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Interview: FEUERSCHWANZ
Titel: Feierlaune bis ans Ende aller Tage

Noch immer führt der unbekümmert frivole Vokalist und fidele Lautenspieler Hauptmann Feuerschwanz seinen zügellosen Spielmanns-Haufen mit aller Lebensfreude an. Und nur zu gerne folgen seine kecken Mitstreiter Prinz Hodi Hodenherz, Johanna von der Vögelweide, Hans der Aufrechte, Knappe Latte und Sir Lanzeflott ihrem dauerdurstigen Notenmeister daher in allerlei musikalische Orgien.

So atmet das neue Gute-Sauf-Laune-Album „WalHalliGalli“, welches den Nachfolger zum erfolgreichen 2011er Langspieler „Wunsch ist Wunsch“ darstellt, den hochprozentigen Feier-Geist brüderlicher Verbundenheit. Schluckspecht Hodenherz, bei Feuerschwanz zuständig für lustvollen Gesang, liebliche Laute und geiles Gebläse, erörtert:

„Nachdem wir ,Wunsch ist Wunsch‘ ordentlich begossen hatten und wieder spielen konnten, merkten wir, dass wir eine Art ,Kreatives Bierfass‘ geworden sind: Man muss nur aufdrehen und es kommt etwas Leckeres raus. Das lag wohl an der Tatsache, dass wir uns als Band nach einigen Jahren ohne Besetzungswechsel etc. endlich wirklich zusammengefunden hatten. Deswegen kamen uns nach ,Wunsch ist Wunsch‘ sofort die ersten neuen, wirklich geilen Ideen. Wir haben also weiterentwickelt, was uns auf der letzten Platte gefallen hat, ausprobiert, gefeilt und geschraubt, und dabei mit jedem einzelnen Lied schlaflose (Liebes)Nächte verbracht. Was dabei entstand, das heißt jetzt ,WalHalliGalli‘.“

Viele Anhänger des humorigen Spielmanns-Trupps haben das vorhergehende Werk regelrecht abgefeiert.

Auf einige Hörer wirkte „Wunsch ist Wunsch“ gar wie ein Quantensprung gegenüber den vorherigen Alben in Sachen Qualität und Reife. Hodi konstatiert hinsichtlich der Güte des neuen Ergusses:

„Wenn man uns weiter abfeiern will, dann wird man das mit der neuen Scheibe auf jeden Fall bestens tun können. [grinst] ,WalHalliGalli‘ ist für uns quasi die Siegeshalle der guten Laune, hier findet das niemals endende Gelage statt. Musikalische Überraschungen gibt es einige, manchmal sogar noch für mich selbst! Nach eineinhalb Jahren Produktion vom ersten Lied bis zur fertigen Platte gibt es für mich immer noch spezielle Stellen in den Liedern, wo ich mir glatt einen Humpen Met zapfen will. Auf Qualität haben wir tatsächlich sehr viel Wert gelegt. Ob wir wirklich reifer geworden sind? Na ja ... wir drücken uns vielleicht nur etwas gewählter aus.“

Wie der trink- und lachfreudige Zecher im Weiteren erläutert, hatten er und der Rest der Feuerschwänze auf der letzten Tour unglaubliche Erlebnisse vor, während und nach ihren Konzerten.

„Das alles hat uns sehr inspiriert. Auf Tour fällt einem schon viel Blödsinn ein. Da entstehen massenhaft witzige Ideen und Spinnereien, aus denen man dann nach zwei Tagen Ausnüchterung vielleicht auch mal ein Lied machen kann. Mit so einer Truppe unterwegs zu sein, das Leben ausgelassen zu feiern, das inspiriert uns immer noch am meisten, denke ich. Ansonsten sind mir auch schon Dinge auf dem Klo eingefallen, das passiert einfach. Darüber hinaus ging und geht bei uns ab, was man eben so tut als Musiker. Also mit einem Haufen Miezen im Proberaum abhängen und Feiern, was das Zeug hält. Das Ziel war jedenfalls von Anfang an, dieses einmalig geile positive Gefühl allein mit unserer Musik wiedergeben zu können. Jedes Wort, jeder Akkord, jede Melodie soll reinste Feierlaune atmen, ohne dabei völlige Ballermann-Verblödung zu erreichen. Man muss das Hirn nicht abschalten, um gut gelaunt zu sein. ,WalHalliGalli‘ - Feiern auf göttlichem Niveau, darauf haben wir unsere ganze Musikalische Leidenschaft angesetzt. Dennoch waren wir extrem kritisch mit uns selbst. Wo wir früher noch gesagt haben ,Geil, das passt so, gehen wir einen trinken!‘, da wird heute noch weitergemacht. Ich denke das hört man aktuell gut heraus.“

