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Interview: NORDAFROST
Titel: Harmonische Kollektivität

Diese potente Black Metal-Truppe mit Hang zu Todesmetallischem wurde am Ende des Jahres 1996 im nordrheinwestfälischen Hagen in Trioformation gegründet. Atmosphärische Einschübe und feine Melodiken gesellten sich schnell zu ihrer überwiegend recht rasanten Nachtmusik dazu.

Mittlerweile haben die auch auf den Bühnen sehr aktiven Nordafrost eine Demo-CD namens „Dominus Frigoris“ sowie einen weiteren Tonträger mit dem programmatischen Titel „North Arise“ auf dem Label Heavy Horses veröffentlicht. Seit Anfang 2006 sind sie als Quartett unterwegs, und jüngst bestaunte ich diese Schwarzmetallkapelle leibhaftig auf dem Walpurgis Metal Days VII-Festival. Ein Interview sollte die Folge sein.

Kreischmeister und Gitarrist Svartis beschreibt mir seine Horde als sehr vielschichtige und geistig offene Musikgemeinschaft. Dennoch möchten Nordafrost nicht mit zu viel Privatem an die Öffentlichkeit treten, wie der Mann eindeutig klarstellt. Somit bezogen sich meine eigentlich geplanten tiefsinnigen Fragen nachfolgend eben auf eher allgemeine Thematiken.

„Ja, ich kann dir aus sicherer Quelle sagen, dass bei uns Alkohol getrunken wird. Lieblingssorte Bier? Ich glaube das unterscheidet sich bei uns – aber in unserem Proberaum haben wir meist einen Kasten Germania stehen. Nicht nur vom Preis äußerst attraktiv: Fünf Euro pro Kiste.“

Der Nordafrost-Trommler und Svartis spielten damals noch in einer anderen Band, die sich so langsam ihr eigenes Grab schaufelte, wie ich erfahre.

„So trafen wir uns ab und zu um eigene Ideen umzusetzen, die wir in besagter Band nicht verwirklichen konnten und um überhaupt weiter Musik zu machen die uns gefällt. Es dauerte nicht lange, da war Nordafrost unsere Hauptband und die andere Gruppe war Geschichte.“

Meister Svartis resümiert zu diesem Kontext: „Obwohl unsere Gründung nun circa zehn Jahre her ist, hat sich nicht viel an den musikalischen „Zielen“ geändert. Wir machen einfach unsere Musik und wollen ab und zu live spielen. Das war früher so und es ist nach wie vor nicht anders. Auch die musikalischen Interessen haben sich nicht sonderlich verändert. Da haben wir immer noch dieselbe Vorstellung wie früher. Ich finde das auch nicht verkehrt, da es keinerlei Meinungsverschiedenheiten gibt wenn es um neue Stücke geht. Es gäbe mit Sicherheit mehr Probleme, wenn sich einer von uns in eine Richtung entwickeln würde, die die anderen nicht begleiten.“

Wir sprechen auch über Einflüsse und Inspirationen. „Also wenn du in meinen Plattenschrank gucken würdest, würdest du mit Sicherheit das ein oder andere Mal erstaunt gucken, aber prinzipiell ist ein Großteil dem Black- und Death Metal Bereich zuzuordnen. Für mich persönlich sind da ganz weit oben: Unanimated, Gates Of Ishtar, Dissection, Bathory und noch viel mehr. Es wäre viel zu müßig hier eine Liste aufzuführen, da es so dermaßen viele sind.“

Fest steht: Nordafrost treibt ein kollektives Bauchgefühl an. „Ein Gefühl, welches uns dazu bringt genau diese Art von Musik zu machen gepaart mit Aggressionen die wir in der Musik ausleben“, so Svartis.

Es folgt ärgerlich pauschalisierend Ausgesprochenes. „Ich weiß viel zu wenig über die deutsche Szene um mir ein Urteil bilden zu können. Es gibt mit Sicherheit viele sehr gute Bands die Teil dieser Szene sind, aber auch ebensoviel Müll.“

Der Gruppenname Nordafrost gefällt mir sehr gut, da er sehr naturverbunden klingt.

Ich frage daher bei dem Gitarristen nach, ob die moderne dekadente und weltweit Mensch und Tier oftmals nach Belieben ermordende, globale Wohlstandsgesellschaft den Tod ihrer neuzeitlichen Erscheinung verdient. Svartis erläutert:

„Das ist ja mal eine Frage. Aber ich gebe dir zu 100 % Recht, dass in unserer heutigen Zeit ein unglaubliches Defizit an kulturellen und künstlerischen Werten gibt. Guck´ dir doch mal den durchschnittlichen Jugendlichen an: Absolut austauschbar, identitätslos und gelangweilt. Meiner Meinung nach auch Resultat aus eben jenen von dir angesprochenen Missständen. Mir wird schlecht wenn ich so etwas sehe. Dennoch würde ich das nicht explizit auf einzelne Staaten projizieren, denn das Problem gibt es ja überall.“

Die Texte von Nordafrost kommen alle aus der Hand des Trommlers der Gruppe, da er laut Aussage von Svartis das gewisse Feingefühl besitzt, um Emotionen und Atmosphäre in Worte zu fassen.

„Zum größten Teil drehen sich unsere Texte um fiktive Geschehnisse in der Natur. Hin und wieder sind die Texte aber auch persönlicher und gesellschaftskritisch, dann aber nicht plump geschrieben sondern intelligent verpackt. Ich kann dir versichern, dass er sich eingehend mit der Lyrik beschäftigt.“

Der Sänger ist der Ansicht, dass die erste große „Trendwelle“ in Sachen Black Metal inzwischen schon wieder vorbei ist. „Es kristallisieren sich nun langsam Gruppen heraus, die sich einen Scheiß um Trends kümmern – und andersrum genauso. Ob der Black Metal wieder größer wird kann ich nicht beurteilen. Wir machen unser Ding und stören uns einfach nicht daran.“

© Markus Eck, 03.05.2007

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