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Interview: TOTENGEFLÜSTER
Titel: Abgründigster Wahnsinn

Musik wie diejenige dieser gruseligen Gesandtschaft könnte wohl kaum besser in die gegenwärtige, zwischenmenschlich bedrückend desolate und emotional beklemmend erkaltete Zeit hinein passen.

Geisterhaft surreal wirkt das Material des frisch veröffentlichten Debütalbums der unheiligen Dreifaltigkeit, „Vom Seelensterben“, dessen heimsuchende Lieder wie anmutige Alptraum-Sequenzen erscheinen.

Das unsagbar gespenstisch daherkommende schwäbische Trio transformiert den alltäglichen blanken Gedankenschmerz, der so viele Weltflüchtige unermesslich quält, in ein bestens hörbares, nicht selten opulent arrangiertes Symphonic Black Metal-Spektakel. Die immer wieder hochgradig faszinierend zu verspürende Wirkung, die auf „Vom Seelensterben“ zum sehnsüchtigen Tragen kommt, sucht im neuerlichen einheimischen Genre tatsächlich regelrecht ihresgleichen.

Beängstigend und bedrohlich erklingt der schaurig schön aufgemachte Vortrag, in dem Totengeflüster sogar partiell äußerst reizvoll umgesetzte Versatzstücke aus der Klassik äußern. Mastermind Totleben bietet geneigten Hörern mit seinen Mitmusikern ein umfassendes Paket aus Klang, Konzeption und Optik dar, schließlich kreiert der passionierte Nachtschwärmer und bekennende Freigeist mit seinem Grafik-Dienstprojekt MetalArtWorks seit einiger Zeit verschiedenste Dunkel-Designs.

„Die Geschichte Totengeflüsters reicht zurück ins Jahr 2007, als der pechschwarze Samen vom eisig peitschenden Winternachtswind in meinem Haupt erstmals keimen konnte. Ich komponierte einige Songs für mich selbst, ohne einen Gedanken an eine Band im Kopf zu haben. Jedoch sprossten schnell Wurzeln und bohrten sich tief in meine Hirnwindungen. Der Korpus meiner Gedanken erwies sich als äußerst fruchtbar, weshalb schon bald auch erste verdorbene Früchte die Finsternis meiner Seelenwelt erblicken durften. Ich komponierte mehr und mehr Songs, erstellte Bilder entsprechend zu den Gedanken, die ich mit den Songs verknüpfte. Doch sie hungerten nach mehr … sie wollten jene Welt außerhalb ebenfalls infizieren und so kam es, dass ich mich nach sinisteren Mitstreitern umblickte. Diese waren auch alsbald gefunden. Narbengrund, welcher ebenfalls für Lyriken und für Vokalisierung verantwortlich zeichnet, war bereits vor der Gründung von Totengeflüster ein guter Mitbegründer und Liebhaber meiner Kunst. Um meinen obskuren Kompositionen mehr Zorn und zusätzliche Tiefe zu verleihen, schloss er sich mir an, um diesen mit Hilfe seiner verbalen Ausbrüchen ein neues Antlitz zu verleihen. Doch dies sollte nicht genug sein … ich arbeitete in dieser Zeit über MetalArtWorks mit verschiedenen Bands zusammen, wobei ich auf den damals noch recht jungen Schattendorn stieß. Dieser erzählte mir von seiner Leidenschaft für meine Art von Musik und seinem innigen Wunsch, in solch einem Projekt mitzuwirken. Gesagt, getan. Ich war begeistert von Schattendorns Handwerk und seinem Geschick am Schlagzeug, sodass er zu einem festem Mitglied des Projektes Totengeflüster wurde, zumal man ja auch in naher Zukunft eine feste Besetzung braucht, um live spielen zu können.“

Totengeflüster bildet sich aus dem festen Kern, der aus Totleben selbst, zuständig für Komposition, Gitarren, Bass, Orchestration und Artwork sowie Mitstreiter Narbengrund besteht.