Was den Kompositionsprozess zum neuen Album weiter anbelangt, so arbeitete der Haufen laut Hodi auf für das neue Werk sehr viel mit „modernen-magischen Homerecording-Geräten“, um die Ideen im Vorfeld jeweilig auszuarbeiten. „Das Erarbeitete präsentieren wir uns dann stets gegenseitig. Das meiste Material auf ,WalHalliGalli‘ stammt allerdings von mir. Der Hauptmann bringt dabei immer wieder geniale Ideen ein, und Hans an der Gitarre liefert seinen ganz eigenen, deutlich härteren Einfluss in die Musik von Feuerschwanz.“

Als das Gespräch zu nennenswerten musikalischen Einflüssen übergeht, sprudelt es aus dem Eierprinzen regelrecht heraus:

„Ich bin großer Fan von den Apokalyptischen Reitern, Subway To Sally etc. Deutsche Texte und harte Musik eben. Außerdem sehr inspirierend: Irische und schottische Folk Musik sowie klassischer Hardrock mit richtig dicken Eiern! Es gibt allerdings auch Lieder mit wirklich komplett anderen Einflüssen auf unseren ,Neuen‘, das wird so mancher Hörer wahrscheinlich erstmal schlucken müssen.“

„Mittelalter Folk Comedy Rock aus Erlangen“, so umschreibt dieser bunte Haufen seine zur großen Erheiterung und Steigerung der Lebensfreude gedachten Notenwerke. Und mit ihrem neuen Langspieler „WalHalliGalli“ legen Feuerschwanz jetzt mächtig zum erfolgreichen Vorgänger „Wunsch ist Wunsch“ nach. So hat sich Gitarrist, Sänger und Kettenhauben-Träger Hauptmann Feuerschwanz mitsamt seiner erz-lasziven Gesandtschaft mächtig ins musikalische Zeug gelegt, um alten und neuen Fans gehörig einzuheizen in Sachen Unterhaltsamkeit. Dabei zeigen sich die Beteiligten trotz aller erzhumorigen Attitüde auf künstlerischem Sektor beflissener und vielfältiger am Werk denn je. Mittlerweile haben sich die notgeilen Erlanger Schelme mit ihren einmaligen Kompositionen tatsächlich ihre ganz eigene Marke geschaffen.

Prinz Hodi Hodenherz, bei den ewig durstigen Feuerschwänzen als Hauptkomponist, Sänger, Bläser und Lautenspieler zugange, hat seinen letzten fiesen Met-Rausch bedauerlicher Weise nicht ganz so gut wie sonst ausgeschlafen, wie er offen zugeben muss.

„Ich wurde leider von unseren Freunden einer bekannten Spielmannsgruppe viel zu früh und recht unsanft geweckt ... sie haben die Stelle, an der ich mich schlafen legte, nämlich zum Dudelsack-Stimmen auserkoren. Guten Morgen! Das hat dann alles bei mir gekillt, außer den Kater. Ob ich den Lesern Geheimtipps gegen bohrendes Schädelweh nach einem versoffenen Abend geben kann? Tatsächlich geht‘s mir nach einem guten Frühstück immer noch am besten. Alles andere schlägt nicht so an, am allerwenigsten das berühmte Konterbier. Ganz schlimm!“

Und weil wir gerade so schön dabei sind, muss sich der heldenhafte Jecke Hodenherz sogleich der delikaten Frage stellen, welches spezielle Notfall-Programm einem echten Feuerschwanz wirkungsvoll bei akuten Erektions-Schwierigkeiten zu helfen vermag. Dieser zeigt sich listig ratlos: „Ich weiß überhaupt nicht, welches Problem das denn sein soll. Vielleicht wissen die älteren Kollegen ja dazu Bescheid?“ Zackig springt der Hauptmann ratsam ein: „Ganz wichtig ist immer die Devise: Ruhe bewahren! Normalerweise reichen schon einige Melodie-Einheiten. Gesungen oder gesummt. Und nicht vergessen: Immer den Takt mit schlagen.“

