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Interview: DIMMU BORGIR
Titel: Pompöse Inthronisation


Seit dem - qualitativ beileibe nicht unumstrittenen - 2010er „Abrahadabra“ flehen die weltweiten Legionen an Verehrern der norwegischen Symphonic Black Metal-Giganten ein weiteres Studioalbum geradezu auf kalten Knien herbei. Überfällig scheint es für die Genrevorreiter selbst ohnehin schon länger, an die legendären eigenen Hochzeiten anzuknüpfen.

Doch nun ist es endlich wieder soweit. Spannend. Und das neue und neunte Langwerk mit dem geheimnisvollen Titel „Eonian“ lässt sogar die quälend lange Wartezeit im Nu vergessen, so formidabel komponiert und strahlend prachtvoll produziert ist das Ganze.

Um die erhebenden Hymnen dieser sagenhaft theatralischen, übermächtig bombastischen Schwarzmetall-Oper erstmalig zu präsentieren, lud der langjährige Musikverlag der Mystikerhorde um Shouter Stian ‚Shagrath‘ Tomt Thoresen am 20. Januar zu einer Listening-Session ins Donzdorfer Label-Headquarter.

Circa 20 Journalisten aus ganz Europa reisten an, um sich schließlich gegen 15:00 Uhr Ortszeit vor den leistungsstarken Lautsprecherboxen einzufinden.

Shagrath und der treue Gitarrist Sven ‚Silenoz’ Atle Kopperud sind gut gelaunt mit von der Partie. Als schließlich der Opener „The Unveiling“ erschallt, gehen sämtliche Augen weit auf - dermaßen gespenstische Besessenheit, schaurig-schöne Sehnsucht und solcherlei dämonische Epik lässt keinen kalt. Sofort ist jedem eindeutig klar: hier vollzieht sich eine mächtige, triumphale und entschlossene Rückkehr.

Shagrath kreischt in dem phänomenalen Stück dazu wie ein junger Gott, liefert eine packende Darbietung. „Interdimensional Summit“ schließt sich nahtlos an - zutiefst aufwühlend, surreal erhaben, ein alptraumhaft schöner Track im klanglichen Breitleinwandformat sozusagen, monumental orchestriert.

Ganz besonders auffallend ist auch die weit über das reguläre Maß hinausgehende, gestalterische Vielfalt. „Unser Ziel und Streben war es, ein Album zu erschaffen, auf dem es ein breites Spektrum zu entdecken gibt. Bewusst sollten verschiedene Genres ineinander fließen“, verkündet Shagrath mit überlegter Stimme.

„Ætheric“ weiß dann den dunkeloperettenhaften Eindruck zu festigen, mitreißend findig geschrieben, apokalyptisch anmutig, mit wirklich bombigen Keyboardmelodien geschmückt.

„Council Of Wolves And Snakes“ schleppt sich zunächst langsamer vor, dann explodieren frenetische Uptempo-Ausbrüche ins Ohr, mit einem Shagrath in der Form seines Lebens!

Atmosphärische und stimmungsvoll gestaltete Zwischenparts und Arrangements auch hierin, ungemein große Chöre ebenso.

Thrash-Einlagen wirken zusätzlich ans effiziente Intensitäts-Booster.

Der Meister hierzu: „Ich habe mein Herz und meine Seele in diese neuen Lieder gelegt. Habe sehr viel Zeit dafür aufgebracht, bis alles genau so war, wie ich es für vollendet und würdig hielt. Oft mussten wir Diskussionen ertragen, ob wir ‚true‘ seien oder nicht - was aber könnte wahrhaftiger sein, als einzig das zu tun, was einem aus dem Innersten kommt?“

Zugeständnisse an bereits Vorhandenes wollten die Beteiligten ohnehin ganz und gar nicht machen, wie von dem - noch immer mit sehr sympathischer Bescheidenheit auftretenden - Frontmann zu erfahren ist. „Ich, Silenoz und Galder haben für ‚Eonian’ erneut schlicht das reflektiert, was in uns heranwuchs.“

„The Empyrean Phoenix“ beginnt beschwörend, Midtempo-lastig mit geradewegs gewaltigen Speed-Schüben, ein sehr originelles Stück. Sakrale Untertöne, assistiert von wehmütig ausgelebten Aggressionen, sowie ein wunderbares Solo und wölfisch-bissige Schreiattacken verleihen auch diesem Song eine ganz besondere, einzigartige Note. Fest steht: so hat man diese Art von Musik noch niemals gehört.

„Lightbringer“ kracht verdreht-schizophren in den Raum, gehetzt von peitschenden Drums, nach circa einer Minute lassen die Norweger die Tore der Hölle aufbrechen - pfeilschnelle, thrashige Black Metal-Übergriffe sind die Folge, abermalig von Endzeit-Chören begleitet.

Mit „I Am Sovereign“ gelang der Formation wieder eine echte Oberhymne.

Schön unvorhersehbar und atemberaubend für sich einnehmend, doomig nuancierte Hexenklänge aus dem Kabinett des ewigen Ringens um Vorherrschaft, die wie ein stürmischer Giftwalzer tosen.

„Archaic Correspondence“ ist sinnbildlich der Kampf zwischen Rasiermesser und Vorschlaghammer, großartig abwechslungsreicher MeloPower Black Metal vom Feinsten. Mit Sperrfeuer-Schlagzeugsalven wie von einem großkalibrigen Maschinengewehr, zu denen die Chöre monarchisch verzückt jubilieren.

„Es stellt immer eine ziemliche Herausforderung dar, wenn man als etablierte Band die musikalische Direktive modifiziert“, spricht Shagrath, „denn nicht selten wandern im Zuge dessen viele Fans ab, welche die kreativen Intentionen dahinter nicht oder nicht gänzlich erfassen beziehungsweise verstehen können. In 25 Jahren entwickelt man sich aber eben unweigerlich weiter. Man wächst heran, auch musikalisch, und wir möchten dabei nicht auf der Stelle treten. Glücklicherweise verstand Produzent Jens Bogren dies perfekt umzusetzen, mit dem wir erstmalig arbeiteten - es war ebenso anstrengend wie spannend und letztlich lohnend.“

Das zu Beginn cineastische, doomig-fesselnd dramatische „Alpha Aeon Omega“, gigantisch episch, weist epochales Flair auf, mitsamt Fanfaren-artigem Tastenspiel. Das prachtvoll atmosphärische Instrumental „Rite Of Passage“ krönt die Songliste mit majestätisch-prunkvoll einher schreitendem Beginn, geht stilsicher über in trauerndem Downtempo-Verlauf, mit Keyboard-Schwärmerei und überdimensional drückenden Bläsern.

Das prachtvoll atmosphärische Instrumental „Rite Of Passage“ krönt die Songliste mit majestätisch-prunkvoll einher schreitendem Beginn, geht stilsicher über in trauerndem Downtempo-Verlauf, mit Keyboard-Schwärmerei und überdimensional drückenden Bläsern.

© Markus Eck, 24.01.2018

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