Gitarrist gerne den Inhalt der einzelnen Lieder des Albums.

„`Windzeit`: „Schwertalter, Beilalter wo Schilde bersten / Windzeit, Wolfszeit bis die Welt vergeht“ heißt es in der Völuspá, dem ersten der Götterlieder aus der Edda. Diese kraftvollen Zeilen beschreiben dem Anfang vom Ende der bisherigen Welt, der letzten Schlacht Ragnarök. Windzeit assoziiert für mich also auch eine Zeit der Veränderung, auf dem Album kündigt sie den „Sturm“ an der in den folgenden 44 Minuten über den Hörer hereinbricht.

`Wolfszeit`: „Erhöret uns ihr Treuen / Wanderer auf Ymir’s Leib / Ihr Söhne Heimdalls dürft euch freuen / Es bricht nun an der Wölfe Zeit […] “ beginnt der Titelsong des Albums. Die Wiedererwachung des Heidentums unter den Menschen wird hier besungen, die alten Werte erlangen neue Kraft und aus den Menschen die dieses Gefühl teilen entsteht eine neue Bruderschaft. Die Falschheit, die untereinander vorherrschte (Bruder gegen Bruder, Schwester gegen Schwester) findet ihr Ende, es wird dazu aufgerufen die eigenen Wurzeln wieder zu erkennen, sich die alten Zeichen und Werte nicht rauben zu lassen und gemeinsam für eine bessere Welt einzutreten!

`Asatru`: Öffne deine Augen, lausche den Stimmen der Ahnen und erkenne deine Natur! – So könnte man den Aufruf beschreiben den wir mit `Asatru` besingen.

`Skål`: Hier wird der Rituelle Sumbel-Umtrunk, ein altes heidnisches Trinkfest beschrieben – bestens geeignet um mit guten Freunden ordentlich einen zu heben!

`Donareiche`… beschreibt die Fällung der von einem heidnischen Stamm Thor (= Donar) geweihten Eiche im Laufe der Kreuzzüge Bonifatius’ im siebten Jahrhundert. Dieser meinte bewiesen zu haben, dass nur seine Religion die richtige ist, da Thor ihn nach der Fällung nicht mit einem Blitzschlag bestrafte und folglich nicht existieren würde. Der heidnische Stamm sollte sich daraufhin taufen lassen und zum Christentum übertreten. Einige verwirrte und verängstigte Menschen folgten dem Aufruf – die Männer, Frauen und Kinder, die sich weigerten und ihrem Glauben treu blieben wurden vor den Augen der Anderen grausam ermordet. Der Text der Demonstrationsversion wurde von Ingo Tauer von Riger für sein Gastspiel auf dem Album noch einmal umgeschrieben, für mich haben beide Versionen ihren Reiz. Das Ende möchte ich gerne zitieren:

„Wir gelobten einst unsre Götter zu ehren, jeglichen Feind unsrer Natur abzuwehren Und diese Treue lebt weiter in unseren Herzen, nichts ward vergessen weder Hohn noch Schmerzen - Unsere Stimmen soll´n klingen gegen die Bibeldichtung Für den Schritt in die Hallen, für der Falschheit Vernichtung Eine Warnung vor Kreuz um ihre Reihen zu lichten Für die Götter in Rache die Lügner zu richten“

`Schlachtgebet`: Unsere Antwort auf das `Vater Unser`, es drückt die Verbundenheit zu den Göttern und Wichtigkeit der Ehre und Familie im Heidentum aus.

`Heldentod`: „Wo Blutsbrüder gemeinsam streiten / Der Stahl uns aus dem Leben reißt / Wo Schwerter krachen und Schilde bersten / Sind Valhalla´s Tore nicht mehr weit“

Wieder verweise ich auf Hávamál, denn ‚ewig lebt der Toten Tatenruhm’! Das Lied beschreibt die Mentalität und den Glauben mit denen die heidnischen Krieger in den Kampf zogen: Der Tod durch Altersschwäche, der so genannte Strohtod, war gefürchtet, denn ehrvoll sterben konnte man nur durch die Klinge – stets im Vertrauen darauf, nachdem man für seine Ideale gestorben war, von Valkyren wach geküsst und nach Walhall gebracht zu werden. Hierbei passt ein Zitat aus dem Kinofilm „Der 13te Krieger“ sehr gut: „Sie rufen bereits nach mir und bitten mich meinen Platz zwischen ihnen einzunehmen, hinter den Toren von Valhalla. Wo die tapferen Männer für alle Ewigkeit leben!“

`Blutdienst`… beschreibt die Geschichte eines Mannes der sich aufmacht um sich an dem Mörder seiner Familie zu rächen und zeigt auf, welche Kraft man aus dem eigenen Hass schöpfen kann.