„WalHalliGalli“, ein typisches feuerschwänziges Wortspiel, dessen thematischer Hintergrund sicherlich viele der geneigten Hörer sehr interessiert. Ausgelassenes und fröhliches Treiben bei den Erlanger Mittelalter-Rockern also so lange, bis die Beteiligten dereinst in Walhalla für Lachen sorgen werden? Hodi klärt schelmisch grinsend auf:

„Das ist gar nicht mal so daneben getippt! Tatsächlich steht das ,Walhalla‘ in ,WalHalliGalli‘ weniger für Odins Halle als für das Göttliche allgemein. Kombiniert mit ,HalliGalli‘ ergibt sich: Feiern auf höchstem Niveau. Auf göttlichem Niveau! ,HalliGalli‘ ist übrigens kein Gesellschaftsspiel, wie allgemein angenommen, sondern ursprünglich ein Tanz gewesen. Das Leben als ein niemals endendes Gelage, Ausgelassenheit, gute Laune und die Lust, zu Feiern: Für uns ist das eine Lebenseinstellung, die wir musikalisch vermitteln wollen.“ Der Hauptmann weiß seinen Zechbruder noch zu ergänzen: „Nehmt euch nicht allzu ernst, das macht glücklich! Und das Leben genießen zu können, ist doch eine wahrlich göttliche Eigenschaft!“

Die Detailfreude und die Vielfalt der instrumentellen Arrangements auf „WalHalliGalli“ ist beachtlich. Hodi erläutert flugs den Hintergrund dieser erfreulich anspruchsvollen Rezeptur:

„Nach dem letzten Album ,Wunsch ist Wunsch‘ und der dazugehörigen Tour waren wir ganz schön gekickt! Das hat so einen Riesenspaß gemacht, da wollten wir einfach in jeder Beziehung noch einen drauf setzen. Außerdem versuchen einige von uns sich gerade an neuen Instrumenten, was immer wieder sehr inspirierend ist. Etwa die Irish Bouzouki bei einigen der neuen Lieder, oder die Uilleann Pipe. Das wird auf dem nächsten Album sogar noch weiter gehen. Aber im Großen und Ganzen haben wir uns halt auf den Arsch gesetzt, haben viel geübt, getextet, geschrieben und geprobt.“

Feuerschwanz hat sich mittlerweile ohnehin von der zunächst eher unseriös wirkenden Klamauk-Truppe zu einer ernstzunehmenden und beständigen Gruppe gemausert. Dennoch haben diese frivolen Musikanten ihren markanten „Fun-Faktor“ nicht im Geringsten eingebüßt. Viele Fans des Trupps nennen das eine erfreulich natürliche Entwicklung. Don Promillo Hodenherz schätzt das Ganze zustimmend ein:

„Stimmt genau! Das war schon länger unser Ziel, und mit „WalHalliGalli“ haben wir dazu nun quasi ein entsprechendes Statement abgegeben. Wir sind der Meinung, dass hierzulande Feiern, Ausgelassenheit und das Party-Thema irgendwie falsch verstanden werden. Man schaue sich nur Großraumdiskotheken, Ballermann etc. an. Man muss das Hirn nicht abschalten um gute Laune zu haben beziehungsweise man darf zwar, aber man muss ja nicht“, entfährt es ihm feixend.

Wie der Hauptmann dazu ergänzend konstatiert, muss man sich kein Partyhütchen aufsetzen um eine Party zu feiern.

„Und man muss sich am nächsten Tag auch nicht immer unbedingt für das peinliche Benehmen entschuldigen. Man darf auch einfach so gut drauf sein und sich bewusst für das Motto ,Heute wird gefeiert‘ entscheiden. Dafür braucht man keine anonyme Feier-Fabrik mit Fließband-Bespaßung, wie ich finde. Gute Musik und Spaß schließen sich keinesfalls aus. Wer mal die eine oder andere Oper gesehen hat, der hat bestimmt dabei bemerkt, dass die großen Meister von damals auch nicht alles ernst genommen haben, was sie so schrieben.“

Was die weitere künstlerische Entwicklung von Feuerschwanz anbelangt, dazu hat Hodi laut eigenem Bekunden tatsächlich bereits die ersten Ideen in der Schublade. „Das meiste wird aber erst passieren, wenn wir ,WalHalliGalli‘ live gespielt haben. Dann wird sich ganz von allein zeigen, wohin es uns musikalisch letztlich als nächstes führen wird“, gibt der Kerl preis.

