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Interview: POWERGOD
Titel: Unbrechbares Selbstbewusstsein

Diese überaus kecken Stahl-Idealisten aus Hagen haben es bereits mit drei Alben geschafft, zu einer festen Institution im deutschen Heavy- und Power Metal zu werden.

Von der stets mit einem Augenzwinkern agierenden deutschen Band vernahm man erstmals auf dem 1999er Rock Hard „Unerhört“ Sampler. Resultat: Eine Vertragsunterzeichnung beim Abstätter Label Massacre Records. Das bombige Debütalbum „Evilution Part I“ schlug voll ein, sowohl Medien als auch Fans nahmen die fetzigen Debütanten ungewohnt schnell wohlwollend auf.

Die granatenstarke Live-Premiere auf dem norddeutschen Wacken Open Air konnte ebenfalls alle Anwesenden restlos überzeugen. Im Anschluss verließ Sänger Leo L. Sing die Band und wurde von Shouter President Evil ersetzt, dessen um einiges kraftvolleres und voluminöseres Organ den Songs der Band scheinbar den letzten Kick verpasste.

Mit President Evil an Bord der kurstreuen Bandfregatte erschien 2000 der zweite Langspieler „Evilution Part II – Back To Attack”, mit dem sich das Ruhrpott-Trio nachfolgend endgültig etablierte und anschließend mit Rob Rock und Axel Rudi Pell auf Europatour ging.

Im Herbst 2001 holte das gleichermaßen humorvolle wie druckvoll musizierende, schlitzäugige Trio dann zum ganz großen musikalischen Wurf aus und veröffentlichte mit „Bleed For The Gods – A Tribute To The Eighties“ eines der meistbeachteten Metal-Alben besagten Jahres.

Dieser begeisternde Albumknaller mit 16 gecoverten 80er Kult-Metal-Klassikern und einer illustren Gästeliste, u.a. Doro, Rob Rock, Agent Steel und Stormwind, erhielt europaweit glänzende Kritiken.

Nun liegt mit „Evilution Part III – Nemesis“ das vierte Album und gleichzeitig der dritte Teil der „Evilution“-Reihe vor. Axeman und Tieftöner Andy Brings alias Riff Randall, ein echter Haudegen, meldet sich für Powergod zu Wort und lässt mit seinen Antworten auf meine Fragen scheinbar nichts anbrennen.

Die Reaktionen auf die Vorgängerscheibe waren ausnahmslos positiv. „Ja, ungewöhnlich für Powergod, alle lieben uns für dieses Tribute Album. Aber das wird sich jetzt wieder ändern, denn die Brunnenvergifter sind zurück, und blasen alles weg!“

Die 2001er Europa-Tour mit Axel Rudi Pell war ein verdammt tolles Package. Riff erinnert sich: „Ja, die war echt gut und wir hatten sehr viel Spaß. Wir waren vielleicht teilweise sogar ein bisschen zu wild für Axels Publikum. Aber egal, wir können halt nur Vollgas geben. Die Zeit mit der Rob Rock-Band, mit der wir uns den Bus teilten, ist und bleibt für uns jedenfalls unvergesslich!“

Powergod wurden von den Axel Rudi Pell-Fans eigentlich ganz gut aufgenommen, wie zu erfahren ist, und der versierte Griffbrettschrubber nennt die entsprechenden Adjektive dazu.

„Wohlwollend, staunend, verwundert, feucht und geil!“

Na, da scheint ja wirklich einiges los gewesen zu sein.

„Yeah, ich bin in München bei `Burning The Witches` doch glatt von der Bühne gefallen, die war da einfach zuende, und Bumm! Mir ist aber nichts passiert. Die anderen haben das noch nicht mal bemerkt; toll, was? Das gibt´s sogar auf Video, man schreit sich weg dabei! Außerdem haben wir eine Show mit dem damaligen Angel Dust-Gitarristen Bernd Aufermann als Ersatzmann gespielt. Das hat auch geklappt, aber irgendwie hat sein Ego nicht ganz auf die Bühne gepasst.“ Die Hintergründe dafür behält Riff lieber für sich.