„Das Aufgabengebiet von Narbengrund liegt im Bereich der Lyrics, Vocals und Album-Konzepten. Hinzu kommt unser Mann an den Kesseln: Schattendorn, der uns mit seinem peitschenden Schlagzeugspiel die Haut von den Knochen fegt. Ich bin der Kopf der ganzen Sache, Narbengrund ist eher ein nachdenklich, stiller Mensch, Schattendorn mag schnelle Autos und Mädels. Aus der genauen Aufteilung der einzelnen Arbeitsbereichen jedes Mitgliedes lässt sich schnell erkennen, dass wir sehr strukturiert und gewissenhaft arbeiten. Uns allen ist die Qualität und Leidenschaft ,hinter den Kulissen‘ genauso wichtig wie beim fertigen Endprodukt, denn nur so ist es uns derzeit möglich als Newcomer unseren Ansprüchen gerecht zu werden. Denn wir wollen wirklich gern neuen Wind und massives Material in die - leider absterbende - Symphonic Black Metal-Gesellschaft bringen.“

Danach auf gewisse Übereinstimmungen personeller Natur in seiner Band angesprochen, entgegnet der Kerl: „Ja, ich denke bei Totengeflüster ist uns ein gewisser Qualitätsanspruch und eine durchgängige Leidenschaft für das, was wir tun gemeinsam.“

Der Bandname entstand im Jahre 2007 während einer der ersten gemeinsamen Proben, damals noch ohne Schattendorn im ehemaligen Proberaum in der Nähe von Rottweil, so Totleben.

„Narbengrund und ich überlegten einige Zeit hin und her - auch englischsprachige Bandnamen wurden diskutiert -, jedoch war uns schnell klar, dass wir etwas Besonderes, etwas Einzigartiges wollten und so lenkten wir dann unseren Fokus wieder auf die deutsche Sprache zurück. Ich glaube, wenn man unsere Musik hört, so kann man das Flüstern der Toten wirklich wahrnehmen und spüren. Diese Wahrnehmungsmöglichkeit ist eine der wichtigsten Grundbausteine für Totengeflüster. Wenn man versucht, Emotionen, besonders schlechte Emotionen, in einen dunklen Kellerraum zu verbannen und diese als tot zu erklären, kommen sie doch eines Tages unverhofft zurück und flüstern zu deiner Seele … von dunkelsten Ängsten und Befürchtungen.“

Ich erkundige mich anschließend, was genau die Formation bis heute eigentlich dazu veranlasst hat, die stilistisch ja mittlerweile eher modern orientierte beziehungsweise betont brutale Art vieler heutiger Black Metal-Bands außen vor zu lassen und stattdessen viel lieber abgründige und verschlingende Songs zu erstellen.

„Weil ich mit dieser Art von Songs aufgewachsen bin und diese bis heute liebe. Leider, wie oben schon erwähnt, ist diese Art immer mehr in Vergessenheit geraten und schließlich verloren gegangen. Ich für mich kann nur die Art von Songs schreiben, die ich wirklich liebe, wenn ich den fertigen Song zum ersten Mal anhöre und ich ihn dann nicht liebe, wird er nicht benutzt und verworfen. Totengeflüster ist keine Band die ,nur‘ um des ,Brutalheitswillen‘ beispielsweise Blastbeats und offene Gitarren einsetzt. Es ist nicht so, dass ich nur das komponiere was ich will, was ich für ,gut‘ halte, sondern ich muss mich manchmal auch mit gewissen Dingen anfreunden. So konnte ich nie wirklich etwas mit der Band Keep Of Kalessin anfangen. Mittlerweile liebe ich sie. So etwas entwickelt sich eben. Vielmehr sind es für Totengeflüster die ,stimmungsbringenden Bausteine‘, die so zusammengesetzt werden, dass gewisse musikalische Elemente eben auf den lyrischen Inhalt passen müssen. Natürlich handelt es sich hier immer noch um extreme Musik und besonders im Black Metal spielt Brutalität eine nicht unwichtige Rolle, aber wenn man sich beispielsweise Bands wie Dornenreich oder Fjoergyn anschaut – diese können auf jeden Fall unter dem Banner ,Black Metal‘ gezählt werden. Beide haben aber noch einige, zusätzliche Elemente, die sie dann doch speziell und individuell verschieden macht. Ich denke, in dieser Richtung bewegt sich Totengeflüster ebenfalls. Man kann uns zwar schon in die ,Symphonic Black Metal‘ Sparte stecken. Uns sind aber Stempel oder gewisse genau definierte Stil- und Spielrichtungen, in denen wir uns bewegen müssten oder sollten eher nicht so wichtig. Solange für uns unsere gewollte Atmosphäre stimmig ist und zu den Grundelementen von Totengeflüster passt, ist es absolut korrekt.“