Die Lieder des neuen Feuerschwanz-Albums hört sich Hodi auch nach der arbeitsreichen Produktionszeit der Scheibe jedenfalls noch immer gerne an, wie er erzählt.

„Etwa beim Beantworten von Interviewfragen. Ich denke dabei aber auch an alle möglichen anderen Dinge. Mir fällt zum Beispiel ein, was der Hauptmann und ich nach dem Einsingen von ,Mieze für immer‘ abends noch getrieben haben, wenn ich das Stück anhöre. Oder was passiert ist, bevor ich die Idee zu ,Die Spielmannsträne‘ hatte, usw. Ich verbinde mit unserer Musik generell immer sehr viele Dinge, die sich während der Produktion abgespielt haben.“ Hauptmann fügt an: „Das eine oder andere hört man vielleicht sogar aus dem neuen Album heraus, obwohl man nicht dabei war.“

Die ausgefeilten, zynischen und schlitzohrigen Lyriken sind zu einem echten Markenzeichen von Feuerschwanz geworden. Wir sprechen darüber, wer sich hierfür hauptsächlich einbrachte. Haben Feuerschwanz gar einen „Chef-Texter“ in der trinkfreudigen Rotte? Hodi:

„Das Songwriting übernehme ich hauptsächlich. Erste musikalische Ideen werden zusammen mit Hans dem Aufrechten an der Gitarre bearbeitet. Textideen hingegen entwickle ich oftmals zusammen mit dem Hauptmann. Gerade die wirklich abgefahrenen Einfälle kommen uns oft auf Tour, wenn man gerade irgendwo im Zwielicht zwischen Konzert und Heimreise, Wirklichkeit und Traum, Nüchternheit und, na ja, Nicht-Nüchternheit hängt. Umsetzen muss man das ganze dann aber in Ruhe, sonst kommt nur Quatsch dabei raus.“ Ein zentrales Thema werden die Mittelalter Gaudi Rocker laut Hodenherz auf jeden Fall weiterverfolgen: „Und zwar das gemeinsame, großartige, legendäre Gelage, an das man sich noch Jahre erinnern wird. Das hat bei der Komposition ,Verteidiger des wahren Mets‘ begonnen und ging über ,Metvernichter‘ und ,Symposium‘ bis jetzt in ,Das niemals endende Gelage‘. Ein weiteres großes Thema auf ,WalHalliGalli‘ ist die Befreiung. Von Zwängen, von Klamotten im Lied ,Mach dich frei!, vom Keuschheitsgürtel im Stück ,Johannna‘, von einer Partnerin, die so gar nicht zu einem Ritter passt im Song ,Genoveva‘, von gesellschaftlichen Missständen in ,Metnotstand im Märchenland‘ oder von einer langweiligen Arbeitsstelle im Stück ,Nimmerland‘.“

Wenn man eine Botschaft zu transportieren hat, dann muss man sich Gedanken machen, was der Kern des Inhalts ist, so der Sänger, Bläser und Lautenspieler.

„Wenn man sich darüber im klaren ist und es fertig bringt, dass in einem Lied jeder Ton, jeder Akkord und jede Linie genau in diese Kerbe schlägt, dann entsteht das, was man im Jargon ,Hookline‘ nennt, von selbst. Erzwingen kann man einen einprägsame Refrain nicht. Und wenn man das tut, ist es einfach nur nervig.“

Dem Hauptmann ist das alles im Grunde gar nicht wichtig, wie er preisgibt: „Wir können eben nur einfach gar nicht anders komponieren.“

Das weitere Gespräch befasst sich mit der Zeitdauer des kompletten Prozesses der Erstellung der Lieder zur aktuellen Album-Veröffentlichung. Hodi resümiert: „Die ersten Ideen entstanden, genau wie jetzt auch, kurz nach den Studioaufnahmen zum letzten Album. Das ist jetzt fast zwei Jahre her, in denen wir stetig kreativ waren. Es hat sich über einen längeren Zeitraum hingezogen, in dem ständig neue Inspirationen und Inputs kamen. Da wurde dann schon auch mal ein Lied etwas länger liegen gelassen und dann entweder komplett geändert, rausgeworfen oder sogar ganz neu wiederentdeckt, im Sinne von ,Hey, das ist ja doch total geil!‘“.

