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Interview: INGRIMM
Titel: Triumphale Rückkehr

Als Frontmann Stephan ,Fenris‘ Zandt die Regensburger Mittelalter Metaller Ende September 2012 überraschend verließ, hatten die Fans der Band damit einen verdammt herben Schlag hinzunehmen. Ratlosigkeit machte sich breit.

Doch Ingrimm wussten genau um den großen Wert ihrer Gemeinschaft und vor allem ihrer Musik. So wurde am 24. Oktober der routinierte René Brandt als der neue Ingrimm-Vokalist verkündet. Dass der neue Mann sich optimal einfügte, davon kann man sich nun auf dem neuen und vierten Album „Henkt ihn!“ überzeugen.

Als Fenris ging, traf es die Anhänger massiv. Schließlich hatte er das Schaffen der Band seit den Anfängen ja jahrelang massiv geprägt, und das beileibe nicht nur gesanglich.

„Ich denke, dass es völlig normal ist, wenn Bands Mitgliederwechsel verzeichnen. Metallica haben mittlerweile ihren vierten Bassisten und auch da war jeder einzelne Wechsel schmerzvoll - besonders der von Cliff. Da wir alle mit Stephan keinen Kontakt mehr haben, kann ich auch leider keine Auskunft bezüglich seines weiteren musikalischen Werdegangs geben. Wir wünschen ihm jedenfalls viel Glück bei dem, was er anpackt“, berichtet Violinistin Sabine ,Bine‘ Radies, die den Sound der Gruppe seit Anfang 2013 in fester Besetzung mit Fidelklängen verstärkt.

„Eine Band ist vergleichbar mit einer gut funktionierenden Beziehung zwischen Männlein und Weiblein. Wenn’s nicht mehr passt, muss diese Beziehung eben aufgegeben werden und beide Teile müssen den eigenen Weg gehen. Ich muss auch ehrlich zugeben, dass ich darüber wenig Auskunft geben kann, da ich mich zum Zeitpunkt, als sich unsere Wege trennten, in meinem Auslandssemester befand und ja auch noch Gastmusikerin war.“

Bine fährt dazu fort: „Wie nicht anders zu erwarten war, waren zunächst viele unserer Fans erstmal geschockt. Da geht es mir ja auch nicht anders, wenn eine geschätzte Formation plötzlich Besetzungswechsel durchführt. Was uns sehr gefreut hat, war die große Loyalität, die wir im Anschluss erfahren haben und die Offenheit unserer Fans gegenüber unserem neuen Vokalisten. Sie haben gemerkt, dass wir mit René als Mensch und Sänger sehr zufrieden sind, also sind sie es auch. Er hat vom ersten Auftritt an auch direktes Feedback bekommen, was nicht nur ihn stärkte, sondern natürlich auch uns.“

So konnte die zweifellos gravierende Lücke in der Gruppe laut Bine ohne große Mühe gefüllt werden. Und sogar mehr als das.

„Ich bin – und da denke ich, spreche ich auch für den Rest der Band – der Meinung, dass René diese ,große Lücke‘ nicht nur gefüllt hat, sondern die Band wahrlich bereichert. Gesanglich und menschlich sind wir mit ihm wirklich sehr zufrieden. Das bisherige Feedback auch bezüglich seiner Texte am neuen Album ,Henkt ihn!‘ war durchwegs positiv. Wir freuen uns auf die kommende Saison!“

Ingrimm-Gitarrist Alex Haas hat mit René zusammen bei Clusterhead Musik gemacht und da ist das eine dann zum anderen gekommen, so die Violinistin.

„René ist zwar unser jüngstes Mitglied bei Ingrimm, ist aber schon fest integriert und fühlt sich glaube ich auch nicht mehr als Nesthäkchen. [lacht] Da wir alle viel unterwegs sind, Familie oder einfach wenig Freizeit haben, sehen wir uns außerhalb der Band nur selten. Das beeinflusst aber keineswegs unsere zwischenmenschlichen Beziehungen. Wir haben zusammen sehr viel Spaß dabei, wenn wir gemeinsam musizieren können. Sei das nun bei der Probe oder auf der Bühne. Und ich habe den Eindruck, dass man das auch hören kann.“

Danach befragt, was genau die geneigten Hörer ihrer eigenen Einschätzung nach auf musikalischer Ebene auf der „Neuen“ erwartet, gerät die Miene von Bine in helles Strahlen.