Als vielseitig tätiger künstlerischer Geist hat Totleben erwartungsgemäß seine ganz eigene Einstellung dazu, was Schaffensprozesse anbelangt. „Ich und arbeiten … das ist sowieso so eine Sache für sich. Die, die mich kennen wissen, was ich meine. Ich bin ein sehr aktiver, interessierter Mensch, der irgendwie immer etwas zu tun hat. Vorteil dabei ist, dass mir nie langweilig wird und ich mich ständig mit Dingen beschäftige die mich bereichern, interessieren und weiterbringen. Mein letzter wirklich sehr intensiver Schaffensrausch müsste die Erstellung des Artworks für das kommende Necronomicon-Album ,Rise Of The Elder Ones‘ gewesen sein. Dieses wird ebenfalls dieses Jahr international veröffentlicht. Ich arbeitete sehr, sehr hart mit der Band zusammen, die ebenfalls wie Totengeflüster einen sehr hohen Anspruch an Professionalität und Qualität mit sich bringt. Es war nicht genug, einfach nur ein brutal aussehendes Cover und ein paar ranzige Booklet-Seiten dazu zu erstellen, vielmehr war die Schöpfung einer kompletten Kultur mit eigenen Symbolen und Göttern von Nöten. Die Arbeiten an Totengeflüsters ,Vom Seelensterben‘ waren schon vorher abgeschlossen und in die Produktionsphase übergegangen, so war es für mich möglich, mich vollkommen in die Arbeit mit Necronomicon zu stürzen. Wichtig ist nur, und das möchte ich an andere leidenschaftlich künstlerisch tätige Geschöpfe, die dies hier lesen, weitergeben: Schaut auch auf euch selbst, lasst euch nicht verbraten und entkräften! Raubbau an eurem eigenen Talent nutzt weder euch, noch jemand anderem etwas. Kraft zu teilen ist wichtig, jedoch muss man zusehen, dass man sich auch selbst über Wasser halten kann!“

So haben sich seine persönlichen Interessengebiete im Großen und Ganzen eigentlich nicht wirklich inhaltlich verändert, wie Totleben ergänzend offenbart.

„Eher erweitert. Damit meine ich, dass ich in meinem Kopf, meinen Gedanken eben ein gewisses ,Qualitätssystem‘ habe, nachdem ich schnell entscheide, was mich anmacht und dann auch wirklich in seinen Bann zieht oder eben kalt lässt. Für Totengeflüster bedeutet dies, und das auch zum Nachfolger zu ,Vom Seelensterben‘: Manche Dinge werden nie wieder gemacht und manche Dinge müssen um jeden Preis erhalten werden. Insgesamt kann ich aber sagen, dass sich innerhalb der Band eben ein gewisser Anspruch entwickelt hat und dass dieser sich stetig verfeinert und an Größe zunimmt. Es ist nicht so, dass ich Bands nicht mag, weil sie eben einfacher strukturiert und dadurch direkter sind. Ich habe mit einigen Bands dieser Art bereits über MetalArtWorks zusammengearbeitet und dabei viele, positive Gespräche und Auseinandersetzungen erlebt. Es passt nur nicht zu der Art von Totengeflüster.“