Musik sollte sowieso keine Grenzen kennen, so setzt der Hauptmann hierbei nach.

„Und so fingen wir an, an ganz neuen Orten zu texten und zu komponieren. Mir machte es immer mehr Spass, meine Taler in die Spielhölle zu tragen, so entstand die Idee zum Lied ,Bandit‘. Ich finde man sollte alles selber ausprobieren.“

Die neuen Stücke muten gar noch einen Ticken unbefangener und heiterer an, als dies ohnehin auf dem gelungenen Album-Vorgänger „Wunsch ist Wunsch“ der Fall war. Haben die Erlanger Zech-Könige zuvor etwa eine massive Überdosis an Humor-Pillen eingefahren? Oder reichte die gute alte Met-Maschine dafür aus?

„Humor-Pillen? Wenn es so etwas gäbe, dann würde ich vielleicht auch Mario Barth lustig finden. Leider hatten wir nichts dergleichen, und die Met-Maschine will zuhause nie so richtig, sie braucht den Applaus des Publikums um zu funktionieren. Wir sind ja nun seit vier Jahren ohne Besetzungswechsel unterwegs, so denke ich, dass wir einfach zusammengewachsen sind, sowohl musikalisch als auch humoristisch“, freut sich Hodi. „Es wäre echt ein guter Plan, Humor-Pillen in Deutschland ins Trinkwasser beizumengen. Met finde ich dafür persönlich viel zu schade“, bringt sich der Hauptmann ein.

Als Verfechter der guten Laune ist es laut Hodi für die Gruppe Pflicht und Auftrag, humorlosen Menschen entgegenzutreten. „Humor hat zum Glück sehr viele Gesichter, man kann auf unendlich viele verschiedene Arten Witz erzeugen; da gibt es Musikstile, die sehr viel eingeschränkter sind. Ich stehe zwar auf Metal, aber ich fände es viel anstrengender, als Musiker immer wütende Texte zu schreiben. Was ist, wenn ich ganz entspannt und glücklich bin? Mist... Ein bisschen Humor kann man dagegen aus jeder Lebenslage ziehen. Wenn nicht, ist man wohl arm dran.“

Leider greift diese neue Art von Armut, so der Hauptmann direkt danach, sehr stark um sich. Er ruft aus: „Wir versuchen unser Leben mit neuen Geschichten zu bereichern und wir schrecken auch nicht davor zurück, konkret auf den bevorstehenden Met-Notstand in unserer Gesellschaft hinzuweisen. Ja, die Met-Reserven weltweit sind fast zusammengeschmolzen und die Bienenvölker verschwinden. Das sollte einfach aktiv angegangen werden.“

Die neuen Nummern für „WalHalliGalli“ hat er größtenteils selbst geschrieben, wie Hodi stolz zu Protokoll gibt. „Ich habe das meiste beigesteuert sowie im Studio und während des Songwritings den musikalischen Überblick behalten. Ein ziemlich anstrengender Job, der mir einen langen, harten Winter bescherte, der sich aber gelohnt hat. [grinst] Danach lässt sich der Festival-Sommer gleich umso mehr genießen.“

Der angesprochenen musikalischen Leichtigkeit entgegen sind Feuerschwanz auf ihrem neuen Album-Teller mal wieder sehr eigenständig und identitätsreich am Werken, vor allem auf stilistischem Sektor. „Wir lieben es sehr, musikalisch vielfältig zu sein, und dabei auch mal mit Klischees zu spielen. Man kann deswegen kaum Bands oder Stile nennen, die für uns durchweg ausschlaggebend sind. Das geht auf ,WalHalliGalli‘ vom Metal über Irish-Folk und Deutschrock bis hin zu 80er Hardrock oder sogar Ska und Reggae usw. Das ist bei uns aber sehr verschieden, da macht jeder in der Band so sein ganz eigenes Ding.“

Die köstlichen Video-Clips von Feuerschwanz sind nach Meinung des Verfassers immer eine Sünde wert.

