Interview: | COMA DIVINE |
Titel: | Beflügelnde Entschlossenheit |
Geneigte Hörer kennen Sonja Kraushofer bislang vor allem aus ihren beiden Bands L’âme Immortelle und Persephone, worin die Dame innerhalb der letzten Dekade als ausdrucksstarke Sängerin für allerlei erzdüstere Furore zu sorgen wusste. Nun geht sie mit ihrer neuen Truppe Coma Divine an den Start. Im Gepäck haben sie das aktuelle Debütalbum „Dead End Circle“.
Letzteres enthält stimmungsvoll orchestrierten Dark Metal mit starkem Melancholic Rock-Anteil, welcher sich gleichfalls erhaben wie auch psychotisch und erbaulich atmosphärisch ausnimmt. Als Mitstreiter sind auch Musiker von Persephone und L’âme Immortelle dabei.
Und in derart klangstarker Quintettformation können die Beteiligten ihrer teils recht harten Musik viele Nuancen zufügen. Coma Divine schenken jedwedem hemmendem Kalkül zweifellos wenig bis keine Beachtung.
So weisen die Kompositionen eine Vielzahl an reibungslos eingebrachten Einflüssen auf, welche zudem hervorragend miteinander koalieren.
Mehr noch, die Gruppe erarbeitete sich beflissentlich eine individuelle stilistische Prägung, welche die dogmatischen Vorgaben des Genres mit einer ausgeprägten künstlerischen Identität umsetzt.
Solcherlei Sound haben sich viele Acts zum passionierten Pläsier auserkoren, wenige erreichen jedoch das Charisma und die Faszination von Coma Divine.
„Wir haben das Album gemacht, das wir machen wollten und selbst wenn wir kein Label gefunden hätten, hätten wir weiter an den Songs gearbeitet und versucht die Produktion irgendwie auf die Beine zu stellen, weil wir an die Sache glauben und es das ist was wir machen wollen und werden“, offenbart Sonja eingangs.
Doch Musik ist aber nun mal dazu da, um gehört zu werden, so die Vokalistin:
„Und wir freuen uns selbstverständlich wenn das in unserem Falle viele Leute tun! Ob die Lieder ankommen oder nicht, steigert oder schmälert nicht ihren Wert für uns. Aber leider ist man in der heutigen Zeit auf ein gewisses Maß an Erfolg angewiesen, um als Band überhaupt bestehen zu können. Musik ist sowieso so gut wie nichts mehr wert, wird beliebig herunter geladen, getauscht, kopiert, aber nur selten gekauft. Womit wir beim Problem wären: Die Plattenverkäufe gehen zurück, Labels müssen mit den Vorschüssen haushalten und als Musiker reicht es heutzutage nicht mehr, nur sein Instrument zu beherrschen. Nein, man sollte auch über genug Kreativität verfügen oder ein Finanzgenie sein, am besten beides, um mit einem Bruchteil des Budgets dennoch eine ‚State of the art-Produktion’ abzuliefern. An dieser Stelle sei zu erwähnen, dass ohne die Mithilfe und das unendliche Engagement von Produzent Zebo Adam, Mischer Alex ‚Fire’ Tomann und des Grafikers Joachim Luetke das Album nur halb so schön aussehen und vor allem auch klingen würde.“
Der Anspruch der Band an ihre Sache und an sich selbst war laut Aussage von Sonja sehr hoch. „Wir haben ja schon viele Produktionen gemacht, sei es mit Bands L’âme Immortelle, Persephone, oder unser Gitarrist Ashley Dayour mit Whispers In The Shadow. Und mit jedem Album wächst natürlich die Erfahrung, aber auch der Anspruch. Für mich war die Produktion einerseits so entspannt und unkompliziert wie nie. Andererseits musste ich mich ehrlich gesagt aber auch ganz schön ranhalten, viel ausprobieren und an mir arbeiten, um alles so hinzubekommen. Keine Produktion gleicht der anderen, das macht die Sache ja auch so spannend und ist beflügelnd ... man kann sich nicht auf Altbewährtem ausruhen, sondern muss neue Wege erschließen.“
Wie noch in Erfahrung zu bringen ist, kommt die gesamte Band musikalisch sowieso aus sehr unterschiedlichen Richtungen und verschiedene Geschmäcker herrschen vor, was das Ganze aber sehr kreativ und lebendig macht, so die Sängerin.