Äußerst selten kommt mir auf eine Interview-Frage nur ein einziges Wort entgegen. Doch darauf, was Totengeflüster Lästerern, Spinnern und sonstigen Ignoranten entgegnen, welche die Band aufgrund von Tun und Staffage belächeln, antwortet mein Gesprächspartner mit spürbarem Selbstwertgefühl schlicht: „Nichts.“

„Vom Seelensterben“ war der erste Song, den Narbengrund und Totleben gemeinsam erstellt und geprobt hatten.

„Als dann die anderen Songs zum Album fertiggestellt waren und wir uns gemeinsam überlegten, wie der Titel des Debüts sein sollte, entschlossen wir, dass es den Namen ,Vom Seelensterben‘ tragen sollte. Erster Song, erstes Album, passt also gut in unsere Anfangszeit. Im Stück selbst wird der Prozess des Fühlens beim Absterben der eigenen Seele beschrieben und dargestellt.“

Hinsichtlich der Erwägung, für welche Fans insbesondere beziehungsweise für welche Sparten die Urheber ihre Songs eigentlich machen, informiert Totleben: „Es ist eher so, dass wir eben auch eine spezielle Art von Leuten sind und es gibt eben auch Leute, die ähnlich sind wie wir. Ich, Narbengrund und Schattendorn sind auch jeweils verschiedene ,Typen‘ von Metallern … ich bin eher der Typ, der auf Bands wie Cradle of Filth, Dimmu Borgir, Therion, Bal-Sagoth und Summoning steht. Narbengrund hingegen favorisiert Naglfar, Lifelover, Dornenreich, Shining, Bethlehem und Moonspell. Schattendorn mag eher aggressiven, ,moderneren‘ Black Metal der Marke Dark Funeral, Behemoth und Watain. Daher kommt schon einiges zusammen und wenn für uns drei ein Totengeflüster-Song in Ordnung ist, könnte er unter Umständen auch Leuten gefallen, die beispielsweise Dark Funeral mögen sowie Dornenreich, obwohl sich beide Bands doch sehr voneinander unterscheiden.“

„Vom Seelensterben“ ist ein Konzeptalbum, so Totleben tiefergehend, was bedeutet, dass alle Songs aufeinander sowohl „stimmungstechnisch“ als auch inhaltlich aufeinander aufbauen und miteinander verbunden sind. „Eine Geschichte eben. Da auch diese Geschichte, wie andere Geschichten eben auch, eine Einleitung, einen Mittelteil und einen Endteil besitzt, verändert sich die musikalische Stimmung gemäß dem lyrischen Inhalt. Wenn man die Songtexte nacheinander liest, dann wird einem schnell klar, um was es in diesem Album geht.“

Thematisch kreisen die Liedertexte der schwäbischen Totenflüsterer in Gefilden von Trostlosigkeit, Kummer, Tod und Wahnsinn. Wir erfahren: „Narbengrund beschreibt seine Kunst mittels vielschichtigen Statements, welche als ,einfache‘ Geistergeschichte, aber auch als ein Tagebuch einer psychisch erkrankten Person verstanden werden können. Wie eine Brücke zu unserer Umgebung, zu unserer Welt, unseren Gedanken und Gefühlen und der Art des ,Lebens‘.“