„Unser Sir Lanzeflott ist bei uns zuständig für alles, was das Thema Video angeht. Wir sind dann wiederum sein Filmteam und arbeiten dann gemeinsam, oft auch mit einem oder mehreren externen Video Leuten, unsere Videos aus. Für das Erstellen der Handlungen in den Video-Clips treffen wir uns meistens auf ein oder zwei bis drei Bier und denken uns das aus. Ein Video haben wir auch spontan auf Tour gedreht, und zwar das ,Metvernichter-Spiel‘. Da hatten wir einen ganzen Nachmittag auf einer wunderschönen Burg zur Verfügung, und da mussten wir ganz einfach was draus machen.“

Einige meinen gar, dass es Feuerschwanz als Band ja bereits nun schon seit über einer ganzen Dekade gibt. Wie sehr ist die Gruppe mittlerweile eigentlich erfolgreich beziehungsweise wie populär geworden sind die Urheber bis heute mit ihrem Tun?

„Also mal abgesehen davon, dass wir seit der Zeit der Kreuzzüge auf Tour sind, wurden wir ja offiziell 2004 gegründet. Das macht bei mir acht Jahre, unser Zehnjähriges kommt also noch. Momentan sind wir ständig auf Open Airs unterwegs und denken gar nicht so viel drüber nach, sondern wir feiern einfach mit den Leuten. Zur ,WalHalliGalli‘-Tour im November wird sich dann sicher so einiges zeigen. Nach dem damaligen Media Control Chart-Einstieg mit ,Wunsch ist Wunsch‘ wollen wir da natürlich auch noch punkten“, wünscht sich Hodi.

Bei den Feuerschwanz-Konzerten herrscht insgesamt ein eher jüngeres Publikum vor, wie von dem Vokalisten auch noch in Erfahrung zu bringen ist.

„Nicht unbedingt geschmacksverirrte Teenies á la Justin Bieber-Fans, aber auch weniger Rock‘n‘Roll-Fans der ersten Stunde. Viel eher erleben wir immer wieder eine gesunde Mischung.“ Wie der Hauptmann noch kundtut, sind bei den Gigs seines Haufens auch sehr oft Kinder anzutreffen. „Diese verstehen vielleicht nicht alle unsere Texte, aber sie genießen wohl die positive Stimmung bei uns.“

Was die Erlanger Humormusikanten Lästerern und Schmähern ihrer erz-kecken Kunst gerne entgegen bringen, das sollte die abschließende Frage sein. Hodenherz antwortet mit einem echten Feuerschwanz-Zitat: „,In einer Welt voll Dunkelheit, seid ihr trotzdem zu jedem Scheiß bereit, wie oft habt ihr euch schon gedacht: Diese Langweiler schlafen die ganze Nacht! Euer Wille sich gegen Langeweile stemmt, gegen schlechte Laune seid ihr resistent. Doch die Menschen haben ein Problem, sie müssen zum Lachen in den Keller gehn!‘“ 



Auf ihrem allerneuesten Albumteller „Walhalligalli“ zeigen sich diese scherzfreudigen Erlanger Schlitzohren und Met-Fetischisten also von der bislang am meisten ausgereiften künstlerischen Seite. Und damit zeigen die bekanntlich nicht wenig humorigen Mittelalter Rocker zugleich effektiv auf, dass die langen Tage des musikalischen Erwachsenwerdens für sie abgeschlossen sind.

Dem aufgeweckten Anführer Hauptmann Feuerschwanz folgt der fidele Schlucker-Haufen nach wie vor mit voller Ergebenheit. Letzterer besitzt unter seiner Kettenhemd-Kapuze nicht nur einen ausgeprägten Familiensinn, wie er in der Horizontale offenbart, sondern der Kerl scheint sich auch mit aller denkbaren Raffinesse durch sein unterhaltsames Dasein zu schlängeln.

Hauptmann Feuerschwanz, welches Erlebnis deiner Kindheit empfandest du als Wendepunkt zu dem hin, was du letztlich geworden bist?