„Vor Jahren, es ist mittlerweile schon recht lang her, habe ich als 17-jährige begonnen in einer Band zu singen und meine Ausbildung zur Musical Darstellerin gemacht. Klarerweise entwickelt man sich über die Jahre weiter. Mein Musikgeschmack hat sich eigentlich gar nicht so großartig verändert. Viele Bands, die ich damals gerne mochte, höre ich immer noch. Ich glaube, ich kann mittlerweile musikalische Wünsche etwas konkreter definieren und auf den Punkt bringen. Und ich weiß was ich will und was mir noch zu meinem Glück fehlt. Und so hat sich das auch mit Coma Divine ergeben. Ich hatte große Lust, noch mehr mit Ashley, Bassist Francis, Drummer Wolfgang und Cellist Martin Höfert zusammenzuarbeiten; vor allem auch, was das Songwriting betrifft. Und ich wollte musikalisch mal etwas Rockiges, etwas Direktes und dabei auch etwas richtig Ungestümes machen. Gesagt, getan. Gut, so einfach war es dann auch wieder nicht. Es hat ja ein bisschen gedauert, bis es Formen annahm. Aber nun freuen wir uns umso mehr, dass bald unser erstes Album erscheint!“
Künstlerisch inspiriert wird sie von vielen Einflüssen, wie Sonja wissen lässt. „Es ist bei mir eigentlich nicht so, dass ich lange Zeit gar nichts mache und dann die Idee habe. Die Ideen kommen mit der Arbeit daran, wenn man in ein Projekt eintaucht und sich intensiv damit beschäftigt. In meinem Kopf spinne ich mir alles Mögliche zusammen. Und ein paar Sachen schaffen es eben, sich durch das schlammige Tal der verworfenen Ideen hindurch ihren Weg auf ein Blatt Papier zu bahnen.“
Ich erkundige mich im Anschluss daran, wie entspannt diese Band mit unangemessenen Rezensionen beziehungsweise Bewertungen umgeht. Die Coma Divine-Sängerin konstatiert:
„Wir haben überhaupt kein Problem damit, wenn jemandem unsere Musik nicht gefällt. Musik ist eben reine Geschmackssache, und um alle Geschmäcker zu befrieden sind unsere Songs wahrscheinlich nicht die richtigen Lieder. Mit kompetenter Kritik und Bewertung können wir also gut umgehen, auch wenn diese nicht positiv ausfällt. Man kann`s nie allen recht machen und das wollen wir auch gar nicht. Ärgerlich wird es allerdings, wenn sich die Kritik nur auf persönlicher Ebene abspielt.“
Ihr ganz persönlicher Lieblingssong auf dem neuen Album ist „The Odd One Out“, wie der Vokalistin außerdem noch zu entlocken ist. „Das war der erste Text, den ich für die Band gemacht habe und ich mag ihn immer noch sehr! Außerdem war bei diesem Song die ganze Gruppe beim Songwriting beteiligt.“
Coma Divine ist viel härter und rockiger als alle anderen Projekte, in denen sie bisher mitgewirkt hat, weiß Sonja im Weiteren zu berichten. „Es ist also für uns alle in der Band eine komplett neue Sache und Herausforderung! Wir haben versucht, die Songs abwechslungsreich zu gestalten, somit finden sich sowohl harte Riffs als auch eingängige Refrains auf dem neuen Album, sowie Orchester-Arrangements, aber auch progressive Parts. Was noch hervorzuheben ist, ist das verzerrte Cello, welches Martin spielt und das den Songs auch noch mal einen zusätzlichen und besonderen Touch gibt.“
Der weitere Dialog befasst sich damit, wie die Kompositionen des neuen Albums „Dead End Circle“ von Coma Divine auf der Bühne dargeboten werden. Die Kehlen-Artistin erscheint auf einmal merklich aufgeregt:
„Wir sind jetzt schon nervös, wenn wir nur daran denken! Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren. Nachdem spezielle Kleidung auf der Bühne bisher recht gut ankam, haben wir uns auch für Coma Divine entschieden, bekleidet aufzutreten. Ich mag Stoff ... daher wird es auch recht viel davon auf der Bühne zu sehen geben; in Form gebracht von unserem Kostüm-Designer Andreas Ossowski. Es wird auch noch eine weitere Besonderheit auf der Bühne geben. Aber zu viel möchte ich vorab klarerweise noch nicht verraten. Uns wäre es viel lieber, wenn viele Leute zu den Konzerten kommen würden.“
Über kommende Liveaktivitäten berichtet Sonja auch noch gerne: „Wir spielen am vierten August einen Warm-up-Gig in Frankfurt am Main im Club ,Bett‘ und werden dort vorab das gesamte Album zum Besten geben. Und wir sind auf dem diesjährigen Mera Luna Festival zugegen und spielen dort am Sonntagmittag auf der Hauptbühne. Auch da freuen wir uns auf Zuschauer!“
© Markus Eck, 11.07.2011
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