Der Erkundigung nach seinem ganz persönlichen Lieblingssong auf der neuen Veröffentlichung bringt Totleben entgegen: „Natürlich muss ich nun sagen, dass ich alle Songs sehr mag, da ich sie auch alle selbst geschrieben habe und zu jedem Stück eine tiefe Verbundenheit fühle. Ich persönlich würde sagen es sind zwei Songs. Einmal ,Ein neuer Pfad‘, da dieser einfach unheimlich Freude dabei macht, ihn auf der Gitarre zu zocken. Und dann noch der Bonustrack - also die orchestrale Variante von ,Ein Monolog im Mondschein‘-, da ich mich auch sehr für nichtmetallische, orchestral-cinematische Musik interessiere wie beispielsweise Howard Shore, Danny Elfman und Nicholas Hooper und mir dies auf dem eigenen Album sehr wichtig ist. Ein wichtiger Teil meinerseits also.“

Durch seine Arbeit mit MetalArtWorks hatte Meister Totleben wie eingangs erwähnt schon vor Totengeflüster und der damit verbundenen Arbeit viel Kontakt zu Bands, welche in ihren Erfahrungen schon fortgeschritten waren oder welche, wie Totengeflüster selbst, erst damit anfingen.

„Daher konnte ich deren Werdegang über Jahre direkt mitverfolgen und miterleben. Dies zeigte mir einige helle sowie auch dunkle Seiten, wenn es darum geht, heutzutage ein Bandprojekt gewissenhaft aufzuziehen. Daher würde ich sagen, waren die Ziele, die wir uns für Totengeflüster gesteckt hatten, durchaus realistisch und wir haben nun das erreicht, was wir uns auch vorgenommen hatten. Gerade der qualitative Anspruch, den wir wollten, kommt bei Leuten und Fans, die sich für uns interessieren, vermehrt gut und positiv an. Wir sind nun guter Dinge, was die Zukunft des Projektes angeht und freuen uns auf die neu aufgetanen Pfade.“

Das Gesamtkonzept aus Musik, Optik etc. bei Totengeflüster ist dem Musikus sehr wichtig, wie er konstatiert.

„Dies vor allem, da es uns möglich ist, alles miteinander zu verbinden, da ich nicht extra ,Personal‘ beauftragen muss, um Dinge wie Artwork oder Orchestration für uns selbst zu erstellen. Das gibt uns die optimale Möglichkeit, um das Maximum aus unseren Gedanken und Ideen herauszuholen. Ich denke sowohl visuell als auch thematisch, inhaltlich und musikalisch über Totengeflüster nach. Totengeflüster ist für den einen oder anderen eventuell zu überladen oder vielleicht zu ,Disneyhaft‘, wir aber mögen es so und daher machen wir das, was wir gut können und setzen unsere Talente für unser Projekt ein. Für mich ist ein Bleistift, mit dem ich Ideen für das kommende Frontcover auf ein Blatt Papier kritzle, genauso wichtig wie ein Notenblatt und neue Gitarrensaiten.“


Betreffend der Black Metal-Szene vor zehn Jahren und heute: Wie erlebt eine Band wie Totengeflüster diese leider nicht immer gute Entwicklung?

„Na ja, ich meine, wenn es diesen Einbruch im Symphonic Black Metal damals nicht gegeben hätte, wüsste ich jetzt nicht, ob mich damals auch der Rappel gepackt hätte und ich angefangen hätte für mich Songs zu schreiben … auf der anderen Seite habe ich mich immer dafür interessiert, wie Dinge funktionieren und wie etwas gemacht wird. Von daher ist es auch wieder eventuell logisch, dass es mich auf die künstlerische Schiene gezogen hat. Früher waren eben gewisse Bands oder auch Spiel- und Stilrichtungen noch neu. Wenn wir jetzt nach zehn Jahren mit Stoff ankommen, den eventuell schon andere Bands zuhauf abgeliefert haben, dann wirkt es auf den einen oder anderen mit Sicherheit abgedroschen und innovationslos. Da hat die frühere Zeit schon ihren Vorteil. Aber Vergangenes ist eben vergangen und nicht mehr herzuholen. Früher war es ebenfalls noch so, dass es nicht jedem möglich war, ein 80 Spuren-Orchester bei sich in der Garage digital aufzunehmen und daraus ein hochkarätig klingendes Album zu erstellen. Heutzutage geht das ohne Probleme, was aber auch einen totalen Overkill an Bands hervorbringt. Ich habe deshalb so das Gefühl, früher hatten die Bands echt mehr Mut zur Entschlossenheit, da sie ,handwerklich‘ noch an einem Album arbeiten mussten. Jetzt ist sehr viel digitalisiert, was man aber auch bei Totengeflüster merkt, das muss ich ebenfalls zugeben. Unser Orchester ist ja ebenfalls digital. Die neue Zeit bringt eben den technologischen Fortschritt mit sich, wovon man profitieren kann, wie wir eben als Newcomer. Ich finde es jedenfalls sehr positiv, dass ich die Möglichkeit besitze, ein Orchester für unsere Musik digital zu erstellen, da es sonst finanziell einfach nicht möglich wäre für uns.“