„Na ja, das habe ich persönlich nicht bewusst erlebt. Aber bei meiner Geburt muss mein Vater, der General, so erschrocken sein, dass er mich ins Met-Fass hat fallen lassen. Manche sagen, er hat einen Lachanfall gehabt. Mir persönlich gefällt das ,Ehrfürchtig gelächelt‘ am besten, was aber keiner je erzählt hat. Auf jeden Fall wurde ich dann auch gleich ordentlich getauft. Und so wurde ich Hauptmann Schwanz. Den Beinamen musste man sich in unserer Familie erst noch verdienen.“

Vor was beziehungsweise wem hattest du als Knirps die allergrößte Angst?


„Das war unser Burgmetzger, der auch hin und wieder als Scharfrichter eingesetzt wurde. Vor dem hatten wir wirklich Respekt. Keiner weiß genau, wer oder was in diese Würste eingearbeitet wurde. Und er hat mich früher immer so komisch angesehen.“

War dein erster richtiger Kuss ein voller Erfolg?

„Ja ich erinnere mich vage an unser erstes Metfass-Drehen. Das war glaube ich auf der Burggrafen-Freizeit und ich war der einzige, der vier Fässer mit dabei hatte. Auf jeden Fall verschärften wir irgendwann die Regeln und bezogen die Stalltiere mit ein. Keine Ahnung, wer auf den Schwachsinn gekommen ist. Aber an meine Kindheit habe ich wenig Erinnerungen.“

Wurdest du für deine ersten musikalischen Versuche angebetet oder verspottet?


„Wir haben in unserer Familie immer schon gerne musiziert. Unser Vater, der General, übte mit uns immer Militärmärsche im Burghof. In früher Jugend wurde ich dabei als Trommel eingesetzt. Leider habe ich überhaupt an meine Kindheit wenig Erinnerungen.“

Welches weibliche Wesen hast du dich trotz größter Sehnsucht zu ihr niemals anzusprechen getraut?

„Das war im Kindergarten. Es war die Tochter vom Schankwirt und sie war so wunderschön! Blonde Löckchen und ein bezauberndes Lächeln. Ich bin immer in vollem Galopp an ihr vorbei geritten und habe sie dabei mit Schlamm bespritzt. Ich fand das damals einen unglaublich mutigen und schlüssigen Liebesbeweis. Heute weiß ich natürlich, dass ich ihr einen Met hätte anbieten müssen oder wenigstens einen gesüßten Wein ... und sie dann mit Schlamm bespritzen. Na ja, das war die Jugend, da darf man auch Fehler machen.“

Wie genau hast du dich vor, während und nach deinem allerersten Beischlaf gefühlt?

„Ja, es war die Tochter eines anderen Schankwirts und meinem gestrengen Vater General Schwanz war diese Verbindung ein Dorn im Auge. Er hatte mich in den Weinkeller eingesperrt und wollte mich erst heraus lassen, bis ich Vernunft angenommen hatte und diese langweilige Gräfin zum Tee eingeladen hatte. Ich leerte aus lauter Wut ein ganzes Fass Wein und entdeckte durch Zufall einen geheimen Gang, der direkt in besagte Schenke führte. Den Rest kann man sich ja denken, Knick Knack. Auf jeden Fall bekam ich nach jener Nacht ehrenhalber den Beinamen ,Feuer‘ verliehen. Warum, weiß ich eigentlich bis heute nicht genau.“

Kannst du dich an deinen allerersten verheerenden Vollrausch erinnern?


„Eigentlich habe ich an meine frühe Kindheit kaum klare Erinnerungen. Aber ich glaube, das war mein erster schlimmer entzündeter Zahn. Mein Vater holte den Hufschmied, der auch gleichzeitig der Zahnarzt war auf der Burg. Und weil der General ein mitfühlender Mann war, füllte er mich mit einem Fässchen Export-Met ab. Da muss ich so um die vier Jahre alt gewesen sein.“

Graut es dir vorm Zahnarzt?


„Nein, eigentlich nicht, seit meinem ersten Kindheitserlebnis gehe ich gerne zum Schmied, saufe mit ihm ein Fässchen aus und er darf mir dann einen Zahn ziehen.“

Wachst du manchmal selbst mit einem lodernden Feuerschwanz auf?


