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Interview: UHRILEHTO
Titel: Haß und Wut

Auf das Jahr 1996 ist die Gründung dieser wirklich exzellenten Finnentruppe datiert. Ihr ganzen vier Demos nachfolgendes Debütalbum „Viha Ja Ikuinen Vitutus“ elektrifizierte damals meinen gesamten Sinnesapparat. Denn es bot mit das Beste, was dieses Land in Sachen atmosphärischem Dunkelstahl so zu bieten hat. Und das ist so einiges, wie man weiß.

Nun greifen Gruftvokalist und Rhythmusgitarrist Nidhogg, sein Gesangsassistent und Saitensupporter Noirgrim samt Keyboarder und Trommeltaktgeber Mylvor und Tieftöner Essiah erneut nach den ergebenen Anhängern des feinmelodischen und majestätischen Black Metal.

Und letztere werden mittels des neuen und zweiten Uhrilehto-Albums „Vitutus Millennium“ mit ebenso gehässigem wie auch betont stimmungsvollem Monarchen-Schwarzstahl verwöhnt, daß es eine wahre Pracht darstellt.

„Uhrilehto wurde einst in der Mitte Finnlands, in meiner Heimatstadt Jyväskylä gegründet. Jyväskylä wurde 2002 zur offiziellen `Rock City` gewählt und eine ganze Menge wirklich guter Bands treiben hier ihr Unwesen. Mittlerweile leben die Bandmitglieder jedoch über das ganze Land verstreut. Und unser Keyboarder lebt neuerdings sogar bei euch in Frankfurt; keine verdammte Ahnung, was er da so treibt und wann er endlich zurückkehrt“, läßt das einzig verbliebene Gründungsmitglied Nidhogg zu Anfang wissen.

Das nachfolgend von ihm abverlangte Persönlichkeitsprofil will er nicht zufrieden stellend darlegen:

„Ich bin wirklich keine sehr interessante Person, denke ich. Für mich ist es wirklich sehr schwierig, in dieser Richtung irgendetwas über mich zu erzählen. Vielleicht sollte irgendjemand anderer dir mehr über mich berichten.“

Sehr schade, denn wenn ich seiner stimmigen und gespenstischen Musik so lausche, hätte er mich als Charakter wirklich interessiert. Mehr hat der aus der Reihe tanzende, introvertierte Finne da schon zu „Vitutus Millennium“ mitzuteilen:

„Unseren ureigenen `Uhrilehto-Sound` hatten wir schon bis zu den Aufnahmen zu unserem Debütalbum gefunden. Viele sagten mir damals, daß wir uns ein wenig anders als das sonstige Material aus unserem Land anhören. Das macht mich noch heute glücklich, denn ich selbst finde es höchst langweilig, immer wieder Alben mit demselben Einheitssound anzuhören.“

Als er damals die Kritiken zu „Viha Ja Ikuinen Vitutus“ las, war Meister Nidhogg doch erstaunt. „Ich war sehr überrascht, als ich die ganzen Reviews so durchging. Es gab eine ganze Menge an wirklich guten Rezensionen über unser Debüt. Aber natürlich schrieben auch einige, daß sie uns scheiße fanden. Das waren dann aber in der Regel Leute, welche einfach keinen Metal mit Keyboards oder Melodien hören wollten. Im Großen und Ganzen bin ich aber im Nachhinein gesehen wirklich sehr zufrieden mit der Scheibe und ihrer Berichterstattung.“

Dem damaligen Label kehrten Uhrilehto ja nach dem Release dieses Debüts den Rücken.

Die Finnen und Cold Blood Industries trennten sich jedoch in aller Freundschaft, wie Nidhogg resümiert.

„Wir hatten ohnehin nur einen `One Album-Deal` mit Cold Blood Industries. Nachdem wir `Vitutus Millennium` aufgenommen hatten, hatten sie einfach kein Verlangen danach, den Vertrag zu verlängern, so einfach trug es sich zu. Wie auch immer, ich habe nichts gegen die Firma und wünsche ihnen viel Glück.“

Die von depressiven Anwandlungen geprägte und tiefnächtlich anmutende Naturatmosphäre auf „Vitutus Millennium“ hat es mir sehr angetan.

Nidhogg möchte sich darauf jedoch zukünftig nicht festnageln lassen.

„Wir sind sehr zufrieden mit den kreierten Stimmungen auf unserem aktuellen Album. Aber wahrscheinlich werden wir zukünftig einige stilistische Gestaltungselemente doch ein wenig anders handhaben. Trotzdem stellt uns `Vitutus Millennium` vollauf zufrieden. Und obwohl wir während der Aufnahmen so einige Probleme mit dem Schlagzeug hatten, treten alle Songs darauf ordentlich in den Arsch.“

Der Autor würde es zwar eher als ein erzürntes und alptraumhaftes Hineinzerren in moosigen nächtlichen Nebelforst umschreiben, doch mit seiner nachfolgenden Mutmaßung über Nidhoggs zugrunde liegende Naturverbundenheit sollte er gründlich daneben gehaut haben.

„Ich verbringe keinerlei Zeit in der Natur draußen. Obwohl es sich anbieten würde, denn wir haben hier eine ganze Menge davon. Doch ich hänge lieber in der Stadt herum. Um meine Riffs oder Songs zu schreiben, nehme ich einfach meine Gitarre und fange an zu zocken.“

Als Inspirationsquelle reicht ihm laut seiner Aussage dann auch ein einziges Wort. Nidhogg:

„Wenn ich sage, daß mir das finnische Wort `Vitutus` als Inspiration genügt, glaubt mir das immer keiner. Doch es steht stellvertretend für Haß, Wut und das Gefühl, daß alles irgendwie scheiße läuft. Diese gefühlsstarken Emotionen stellen meinen größten Einfluß für unsere Musik dar.“

Für letztere hat man entgegen meiner Annahme gar nicht mal so lange gebraucht, wie von Bandboss Nidhogg zu erfahren ist. „Um ehrlich zu sein: Wir komponierten sämtliche Stücke von `Vitutus Millennium` innerhalb von gerade mal drei Wochen. Natürlich standen einige Riffs schon einige Zeit früher, aber wir haben bisher noch nicht länger als einen Monat für neue Songs gebraucht. Klingt ziemlich langweilig, nicht? Aber so ist es.“

Nachfolgend hat der Finne auch noch unbedingt die Bedeutung des Rinderschädels im Bandlogo zu erläutern. „Der hat nichts Spezielles zu bedeuten. Ein guter Freund aus Schweden hat unser Logo vor vielen, vielen Jahren mal gezeichnet. Ich bat ihn, ein Logo für uns zu kreieren. Einige Wochen später sandte er mir ein Stück Papier, welches dieses meiner Meinung nach großartige Bandlogo enthielt. Das Logo auf der aktuellen Scheibe ist zwar nicht das originale vom Debütalbum, aber mir gefallen beide sehr.“

© Markus Eck, 30.01.2003

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