Es folgen private Hör-Vorlieben. „Ich bewege mich querbet. Ich höre - fast - alles. Ich mag wirklich sehr vieles, auch im Grunde verschiedenes. Ich mag Bands wie Cradle Of Filth, Dimmu Borgir, Therion, Bal-Sagoth, Summoning, aber auch cinematische Musik wie beispielsweise Howard Shore, Danny Elfman und Nicholas Hooper. Oder aber auch wieder Künstler wie beispielsweise Andrew W.K., Pink Floyd oder Johnny Cash. Wenn eben ein gewisser musikalischer Anspruch erkennbar ist, dann bin ich tendenziell nicht abgeneigt.“

Auf musikalischem Sektor blickt der Kerl in den verbleibenden Rest von 2013 mit großen Augen. So gibt Totleben unumwunden preis: „Hoffentlich erlebe ich den kompletten Untergang der Justin Bieber-Fangemeinde und gleichzeitig den Aufstieg Totengeflüsters! Über die kommenden Releases anderer Bands bin ich derzeit nicht so im Bilde, da ich einfach zu sehr mit meinem eigenen Projekt beschäftigt bin. Ich würde mich aber sehr über ein neues Carpathian Forest-Album freuen. Derzeit hat mein ,Metalfanboy-Dasein‘ leider eher den Kürzeren gezogen.“

Und auch eine so dermaßen düster agierende Band wie Totengeflüster kennt Lampenfieber. „Das gibt es in verschiedenen Situationen, und das muss sich nicht immer ausschließlich auf die Live-Performance beziehen. Ich weiß beispielsweise von manchen Leuten, dass diese früher tierische Angst davor hatten, sich wegen ihrer Band irgendwo um ein Interview oder Review zu bewerben, da sie noch keinerlei Erfahrung in dieser Richtung hatten und in diesem Sinne extremes ,Lampenfieber‘ hatten. Ich habe bislang wie gesagt sehr von den verschieden individuellen Erfahrungen durch MetalArtWorks profitiert. Daher waren manche Vorgänge für mich etwas einfacher zu erledigen als für manche andere, gleichaltrige Weggefährten. Ich finde, dass wir als Band ein selbstbewusstes und reflektiertes Auftreten pflegen, gerade im Internet-Bereich, was wir auch bewusst so beibehalten werden. Live-technisch muss ich sagen, habe ich persönlich keine Erfahrungswerte. Narbengrund und Schattendorn sind mir da mit ihren vorherigen und aktuellen Bandprojekten einen Erfahrungsschritt voraus. Ich denke, ich werde schon aufgeregt sein, wenn es um die Live-Präsentation unseres Materials gehen soll, da ich schon auch einen gewissen Anspruch zu erfüllen versuche und nicht einfach ,irgendwie‘ auf die Bühne will. Auf alle Fälle wollen wir ,unseren‘ Sound so lange zelebrieren, wie wir es leidenschaftlich tun.“

© Markus Eck, 02.02.2013

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