Zur neuen Veröffentlichung und deren Titel „Evilution Part III – Nemesis“ lässt er wissen:

„Wir sind die strafende Gerechtigkeit, für alle, die uns anpissen und für alle Lalala-Metalbands, die alle `so satanisch sind wie ein Glas Milch!`. Die Platte knallt einfach, fertig, aus!“

Die neue CD ist laut Riff wieder typisch Powergod, das ist alles.

„Wir sind so: Kein Plan, keine Absicht, keine Berechnung. Nur die superinhaltsschwangere Trilogie musste abgeschlossen werden. Und das haben wir ja dann auch gemacht.“

Die Band klingt auf „Evilution Part III – Nemesis“ sehr viel reifer, vielseitiger, aber auch ein wenig härter als noch in der Vergangenheit. Riff warnt:

„Die Zeiten werden eben `Hertler`, da gibt´s keine zwei Meinungen. Diese ganze Weichspüler-Priest-Klon-Fraktion nervt uns so dermaßen, nun muss einfach mal wieder eine Horde Büffel durch´s Wohnzimmer rennen ... und das sind eben nun mal wir!“

Die Tracklist von „Evilution Part III – Nemesis“ kann sich sehen beziehungsweise hören lassen. „Dead Serious“, „Call Of Freedom”, „Courtroom Of Traitors”, „Massacre Machinery”, „Got Milk?”, „Parting Gift”, „Reduced To The Maximum”, „Monsterman”, „6-4-5” und schließlich der Titelsong, „Evilution Part III”.

Ich bin daher immens neugierig auf den lyrischen Inhalt der neuen Songs „Courtroom Of Traitors“, „Massacre Machinery“, „Reduced To The Maximum“, „Monsterman“ (Coverversion der Solinger?) und „6-4-5“, jedoch ohne von Riff zufrieden gestellt zu werden.

„Sorry, aber die Texte kann ich nicht groß erklären. Es ist auch nicht so wichtig, wovon die handeln. Wir feuern nur zu unserer geistigen Entlastung ein paar Breitseiten ab. Ohne Namensnennung, weil es nur für uns private Bedeutung hat. Es musste halt nur mal wieder aus uns raus.“

Mann, wann gebt ihr den Fans endlich komplett eure wahren Identitäten preis?

„Haben wir doch! In der Kaufversion von `Bleed For The Gods` lassen wir doch richtig die Hosen runter. Dies ist aber eben nach wie vor nicht wichtig bei Powergod. Für den, der es noch nicht weiß: Wir sind ein Charity Allstar-Projekt zu Gunsten überlebender Thrash Metal- und Deutschrock-Musiker und wir verkaufen unsere B-Songs an alle anderen Massacre Records-Bands!” [lacht mordsdreckig]

Ähem, alles klar. Abschließend erhalten wir vom Riffkönig noch einige brauchbare Ratschläge für ein qualitativeres und erfüllteres Leben.

„Kauft unser `Bleed For The Gods`-Album, macht Hausaufgaben und eine Banklehre, damit ihr nicht so endet wie wir; nämlich stinkreich und stinkbesoffen auf´m Rücksitz, fummelnd, zu Musik von Jeanette Biedermann!“ [lechzt]

Ihr habt sie vernommen, diese weisen Worte eines erfahrenen Mannes. Für Riff scheint die Zeit nach dem Album-Release einiges zu bringen.

„Ärgern, kein Geld haben, abkotzen, keine Tour zocken, wieder kein Geld, keine CDs im Laden, noch mal kein Geld, freuen über die gelungene Platte, abermals kein Geld, Nachtschicht am Hauptbahnhof, trotzdem kein Geld, Autokauf, Hauskauf, der übliche Musikeralltag eben. Im Weiteren Vaterschaftsklagen mehr oder weniger erfolgreich anfechten, Eltern entmündigen lassen, Erbe durchbringen, Geschlechtsumwandlung etc.! Was man eben so macht.“

© Markus Eck, 26.08.2002

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