„Viele verstehen einfach unseren Familiennamen falsch. In unserem Wappen ist eben unser Ahnen-Drache Festistol abgebildet, der eindeutig einen feurigen Schweif besitzt. Natürlich sind wir eine temperamentvolle Familie und es fliegen oft die Fetzen. Meine Mutter wurde liebevoll eigentlich nur ,Der Drache‘ genannt.“

Wie gezielt bekämpfst du Erektionsprobleme?


„Wir Feuerschwänze besitzen zum Glück ein gesundes Selbstbewusstsein. Also für all die geplagten Männer sei einmal zur Beruhigung gesagt: Manchmal muss man sich einfach entscheiden zwischen Suff und Lanzenstechen. Aber diese Disziplinen zu vermengen bringt nur Unheil in eine Bettstatt.“

Dein sicherstes Versteck für Erotik-Magazine?


„In Knappe Lattes Schuhschränkchen ist ein todsicheres Versteck. Da besitze ich den legendären Playboy mit dem Shooting von Loreley. Absoluter Wahnsinn, immer noch Weltklasse!“

Mit welchem Hollywood-Star möchtest du gerne mal eine heiße Nacht verbringen?


„Ich finde, die Hollywoodstars sind einfach zu abgehoben. Die haben gar keinen Bezug mehr zu normalen erdenden Substanzen, wie eben Met. Was die sich so alles reinpfeifen, nein nein, das gibt doch nur Probleme.“

Was war dein bislang übelster Albtraum?


„Mich besuchte Joey DeMaio mal im Traum und sagte mir, dass ich mit ihm zusammen die Welt vor der Langeweile retten müsse. Es war eine unglaublich blutige Schlacht, in die wir uns zusammen stürzten. Die Langweiler versuchten uns mit Anti-Alkoholischen Getränken müde zu machen. Ich bin schweissgebadet aufgewacht und war riesig froh, als ich sogleich mein Reserve-Fass Met öffnen konnte.“

Hattest du schon mal Todesangst?


„Oh ja! Ich bin durch ein Versehen mal in ein Andrea Berg-Konzert geraten. Ich hatte wirklich Todesangst vor diesem Kerl!“

Wolltest du schon mal jemand töten?


„Ja, alle auf dem Andrea Berg-Konzert Anwesenden.“

Wer ist dein ärgster Feind?


„Wir von Feuerschwanz führen einen erbitterten Krieg gegen die Vertreter der Langeweile. Und die Töter der Phantasie. Da werden wir nicht ruhen noch rasten, bis die Langeweile endlich besiegt ist.“

Welches Stofftier von früher liegt heute noch bei dir mit ihm Bett?


„Es ist ein Hund in Form eines Met-Fässchens, den mein großer Bruder Major Schwanz mir mal zum Geburtstag geschenkt hat. Der Vorteil von dem süßen Tierchen ist, dass das Fass auch funktioniert und ein kleiner Zapfhahn mit dran ist. Der Hund heißt einfach Dr. Met.“

Welches war der schlimmste Streich, den du je jemandem gespielt hast?

„Eigentlich war es ein Versehen. Ich war beim Streber unserer Abschussklasse eingeladen. Ein unglaublich reicher Burggraf. Und ich wollte ihm die Party ruinieren, indem ich alle Getränke alleine aussaufe ... dabei habe ich dann diesen Kerzenleuchter umgestoßen, glaube ich zumindest. Na ja, er durfte auf jeden Fall bei uns in der Burg mitwohnen, bis seine irgendwann dann wieder aufgebaut war.“

Welchen Traum möchtest du dir unbedingt noch im Leben erfüllen?

„Ich würde gerne in einem Met-Fass den Atlantik überqueren. Viele Mitglieder meiner Familie sind berühmte Entdecker. Beispielsweise unser Onkel Wilbur, der schon immer hoch hinaus wollte.“

Das peinlichste Lied, welches dir je gefiel?

„Das Gefühl von Peinlichkeit ist meinem Wesen nicht bekannt. Vielleicht liegt das daran, dass wir von unserem Vater, dem General, schon sehr früh aufgeklärt wurden. Und zwar in Form von Schlachtenberichten aus dem ehelichen Schlafzimmer. Dabei ist mir das Lied ,Prima Nocte‘ eingefallen.“

© Markus Eck, 29.08.2012

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