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Interview: SWALLOW THE SUN
Titel: Düsterkunst als Schmerz-Katalysator

Gegründet zur letzten Jahrtausendwende, erreichten diese finnischen Düsterkönige schon bald darauf absoluten Kultstatus in verschworenen Doom Death Metal-Kreisen.

Und das mit Recht, denn der tiefgründige Männertrupp um Sänger Mikko Kotamäki versteht sein Handwerk.

Und von solcherlei hochgradiger Versiertheit profitieren auch die manisch melancholisch anmutenden Kompositionen auf dem nagelneuen herzzerreißenden Studioalbum „Plague Of Butterflies“. Ursprünglich für ein großes Ballett-Projekt geschrieben, konnte das hungrige Sonnenschlucker-Sextett seine dafür vorgesehenen Lieder nach der unerwartet vorzeitigen Auflösung besagter Tanzgeschichte aktuell für sich selbst verwenden.

Gar bewegende, gar niederdrückende musikalische Momente wurden da kreiert.

Gitarrist und Bandgründer Juha Raivio bleibt für mich kurz aufrecht stehen.

„Es mag etwas seltsam klingen, aber ich kann während dem Komponieren fast alles nebenbei machen: Sei es Fernsehglotzen, Radio- beziehungsweise CD-Hören oder was auch immer. Mir schießen eben stets passende Noten für Songs in den Schädel, denn das Feeling stimmt bei mir. Für gewöhnlich schreibe ich die Lieder für Swallow The Sun am allerliebsten nachts und frühmorgens“, plaudert der Saitenmann aus.

Und dabei setzt er sich selbst keinerlei künstlerische Limits, so Juha in aller Gelassenheit.

„Denn ich denke nicht darüber nach, wie wir zu klingen haben oder auf welche Weise wir die Leute da draußen zufrieden stellen sollten. Das Einzige, was für mich dabei ehrlich gesagt wirklich zählt, ist, all die düsteren und bösen Stimmungen in mir aus meinem `System` heraus zu kriegen. Damit vermeide ich es, wahnsinnig zu werden. [grinst] Ich schätze ohnehin, die Band ist für mich mehr eine Therapie als eine Musikgruppe; eine Therapiegruppe jedoch, welche nicht miteinander über ihre Probleme spricht“, unterlegt er seine Aussage noch, sarkastisch scherzend.

Und das hilft. Denn, wie der Gitarrist nachfolgend noch erläutert, sind er und seine finnischen Melodramatiker außerhalb der Band gar nicht mal so derb-dunkle Typen.

„Das haben wir auch gar nicht nötig, Mann, denn auch die anderen bei uns können all ihren seelischen Schmerz und die dunklen Seiten ihrer Psychen voll und ganz in unserer Musik ausleben. Nicht selten gewinnen diese schwarzen Charakter-Facetten nämlich viel zu viel Macht über uns, aber mittels unserer künstlerischen Aktivitäten kriegen wir das stets ganz gut in den Griff. Finnland ist nicht zuletzt eben einfach ein viel zu dunkles Land mit zu wenig Sonne übers Jahr. Somit ist es gesünder, sich den ganzen aufgestauten Frust von den Schultern zu spielen.“

Lässt man sich den aktuellen Plattentitel durch den Kopf gehen, schwant einem auch nichts Gutes. Kreativgeist Raivio expliziert hierzu: „Der Titelsong ist eine Geschichte über einen tief in den Wäldern hausenden alten Einsiedler sowie über seine erdrückenden Gedanken über die Einsamkeit und den Tod. Diese wirklich endlos traurige Story basiert primär auf dem Alten sowie einer üblen Plage, welche ein angrenzendes Städtchen heimsucht.“

© Markus Eck, 21.08.2008

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