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Interview: RAGNARÖEK
Titel: Kurs in Richtung Reife

Wenn diese lebenslustigen norddeutschen Gesellen mit ihrem oberspritzigen Mittelalter Metal musikalische Sache machen, kommt stets große Stimmung auf.

So bewiesen Ragnaröek bereits mit ihrem erfolgreichen 2009er Debütalbum „Rache“, dass sie fähige Repräsentanten dieser Stilistik sind. Der schlitzohrige fünfköpfige Haufen selbst tituliert seine abwechslungsreichen Kraftkompositionen rotzfrech als „Rag'n'Roll“, wobei hierzu die starke hartmetallische Komponente im ungestümen Ragnaröek-Sound beileibe nicht unterschlagen werden sollte.

Kürzlich stellte die fidele Truppe die Aufnahmen zum neuen und zweiten Langspieltreffer „Eiskalt“ fertig, welcher die Qualitäten des Vorgängerwerkes zu bündeln weiß. Schlagzeuger Ronald Winkler haut unter dem Künstlernamen „Rondall der Schläger“ bei dieser ausgelassenen Meute auf Felle und Becken, und wie er darlegt, sind die Beteiligten alle erfahrene Musikanten.

„Und jeder von uns hat seinen ganz speziellen musikalischen Hintergrund. Das geht von Folk bis Metal, über Gothic bis Punk. In unseren Songs wird man von allem etwas finden. Ich glaube, genau diese Mischung macht uns aus und treibt uns weiter voran“, legt der taktsichere Kerl dar, und fügt gleich noch an:

„Allzu tief möchte ich hier jedoch nicht zum Stil an sich gehen. Rag'n'Roll, so nennen wir unseren eigenen Sound eben bereits seit dem Album ,Rache‘ schlicht und knapp. ,Eiskalt‘ ist eben die Fortsetzung und somit gibt es nun für alle mehr davon.“

Der Spaß daran, so der Trommler anschließend, auf der Bühne zu stehen und zu musizieren und dabei dem gewogenen Volke zu zeigen, wie sich lebensbejahende Kraft anfühlt, hat die Musiker bis heute ideell am Leben gehalten. „Wir wollen Freude verbreiten und damit Jubel entlocken!“

Der muntere Dialog geht dazu über, was genau denn der neue Plattentitel „Eiskalt“ zu bedeuten hat beziehungsweise welcher überdachende Themenkontext dahintersteckt. Rondall hierzu ganz pragmatisch:

„,Eiskalt‘ heißt ein Song des neuen Albums. ,Eiskalt‘ umschreibt diese Platte bestens. ,Eiskalt‘ passt zu uns. ,Eiskalt‘ passt zum Wetter im Norden und zu unseren Lieblingsgetränken. ,Eiskalt‘ lässt vor allem viel Platz für Interpretationen. Diese jedoch überlassen wir jedem Hörer am liebsten selbst.“

Und was die lyrischen Inhalte der auf enthaltenen Stücke auf „Eiskalt“ anbelangt, so weiß der Aussagefreudige zu berichten: „Wir schöpfen aus unserem Leben, der Phantasie oder der Mythologie. Im Song ,Schlachtgebet‘ beispielsweise geht es um den tapfersten aller Recken: Er ist der letzte noch Lebende auf dem Schlachtfeld. Somit bleibt ihm bei allem Flehen ein ehrenvoller Tod im Kampfe verwehrt. Im Stück ,Jagen‘ wird der Jäger zum Gejagten und im Lied ,Furchtlos‘ will der Furchtlose endlich einmal der Angst begegnen.“

Der Arbeitsprozess zur neuen Album-Veröffentlichung war klar definiert, wie von dem Kesselwart in Erfahrung zu bringen ist.

„Wir haben in den zwei Jahren nach der Veröffentlichung von ,Rache‘ gezielt Songs geschrieben und diese nach und nach live vorgestellt, um zu schauen, wie sie den Fans gefallen. Klares Ziel dabei für uns war jedoch immer ein neues Album. Auf keinen Fall wollten wir überstürzt ins Studio hasten, sondern ein gereiftes Werk abliefern. Genau dies ist uns aktuell in meinen Augen auch gelungen“, ist sich der Stockschwinger sicher. Mehr:

„Die kreative Reise wird weitergehen. Wir fahren durch raue See, doch der Kurs steht fest. Es gibt bereits schon wieder neues Material und eines ist klar dabei: Stampfende Beats, Stromgitarren, Dudelsack und rauer Fährmannsgesang bleiben den Hörern erhalten.“

„Metallische Gitarren und kraftvolles Schlagwerk treffen auf liebliche Melodeyen“, so posaunt es der aktuelle Pressetext des veröffentlichenden Labels heraus. Wie wichtig den Musikern bei Ragnaröek nachvollziehbare und griffige Melodien in ihrer Musik sind, dazu führt jetzt mein Gesprächspartner aus:

„Dieser Kontrast fasziniert uns und macht einen Teil von Ragnaröek aus. Insofern legen wir viel Wert darauf. Melodien, die zum Mitpfeifen einladen, sind erwünscht, aber keine Pflicht. Kompositorische Klarheit ist Konzept bei uns. Dies umzusetzen stellt die große Schwierigkeit dar. Es scheint aber gelungen.“

Bei der nachfolgenden diesbezüglichen Fragestellung, ob soviel musikalischer Tiefgang eher schwer zu kreieren war, reißt der Mann an der Schießbude die Augenbrauen ruckartig weit hoch, dann kommt es aus ihm:

„Ja, unbedingt. Bis zuletzt haben wir an den neuen Songs gefeilt. Einige sind tatsächlich, trotz aller umsichtigen Vorbereitung, erst im Studio zur Vollendung gereift. Hier hat sich auch die Erfahrung von Soundmaster Mr. Kinskinoize ausgezahlt. Er kennt uns schon seit einigen Jahren und weiß daher ganz genau, wie wir als Künstler und Musiker so ticken.“

Und wenn er an die neuen Ragnaröek-Songs denkt, so Rondall, geht ihm pure Freude durch den Kopf.

„Darüber, dass der Silberling nun endlich geschmiedet und gelungen ist. Sowie Freude über den Lohn für zwei Jahre harte Arbeit. Die Ernte ist eingefahren.“

In der Vergangenheit blieben auch diese Halunken nicht vor Besetzungswechseln verschont. Der Schlagzeuger resümiert kurz: „Unsere Majestät der Koenig ist von Bord gegangen. Seitdem geben Kapitän und Steuermann die Richtung vor. Die Mannschaft zieht voll mit, jeder bringt sich nach seinen Möglichkeiten ein. Klar gibt es auch bei uns hin und wieder mal diverse Unstimmigkeiten, doch diese werden im Sinne der Sache gelöst.“

Vom restlichen Jahr 2011 erhofft sich dieser schlagfertige Zeitgenosse, wie er konstatiert, zuallererst eine erfolgreiche Release-Tour. „Eine Party ist uns nicht genug. Also feiern wir drei Tage und Nächte in Berlin, Hamburg und unserer Heimat. Dann gilt es kurz durchatmen und nach zwei bis drei weiteren Konzerten werden wir Fahrt aufnehmen für ein weiteres Jahr voller Rag'n'Roll.“

© Markus Eck, 02.09.2011

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