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Interview: SALTATIO MORTIS
Titel: Auf der Bühne heimisch

Harte Zeiten, nicht nur musikalisch, sondern auch besetzungstechnisch, mussten sie in der jüngeren Vergangenheit durchmachen. Doch diese passionierten Mittelalter Rocker sind eben echte Kerle, die so schnell nicht aufgeben.

Mit neuer personeller Verstärkung bestückt, bündelten Saltatio Mortis alsbald wieder ihre kreativen Kräfte und erarbeiteten das neue Studioalbum „Aus der Asche“. Und diesem hört man das Bestreben der mittlerweile achtköpfigen Gruppe deutlich an, ein primär pur rockendes Manifest mittelalterlich orientierter Neigungen zu erschaffen. Homogenität lautet daher eines der stärksten Schlagworte auf dieser gelungenen Scheibe.

Perkussionist Lasterbalk der Lästerliche spricht im Namen seiner gesamten Spielmannstruppe: Er legt dar, dass Saltatio Mortis sich damals wie heute als moderne Spielleute sehen.

„Uns ging es von Anfang an um Musik und Leben der Spielleute. Wir haben mit historischen Stücken auf den Strassen und Marktplätzen begonnen und dann nach und nach moderne Musik integriert. Wir leben frei und sind nach wie vor gerne auf der Strasse unterwegs, egal wohin sie uns führt. Unsere Musik zu spielen und unsere Geschichten zu erzählen, macht uns auf den großen Festivals genauso viel Spaß wie auf der Strasse oder den Bühnen der mittelalterlichen Märkte. Nach der Umbesetzung sind wir dem eigentlichen Ziel wieder näher gekommen.“

So eine Trennung nach sieben Jahren in Urbesetzung ist immer hart, auch für unsere Mittelalter-Helden, wie Lasterbalk bekennt.

„Aber in jedem Ende liegen ja auch eine Chance und ein neuer Anfang für die Band, aber auch für die Ausscheidenden. Aus Sicht der Gruppe haben wir die Chance genutzt und uns erneuert, eben wie ein Phönix aus der Asche. Wir haben uns wieder stärker auf unsere Wurzeln besonnen und klingen frischer und spielfreudiger als jemals zuvor. Unsere aktuelle Musik ist daher für alle Menschen, die noch Träume haben, die Lust und Spaß am Leben haben und die geistig noch nicht tot sind.“

Der Trommler glaubt, dass „Aus der Asche“ das bisher beste Album seiner Band darstellt. „Ein Musikjournallist meinte kürzlich ganz spontan: `Das ist bisher das beste Album des Jahres`, und sowohl Fans, Kollegen und Freunde sind gleichermaßen begeistert. Ja, ich bin wirklich vollauf zufrieden damit.“

Wie die neuen Kompositionen für das Album nun genau entstanden sind, ist für Lasterbalk nur sehr schwer zu erklären. „Das ist wirklich schwer zu sagen. Es ist immer eine Idee am Anfang, aber ohne Inspiration, Bauchgefühl und anschließend eine gute Portion Kopf geht gar nichts. Es ist immer ein fordernder Akt eine Platte zu schreiben, das braucht viel Zeit und Einsatz aller Beteiligten.“

Die wichtigste Inspiration für die Lieder von Saltatio Mortis ist das Leben und das Erlebte. „Wir schreiben Songs auch unterwegs, oft noch unter dem Einfluss der gerade erlebten Abenteuer. Wir lieben unser Leben und wir haben die wundervolle Gelegenheit viel Neues zu entdecken und auf unseren Reisen viel zu erfahren. Das ist der Stoff aus dem unsere Lieder sind, deshalb sind sie auch mal traurig und mal eher euphorisch“, schießt es aus dem Taktmann heraus.

Sprache ist ihm persönlich ohnehin sehr wichtig, wie er mir dazu noch erklärt.

„Ich mag Lyrik und ich liebe Symbole und Bilder in Texten. Natürlich gibt es auch Texte, die einfach und direkt sein müssen, aber eben auch Texte in denen es um komplizierte Gefühle geht. Wenn es gelingt Metaphern zu finden, die das Erlebte gut treffen, dann entdecken auch andere in den Texten den tieferen Sinn. Ich freue mich immer über Briefe, die sich mit einem Text auseinandersetzen, egal ob sie ihn lieben oder hassen, Hauptsache er ist nicht gleichgültig. Kein Text also ohne Musik und umgekehrt. Das gehört zusammen, sonst würde ich Gedichte oder Romane schreiben.“

„Falsche Freunde“ beispielsweise ist ein Lied, auf das Lasterbalk laut eigener Aussage auch heute immer noch Reaktionen bekommt.

„Offenbar ist das ein Thema, das jeder kennt, seine Erfahrungen damit gemacht hat und oft ist man auch nach Jahren noch verletzt und enttäuscht. Allerdings soll jeder selbst entscheiden wie wichtig er Texte nimmt. Ich mag da niemanden zwingen.“

Ich frage im Anschluss nach, ob mein Gesprächspartner als ernsthafter Mittelalter-Liebhaber glaubt, dass all die heutigen Schafsherden-Menschen überhaupt noch einen wirklichen Zugang zur Spiritualität und den Mythen der Vergangenheit haben. Wir erfahren:

„Jeder Mensch besitzt diesen Zugang noch! Wir erleben immer wieder aufs Neue, dass wir mit unserer Musik bereits verschlossene Türen öffnen können, was also auch heißt, dass diese Türen immer noch da sind. Mit historischen Melodien ist es wie mit Sagen und Märchen, sie sprechen in Symbolen und sie zeigen uns Wahrheiten. Man muss sie nur lesen können, und im Prinzip kann das jeder!“

Live Aktivitäten: „Genau dafür machen wir das alles! Wir sind unglücklich wenn wir nicht rauskommen und auf Bühnen dürfen. So gerne wir alle an unseren Platten arbeiten, nach ein paar Monaten ohne Bühne sind wir unausstehlich. Wir legen immer viel Wert auf Licht, Pyrotechnik-Effekte und unser Klangbild. Wir selbst agieren immer spontan. Wir mussten schon oft die Diskussion führen, ob wir denn nicht wie die meisten anderen Bands auch standardisierte Shows machen wollen. Nein, das wollen wir nicht! Wir sind immer ein bisschen anders, probieren dauernd neue Sachen aus und sind damit auch nicht berechenbar. Wir haben jedenfalls schon wieder damit begonnen neue Lieder zu schreiben. Dann wollen wir die neuen Stücke möglichst bald auf der Bühne spielen und wieder viel unterwegs sein.“

© Markus Eck, 28.06.2007

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