`Das Alte Feuer`: „Auf Knien kriechen blinde Schafe / Dienen still der glänzend Saat / Bangend vor der Höllenstrafe / Vor der ihr Erlöser sie bewahrt / Vergessen scheint das alte Feuer / Doch brennt es noch in unsrem Blut / In unseren Venen lodern Flammen / In unseren Herzen tobt die Wut“

Mit dem alten Feuer ist die Leidenschaft für das alte germanische Heidentum gemeint, die durch eine von der Kirche ausgehende Verdummung der gesamten Bevölkerung scheinbar vollkommen vergessen war. Es gilt diese Leidenschaft, die noch immer unser Erbe ist und in uns weiterlebt wieder zu entdecken und zu entfachen – hat das alte Feuer den Schatten über den Lügen einmal erhellt, gilt es den Kampf gegen die Falschheit aufzunehmen, den Menschen die Augen zu öffnen und die christliche Herrschaft zu stürzen!

Der Text dazu: „So soll´n sie bluten ewiglich / Noch lauter soll´n sie schrein´ / Wenn unsre lodernd Flammen / Ihr Gotteshaus entweihn´ - Varg – Fünf Wölfe unserer Zeit / Die Horde sieht auf diese Welt / Das alte Feuer ist was bleibt / Was des Kreuzes Schatten hellt Das Feuer brennt die Erde rein / Und übrig wird nur Asche sein / Im Rauch vergeht der Lüge Schein / Und die Falschen sollen brennen“

`Weltenbrand`: Wie die Windzeit das Ende der bisherigen Welt einleitet so brennt der Weltenbrand alles Vorhergegangene nieder, all das Leid, die Falschheit und das Schlechte wird verbrennen und aus der Asche entsteht eine neue, eine bessere Welt. Diesen ewigen Kreis, verkörpert das Sonnenrad, welches wir uns genauso wenig wie die Runen aufgrund der jüngeren Vergangenheit verbieten lassen dürfen – ein Gleichgewicht zwischen Ordnung und Chaos wird gehalten. So entstand auch unser Tour-Hemd, welches dieser Thematik nachempfunden ist; vorne die grüne Waldidylle mit einem alten Pfad, hinten hingegen der Weltenbrand der diesen Wald niederbrennt, eins folgt stets dem anderen so ist der Lauf der Zeit vorhergesagt.“

Nachfolgend erkundige ich mich bei dem Gitarrenenthusiasten, was genau ihn antreibt, um genau diese Art von Musik zu kreieren. Die Antwort kommt ebenso prompt wie beseelt: „Der Antriebsmotor für Varg ist unser Wille, wir machen unsere Musik in erster Linie weil unser Herz dahinter steht. Ohne dieses einfließende Herzblut würde Varg nicht existieren! Wir sind wölfisch und asentreu! Wir bleiben uns selbst treu und folgen eisern unserer inneren Stimme, egal was die Nornen für unsere Zukunft auserkoren haben! Eine Tour im Winter 2007/2008 wäre eine große Freude für uns. Das neue Album soll dann 2008 erscheinen, wir wollen uns aber genug Zeit lassen und noch keinen Termin festlegen. Unsere Anhänger hoffen wir mit unserer Musik im Innersten zu erreichen, denn halbherzige Fans streben wir nicht an – wenn in der ersten Reihe einige treue Wölfe vor der Bühne stehen, die unsere Texte voller Innbrunst mitbrüllen, dann ist das für mich ein größerer Lohn als eine Steigerung der CD-Verkäufe!“

Aus gutem Grund heißt die Live-Sektion auf der Varg-Weltnetzseite daher „Schlachten“. Freki erzählt abschließend noch:

„Für mich ist Varg auf der Bühne die größte Freude an unserer Musik. Es gibt kein Gefühl, welches über die Emotionen während eines Konzerts geht! Die Gewalt, die wir mit der Umsetzung unserer Lieder zusammen mit dem Fackelfeuer, der Kriegsbemalung, dem Blut und unserer Gestik freisetzen wollen bildet ein Gesamtbild das mir jedes Mal eine Gänsehaut bereitet – wenn dann noch die treuen Anhänger mit uns gemeinsam von Schlachten, Werten und Freundschaft singen und feiern, genau dann weiß ein jeder von uns wofür wir die Sache immer wieder durchziehen! Es stehen für dieses Jahr 2007 noch ein paar Festivals an bei denen wir mit ordentlichen Spielpositionen die Bühnen zum Beben bringen werden! Neben dem Nocturnal Empire-Festival mit Menhir, dem Eisenwahn-Festival, dem Riedfest und dem Rekwi-Festival steht die Schlacht auf unserem eigenen Festival für uns an, „Wolfszeit“ genannt, für die wir uns einige Besonderheiten vorgenommen haben. Es wird wohl die ganz große Schlacht an sich in unserer bisherigen Bühnenzeit werden, mit all unseren Freunden und Wegbegleitern!“

© Markus Eck, 26.06.2007

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