„Man hört erneut Ingrimm. Wir machen weiterhin richtig deftigen Heavy Metal, mit fetten Riffings und jeder Menge Double-Bass-Parts, was mit historischen Instrumenten und Thematiken garniert wird. Dabei haben wir natürlich versucht, uns musikalisch weiterzuentwickeln. Die Geige, das neue Melodieinstrument bei Ingrimm, gibt uns hier auch weitere Möglichkeiten noch komplexer zu arbeiten. Ebenso erweitert Renés wirklich tolle Stimme die ganze Platte um einige Facetten.“

Über eigene Stärken zu reden, findet die Dame immer sehr schwierig, wie sie kundtut.

„Hardy, unser Mann für Drehleier, Sackpfeife und Flöte, steckt beispielsweise so tief in der Produktion mit drin, dass auch ihm eine objektive Einschätzung kaum möglich ist. Wenn ich das aber versuchen sollte, so würde ich sagen, dass das Album einfach noch dichter und noch eingängiger geworden ist, ohne, und das ist mir sehr wichtig, seine Eigenständigkeit verloren zu haben … und es klingt trotz aller ,Spielereien‘ eben immer noch definitiv wie Ingrimm.“

Alex hat wie schon seit der Gründung von Ingrimm wie immer bislang ganz maßgeblichen Einfluss auf die neuen Songs gehabt und sehr viel geschrieben, so die Violinenfrau im Weiteren.

„René war für die Texte zuständig. Angefüttert wurde das noch von Ideen von uns an den Melodieinstrumenten an Leier, Geige oder Dudelsack. Doch der Alex hat da immer seine konkreten Vorstellungen und bei ihm muss auch alles zu 100 % passen. Nur so kommt man aber auch voran … also, der nötige Ehrgeiz ist bei uns definitiv vorhanden!“

„Henkt ihn!“ überrascht den Autoren nicht wenig. Die abwechslungsreichen Songs sind typisch Ingrimm und sehr hörenswert geworden.

Die Beteiligten müssen ja motiviert bis in die Haarspitzen gewesen sein für den „Neustart“, oder?

„Was du als Neustart bezeichnest, ist für uns ein Durchstarten. Alex, der ja schon immer die Songs komponiert hat, war echt fleißig und hat sich reingehängt! Aber wie man so schön sagt: ,Lust und Liebe zu einem Ding machen alle Mühe und Arbeit gering.‘ René hat sich in seinem Finnlandurlaub Zeit für die Lyrics genommen und hat rausgeholt, was gegangen ist. Und mit dem Endergebnis darf man durchaus zufrieden sein“, gibt Bine lachend zu Protokoll.

Die genaue Zeit des gesamten Songwritings für „Henkt ihn!“ ist für die Fidelseele sehr schwer zu beziffern, wie sie nachfolgend bekennt.

„Es handelt sich ja vielmehr um einen kreativen Prozess. Nachdem wir im November 2012 sämtliche Personalangelegenheiten geklärt hatten, haben wir mit den Arbeiten begonnen. Wie das immer so ist, geht das manchmal mit dem Schreiben richtig gut von der Hand und manchmal zieht sich’s halt auch. Wie gesagt, es ist ein kreativer Prozess. Nichtsdestotrotz haben wir die ganze Zeit als Einheit funktioniert und jeder im Team hat seine Jobs wirklich klasse gemacht.“

Welche speziellen Umstände führten letztlich zu solch' einer fulminanten, durchgehend intensiven und vor allem auch ideenreichen, originellen musikalischen Rückkehr? Muss ja was richtig Gravierendes gewesen sein, oder? „Das ist einfach zu beantworten! Schlichtweg der Riesenspaß, den wir alle beim gemeinsamen Musizieren haben.“

Persönlich erhofft sich Bine für Ingrimm für den Rest von 2014, dass die Saison genauso weitergeht, wie sie angefangen hat:

„Und dass unsere Fans uns treu bleiben, uns auf den Konzerten begleiten und dass wir die Erwartungen derer, die bislang noch etwas skeptisch sind, voll erfüllen können. Danke an euch Fans, ihr seid die besten!“

© Markus Eck, 27.01.2014

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