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Interview: SECRETS OF THE MOON
Titel: Unvergleichlich

Seit der Veröffentlichung ihres letzten Albums „Seven Bells“ 2012 hielten sich die respektierten Osnabrücker Black Metaller weitgehend bedeckt, was Fakten, Pläne und Neuigkeiten der Band angeht.

Nun kehrt die ebenso eigenwillige wie kompetente Formation mit einem weiteren Werk zurück: Dem sechsten Longplayer„Sun“. Und erneut bieten die Urheber damit völlig individuelle und Dunkelkunst.

Einzigartig, verschworen und zutiefst abgründig wie eh und je. Einmal mehr hat sich auch der Stil gewandelt. So stehen bei Secrets Of The Moon neuerdings sogar Indie- und Post Rock-Querverweise im atmosphärischen Raum.

Emotional gesteuert

Wie Sänger und Gitarrist sG in aller Versunkenheit berichtet, basiert sämtliches Schaffen seiner Formation nach wie vor einzig auf Gefühlen.

„Alles was wir tun - die Lieder die wir schreiben - ist dadurch begründet. Nichts ist irgendwie geplant oder kalkuliert. Deswegen kann ich nicht sagen, wie unsere Musik zustande kommt. Sie ist plötzlich einfach da. Plötzlich fangen Melodien an in mir zu leben und zu reifen. Alben wirken dadurch fast wie Tagebücher. Aber wieso etwas so ist wie es ist, kann ich selbst nicht rekonstruieren. Auch ist ist es schwer für mich in Jahreszahlen zu denken. Alles was war, verwischt sehr schnell in meinem Kopf. ,Sun‘ ist schon einige Monate fertig. Im letzten Jahr haben wir uns vor allem um die visuelle Realisation des Albums ,Seven Bells‘ gekümmert. Auch haben wir einige ausgewählte Shows gespielt. Waren wir 2014 auf Tour? Ich weiß es nicht mehr.“

In großer Tiefe
Die Stimmung der neuen Platte kommt bei den Hörern sehr unterschiedlich an, so ein nachdenklicher sG. „Manche beschreiben sie als kalt und dreckig. Andere wiederum als hell, strahlend, vielschichtig. Ich persönlich empfinde sie geradezu als leuchtend. ,Sun‘ hat für mich eine sehr positive Aura. Wahrscheinlich liegt das Prägnanteste der neuen Veröffentlichung tatsächlich in besagter Aura, die das Album umgibt. Manche werden das nicht nachvollziehen können, weil sie eher Nebenbei-Hörer sind oder sich alle Neuveröffentlichungen einmal bei Spotify anhören um mitreden zu wollen. Aber wenn man sich etwas Zeit nimmt, ist sehr viel Tiefe hör- und spürbar.“

Enger Verbund

Secrets Of The Moon haben seit längerer Zeit ein festes Line-Up, das sehr geschlossen und engagiert arbeitet, wie der Gitarrist erzählt.

„Das fühlt sich gut an. Denn soweit ich mich erinnere war das nicht immer so. Jedes Mitglied hat einen großen Teil dazu beigetragen, dass ,Sun‘ so klingt wie es klingt, weil wir alle zusammen im Studio das Material arrangiert haben. Eine tolle, neue Herangehensweise. Die Grundideen- und Strukturen stammen von mir und unserem Gitarristen Ar. Arrangiert haben wir das Album zusammen. Die Texte stammen von mir. Lediglich ein Gedicht hat unsere 2013 verstorbene Bassistin LSK verfasst und vor ihrem Tod aufgenommen.“

Rauschhaft

Auf „Sun“ zeigen sich die Osnabrücker Düsterkünstler wiederholt wandelbar. Darauf angehauen, was der stärkste Antriebsfaktor für ihn ist, runzelt der Denker die Stirn. „Gute Frage. Ich komme sehr häufig an den Punkt an dem ich denke, dass all diese Bemühungen doch unglaublich wahnsinnig sind und es ist Zeit ist, aufzuhören. Aber es geht nicht. Im Gegenteil - jetzt habe ich noch eine zweite Band. Musik ist Fluch und Segen. Sie bereitet mir schlaflose Nächte, ich möchte sie abschütteln aber ich liebe die Zuflucht und die Ekstase, die sie mir bietet.“

Aufgeputscht
Die Aufnahmen waren sehr fordernd und anstrengend und die Musiker mussten des Öfteren zu illegalen Mitteln greifen um sie zu überstehen, wie sG wissen lässt.

„Es waren unglaublich lange Tage und Nächte. Aber es spornt an, wenn man an seine Grenzen gelangt und die Welt um sich herum komplett vergisst. Wir haben das Album in dem Studio unseres Gitarristen aufgenommen. Er hat auch nach den Aufnahmen noch sehr lange und intensiv an den Songs und dem Sound gearbeitet.“

Alternativlos
„Sun“ - was genau steckt für die Band hinter dem Titel, vor allem im Gegensatz des Plattentitels zu Songtiteln wie „No More Colours“?


„Das ist für mich sehr schwer zu erklären. Jeder der sich mit der Platte auseinandersetzt und sie mögen wird, wird früher oder später erkennen, dass es keinen anderen Titel für das Album geben kann.“

„Sun“ stellt kein Konzeptalbum dar. „Das Ganze musste vor allem geschrieben werden um persönliche Erfahrungen zu verarbeiten. Musik als eine Art Therapie sozusagen. Auf dem Album werden sehr perplexe Empfindungen in Musik umgewandelt, deswegen ist es auch schwer konkrete Angaben über die Texte zu machen.“

© Markus Eck, 12.11.2015

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